Mehr drinnen gewesen

Bullen mit zu viel Respekt vor Juve

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Nach 0:0 in Turin kaum mehr Aufstiegschancen für die Salzburger.

Eigentlich dürfte eine österreichische Fußball-Mannschaft nach einem Auswärtsremis gegen Juventus Turin zufrieden sein. Doch Feiern war bei Red Bull Salzburg am Donnerstagabend nach dem 0:0 im vierten Match der Europa-League -Gruppe A nicht angesagt. Einerseits haben die Salzburger kaum noch Chancen auf den Aufstieg in die K.o.-Phase, andererseits war gegen die stark ersatzgeschwächten Italiener weit mehr möglich.

Beiersdorfer trauert Sieg nach
"Wir sind viel zu spät draufgekommen, dass das an diesem Abend keine Juve mit großer Klasse, sondern eine ganz normale Juve war", meinte Red Bulls oberster Fußball-Chef Dietmar Beiersdorfer angesichts der lange Zeit zu verhaltenen Offensivbemühungen seiner Mannschaft. "Erst in den letzten 15 Minuten haben wir Mut geschöpft und versucht, nach vorne zu spielen", erklärte der Deutsche, der mit der Beute aus den beiden Spielen gegen Juventus (1:1 daheim, 0:0 auswärts) alles andere als glücklich ist: "Wir hätten beide Partien gewinnen können, eigentlich sogar müssen."

Unterschiedliche Spielanalysen
Beiersdorfer vermisste vor allen das konkrete und zielgerichtete Spiel auf das gegnerischen Tor. Im Vergleich dazu geradezu euphorisch ist das Resümee von Mittelfeldspieler Franz Schiemer ausgefallen. "Wir haben eine wirklich Super-Leistung abgeliefert. Wir haben das Spiel phasenweise dirigiert und uns einige Chancen erarbeitet. Leider haben wir aber heuer nicht jenes Glück, das wir im Vorjahr hatten", sagte Schiemer.

Auch die Spielanalyse von Stevens wich doch deutlich von jener von Beiersdorfer sowie vom allgemeinen optischen Eindruck ab. Die Juve-Fans forderten auf jeden Fall nach Schlusspfiff lautstark ihr Eintrittsgeld zurück. "Ich bin stolz auf eine sehr gute Leistung. Wir waren über zwei Spiele gesehen besser als Juve, haben das aber nicht in Tore umgesetzt", sagte Stevens. Sein Gegenüber Luigi Del Neri war von der Salzburger Passivität überrascht.

Italiener rechneten mit mehr Offensive
"Ich habe die Salzburger offensiver erwartet, schließlich mussten sie gewinnen. Das Gegenteil war aber der Fall, sie waren anscheinend nur auf ein 0:0 aus", kommentierte Del Neri. Auf die Frage, warum man angesichts der Ausgangslage nicht ein wenig mehr Risiko genommen hatte, meinte Stevens: "Wenn wir dieses Risiko genommen hätten, hätte sich Juventus kaputt gelacht."

Kein Vergleich zum Vorjahr
Salzburg hat nun zwei Punkte auf dem Konto. Vor einem Jahr hatte man zum gleichen Zeitpunkt nach Siegen gegen Villarreal, Lazio Rom und Lewski Sofia (2) die Maximalausbeute von zwölf Zählern gehabt. Als die zwei Hauptgründe dafür nannte Stevens kurz und bündig: "Weil es andere Gegner sind. Und weil man Salzburg mittlerweile international besser kennt." Extralob gab es von Stevens für Martin Hinteregger, der als linker Verteidiger gegen Milos Krasic einen guten Eindruck hinterließ. "Wenn ein 18-Jähriger einen Mann wie Krasic so aus dem Spiel nimmt, dann kann man nur ein großes Kompliment aussprechen."

Aufstiegschance praktisch dahin
Im Aufstiegsrennen hat Salzburg nur mehr minimale Chancen. "Aber aufgeben tun wir nur einen Brief. Wir werden in den letzten zwei Spielen alles versuchen, dann schauen wir, was rauskommt", erklärte Schiemer. Die Aufstiegschance Salzburgs lebt ausschließlich dann, wenn beide Partien auswärts gegen Manchester City (1.12.) und daheim gegen Lech Posen (16.12.) gewonnen werden. Eine Garantie fürs Weiterkommen ist das aber noch lange nicht.

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