Chaotische Zustände beim Krisen-HSV: Alle Medienvertreter von Mitgliederversammlung ausgeschlossen.
Nach Tumulten und Schmährufen gegen die Presse stimmte in einer schriftlichen Abstimmung die Mehrheit der 1.589 anwesenden Mitglieder am Montagabend für den Ausschluss der rund 50 Reporter, Fotografen und Kamerateams, die mit "Auf Wiedersehen"-Gesängen aus dem Saal des Hamburger Congress Centrums geleitet wurden.
Medien-Vertreter rausgeschmissen
"Ich glaube nicht, dass es so
etwas in Deutschland schon einmal gegeben hat", sagte der
HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann zu dem Eklat. Unter dem Jubel der
Mitglieder wurde der ungewöhnliche Beschluss verkündet, die Vertreter der
Öffentlichkeit auszuschließen und damit die Berichterstattung zu verhindern.
Nachdem zwei Versuche, die Abstimmung per Handzeichen durchzuführen, fehlgeschlagen waren, sagte Hoffmann im Pfeifkonzert der aufgebrachten Mitglieder: "Ich weiß, wir sind ein Verein, der eine Krise hat. Aber ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dass wir dokumentieren, dass wir kein Chaosklub sind."
Andere Vereine handelten ähnlich
Der Vorfall ist zwar
einzigartig in der Klub-Geschichte, in anderen Vereinen wie Karlsruhe und
Hansa Rostock gab es so eine Situation jedoch schon. Nachdem sich die
aufgebrachte Menge beruhigt hatte, sei die Versammlung in sachlicher
Atmosphäre fortgeführt worden, berichtete HSV-Pressesprecher Jörn Wolf
später.
Eine Woche Urlaub gestrichen
Nach der letzten Hinrunden-Partie
will sich der Vorstand zusammensetzen und über die Zukunft von Trainer
Thomas Doll entscheiden. "In welcher personellen Zusammensetzung wir das
Unternehmen Klassenerhalt angehen, werden wir zügig, aber in Ruhe angehen",
betonte Hoffmann, der sich zeitlich nicht unter Druck setzen lassen will.
Der Mannschaft wurde eine Woche Urlaub gestrichen: Bereits am 27. Dezember
müssen die Profis aus 14 verschiedenen Nationen wieder zum Trainingsstart am
Volkspark antreten.
Trainer und Mannschaft nicht erschienen
Wegen des großen Andrangs
hatte die Jahreshauptversammlung mit einer Stunde Verspätung begonnen. Die
Mannschaft von Trainer Thomas Doll und er selbst waren nicht erschienen.
"Wir wollen die Versammlung nicht noch mehr emotionalisieren", erklärte
Hoffmann, "die Spieler sollen sich auf das wichtige Spiel am Samstag in
Aachen konzentrieren."