Italien kann schon im zweiten EM-Gruppenspiel vorzeitig den Einzug ins Achtelfinale besiegeln.
Nach der glänzenden Kostprobe gegen die Türkei (3:0) scheinen die Vorzeichen dafür günstig, zumal der Gegner Schweiz beim 1:1 gegen Wales nicht vollends überzeugte. Doch auf die "Squadra Azzurra" wartet in Rom am Mittwoch (21.00 Uhr im Sport24-LIVE-Ticker) ein verflixtes zweites Spiel. Nur einmal gewann sie bei den jüngsten acht WM- oder EM-Endrunden die mittlere Vorrunden-Partie.
Zunächst aber befeuerte der klare Auftaktsieg des vierfachen Weltmeisters die Hoffnungen der Tifosi auf Großtaten bei dieser Endrunde. "Wir bleiben mit den Füßen auf dem Boden, träumen aber weiter", meinte Verbandschef Gabriele Gravina. Auch Trainer Roberto Mancini hatte nach dem 28. ungeschlagenen Spiel in Folge vorgeblich die Aufgabe, die Euphorie zu moderieren. "Es war wichtig, gut zu starten, und ich denke, wir haben alle zufriedengestellt. Aber es sind noch sechs Spiele, und es gibt viele gute Mannschaften", sagte Mancini.
Italiens Defensive kompakt
Das Schwärmen überlässt der Teamchef den Granden vergangener Tage. "Die Mannschaft spielt einen schönen, effizienten und ausgeglichenen Fußball", sagte etwa der frühere Nationaltrainer Dino Zoff. Der mittlerweile 79-Jährige lobte nach dem Auftakt vor allem die Defensiv-Stärke des Teams. "Gegen die Türkei hätte auch ich im Tor stehen können", sagte der ehemalige Keeper schmunzelnd. "Die Mannschaft stand immer kompakt und ist nie in Schwierigkeiten geraten."
Verteidigen steht in Italiens Fußball-DNA, in den vergangenen neun Spielen erzielte der Gegner kein Tor. Doch betörend ist das Offensiv-Flair, das der Dreier-Sturm um Domenico Berardi, Ciro Immobile und Lorenzo Insigne mitunter verströmt. Zoff, der Europameister von 1968 und Weltmeister von 1982, warnte aber auch davor, die Partie gegen die Türkei als Maßstab für den weiteren Verlauf der EM zu sehen: "Es werden Mannschaften kommen, die ihre Konter besser ausspielen." Ein möglicher Stabilisator im Mittelfeld könnte zurückkommen. Marco Verratti von Paris Saint-Germain hat seine Knieverletzung überwunden.
Italien im Achtelfinale mit Heimspiel
Mit einem Sieg über die Schweiz würde Italien unabhängig von anderen Ergebnissen in der Gruppe als erstes Team das Achtelfinale erreichen. Der Mann, der sie aufhalten will, kennt den Austragungsort, das Stadio Olimpico, nur zu gut. Der Schweizer Teamchef Vladmir Petkovic agierte, bevor er die Eidgenossen 2014 übernahm, als Trainer von Lazio Rom. Mit den Laziali wurde Petkovic auch Cupsieger. Doch Italiens Heimstärke ist beachtlich, keines der neun Spiele bei großen Turnieren im Olympiastadion wurde verloren. Mit dem Ende der Gruppenphase könnte selbst der Rekord von 30 Spielen ohne Niederlage unter Vittorio Pozzo von 1935 bis 1939 fallen.
Schweiz will Italien-Serie beenden
Die Einstellung dieser Bestmarke wollen die Schweizer unbedingt verhindern. "Wir haben Bock, diese Serie zu beenden", kündigte Denis Zakaria an. Das 1:1 gegen Wales war für die Eidgenossen insgesamt enttäuschend. "Gegen Wales haben wir irgendwann vergessen zu pressen, wir haben zu tief gespielt", sagte Italien-Legionär Remo Freuler. "Wenn wir das am Mittwoch wiederholen, wird es für die Italiener zu einfach. Aber wenn wir so spielen, wie wir es können, denke ich, dass etwas möglich ist." Vor allem die Chancenverwertung muss sich bessern, ließ man doch beste Einschuss-Gelegenheiten aus.
Zuletzt war für die Schweiz bei Endrunden dreimal hintereinander im Achtelfinale Schluss. Geht es nach Granit Xhaka, bleiben die Eidgenossen 2021 deutlich länger im Turnier. "Wir wollen Geschichte schreiben, und ich glaube, der Zeitpunkt ist sehr gut, um Geschichte zu schreiben." Petkovic ergänzte: "Von einem großen Buch können wir morgen nur eine oder zwei Seiten schreiben. Es ist wichtig, diese erste Seite zu schreiben, dann kann man auch das Buch zu Ende schreiben."