Cup-Pleite

Austria-Fans stiegen auf die Barrikaden

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Nach der Blamage im Cup verlangten die Austria-Fans ihr Eintrittsgeld zurück.

2.312 Fans waren gekommen, um die Aus­tria siegen zu sehen. Doch dann kam alles anders. Die Stimmung zunächst gut. Auch nach dem 0:1 gab es noch aufmunternde Schlachtgesänge. Nach dem 0:2 schlichen sich die ersten Pfiffe ein. Nach dem 0:4 sangen die Fans nur noch: „Und ihr wollt unsere Veilchen sein?“ Mit dem Schlusspfiff setzte ein gellendes Pfeifkonzert ein.

Da waren die meisten Fans aber gar nicht mehr im Stadion. Sie warteten vor dem Spielereingang auf die „Versager“. „Wir wollen unser Geld zurück“, forderten sie lautstark. Ein Fan schrie: „Wenn die Spieler Eier haben, zahlen sie uns den Eintritt zurück.“ Präsident Wolfgang Katzian und die beiden AG-Vorstände Markus Kraetschmer und Thomas Parits kamen, um mit dem aufgebrachten Anhang zu reden. „Es wird eine finanzielle Entschädigung geben“, versprach Kraetschmer.

Damit gaben sich die Fans aber noch nicht zufrieden. Sie wollten Spieler und Trainer zur Rede stellen. Kapitän Roland Linz kam aus der Kabine, entschuldigte sich: „Dafür verspreche ich, dass wir Meister werden.“ Eine gewagte Ansage. Erst nachdem auch Coach Daxbacher einige Worte sprach, ging der verrückte Abend langsam zu Ende.

Austria-Fans protestieren nach Cup-Pleite

Daxbacher: "Auftritt war beschämend"
ÖSTERREICH: Karl Daxbacher, Ihr Kommentar zu dieser Leistung?
Karl Daxbacher: So etwas habe ich als Austria-Trainer noch nicht erlebt. Ich entschuldige mich auch im Namen der Mannschaft für diese Leistung – es war beschämend. Das war einer Austria-Mannschaft nicht würdig.

ÖSTERREICH: Wie erklären Sie sich die katastrophale Leistung?
Daxbacher: So kurz nach dem Spiel ist das schwer zu sagen. Ich habe jetzt keine Erklärung, warum die Mannschaft so verunsichert war. Wir haben uns seriös vorbereitet, haben alles gewusst. Aber es hat nichts funktioniert. Ich muss mich bei den Fans entschuldigen, sie sind zu Recht aufgebracht.

ÖSTERREICH: Was muss bis zum Ried-Spiel passieren?
Daxbacher: Wir müssen versuchen, eine Mannschaft zu finden, die versucht, das zu reparieren. Vergessen werden wir es wohl länger nicht.

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Wolfgang Katzian, der Präsident des Fußball-Vizemeisters Austria Wien, hat nach dem desaströsen 0:4-Heimdebakel am Dienstagabend im Viertelfinale des "Samsung"-ÖFB-Cups gegen den zweitklassigen Namensvetter aus Lustenau eine offene Aussprache zwischen dem Trainerteam und der Mannschaft gefordert. "Alle müssen sich an einen Tisch setzen, dabei können auch die Fetzen fliegen, aber am Ende muss man daraus zusammengeschweißt hervorgehen", sagte der NR-Abgeordnete (S).

Gespräch mit dem Trainer
Er selbst werde keine Ratschläge erteilen, aber nach der indiskutablen Leistung das Gespräch mit dem Trainer suchen. Der Zeitpunkt dafür stehe jedoch noch nicht fest. Aber er erteilte gleich all jenen, die einen Wechsel der sportlichen Führung fordern, eine klare Absage. "Karl Daxbacher hat unser Vertrauen, da gibt es überhaupt keine Diskussion", erklärte Katzian. Man könne nach zwei Spielen (0:1 gegen Mattersburg und 0:4) nicht gleich alles hinschmeißen, was man sich aufgebaut habe.

"Haben Fußballspielen nicht verlernt"
Katzian steht auf dem Standpunkt, dass Linz, Junuzovic und Co. nicht innerhalb von 14 Tagen das Fußballspielen verlernt haben. "Da muss es irgendwelche anderen Gründe geben. Seit der Länderspielpause präsentiert sich die Mannschaft wie ausgewechselt. Ich kann es mir nicht erklären", meinte der 54-Jährige, der sich etwa eine Stunde nach dem Schlusspfiff so wie die Vorstände Markus Kraetschmer und Thomas Parits, der Trainer und einige Spieler den aufgebrachten Fans stellte. Alle hatten vollstes Verständnis für die Unmutsäußerungen nach der peinlichen Darbietung.

Entschädigung für Fans
Die violetten Anhänger hatten während der erschreckend schwachen 90 Minuten immer wieder "Aufhören, Aufhören" gerufen und danach den Stadion-Eingang zu den Kabinen belagert und lautstark ihren Zorn geäußert. Kraetschmer versprach all jenen Leuten, die sich am Spieltag eine Eintrittskarte gekauft haben, eine finanzielle Entschädigung. Interessenten können sich in entsprechende Listen eintragen. "Wir werden uns mit den Fan-Cops zusammensetzen und eine Lösung finden, in welcher Form das geschehen wird", sagte der Wirtschaftsvorstand, der in der Stunde der Emotion keine Entscheidung treffen wollte.

"Das war eine katastrophale Leistung. Wir waren in allen Belangen unterlegen. Das war für unsere Ansprüche viel zu wenig. Es ist der Wurm drinnen. Gründe für das Versagen fallen mir so kurz nach dem Spiel keine ein. Wir müssen uns jetzt sammeln. So kann's nicht weitergehen. Ich hoffe, wir kriegen die Kurve", sagte Kapitän Roland Linz, der sich gemeinsam mit Torhüter Robert Almer und Verteidiger Markus Suttner der aufgebrachten Menge gestellt hatte. Er versprach im Namen der Mannschaft, dass sich ihre Austria am Sonntag im Liga-Schlager in Ried ganz anders präsentieren werde. Das wird auch notwendig sein, sonst sind die Veilchen Tabellenführer gewesen.

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