Nächster Schock für Austria Kärnten. Der "kleine Bruder" FC Kärnten hat bei der Bundesliga Klage auf 4 Millionen Euro eingebracht.
Der finanziell angeschlagene FC Kärnten zieht im Kampf um die Bundesliga-Lizenz für die kommende Saison alle Register. Neue Hoffnung setzt der abstiegsbedrohte Club der Red Zac Erste Liga in eine Millionenklage gegen den Bundesligisten SK Austria Kärnten. Diese wurde am Donnerstag beim Senat 2 der Fußball-Bundesliga eingebracht und beläuft sich auf insgesamt 4.154.610 Euro, sagte der vom FC Kärnten mit der Klage betraute Rechtsvertreter Peter Vogl.
Streit um Akademie
Der SK Austria Kärnten hatte 2007 im Zuge
seiner Übersiedelung von Pasching nach Klagenfurt unter anderem die
Nachwuchs-Akademie des FC Kärnten übernommen. Für die Übertragung der
Akademielizenz fordert der FC mit Hinweis auf die Aufwendungen seit 1998 nun
3,0 Mio. Euro. Als Ausbildungsentschädigung für 117 Nachwuchsspieler wurden
insgesamt 588.610 Euro geltend gemacht, für eine zugesagte, aber nicht
erfolgte Zahlung aus einem Vertrag mit Hauptsponsor Kelag weitere 500.000
Euro. Der Rest sind offene Rechnungen.
"Die Chancen stehen nicht schlecht", meinte FCK-Präsident Josef Steindorfer, wollte die Klage aber nicht in direkten Zusammenhang mit dem laufenden Lizenzierungsverfahren setzen. Ende April hatten sowohl FC als auch SK Austria Kärnten in erster Instanz die Spielgenehmigung für 2008/09 nicht erhalten.
Lizenz
Die Protestfrist gegen das Urteil des Senat 5 endet
kommenden Dienstag. Danach entscheidet das Protestkomitee und schließlich
anstelle eines ordentlichen Gerichtes das Ständige Neutrale Schiedsgericht.
Ähnlich ist der Instanzenweg im aktuellen Kärntner "Bruderzwist". Für
interne Schlichtungen zwischen Mitgliedern ist in der Bundesliga der Senat 2
zuständig.
Haben Politiker Versprechen gebrochen?
"Austria Kärnten hat Werte
vom FC Kärnten übernommen, entsprechende Zusagen von der Politik wurden aber
nicht eingehalten", erklärte der bekannte Fußball-Anwalt Vogl aus Ried.
Hauptstreitpunkt ist die Akademie. In der Klage wird unter anderem darauf
verwiesen, dass Austria Kärnten dafür bis einschließlich 2012 jährlich eine
Million Euro an Fördergeldern von der Landesregierung erhält.
Austria-Präsident gelassen
Austria-Kärnten-Präsident Mario
Canori wähnt sich "auf einem anderen Rechtsstandpunkt" und blickt der Klage
daher gelassen entgegen. "Wir haben die Akademie mit allen Rechten und
Pflichten übernommen. Dafür sind auch Gelder geflossen", erinnerte Canori.
Mit dem FC Kärnten existiere ein gültiger Kooperationsvertrag. Daher seien
Ausbildungsentschädigungen nicht gerechtfertigt, argumentierte Canori. Der
Austria-Präsident war am Mittwoch von Steindorfer über dessen Pläne in
Kenntnis gesetzt worden.
"Er hat um Verständnis gebeten, weil er alles unternehmen muss, um die Liquidität herzustellen", sagte Canori. Die Lizenz für seinen eigenen Club sieht er nicht in Gefahr. "Wir werden alle Unterlagen zeitgerecht einreichen." Das Protestkomitee entscheidet bis spätestens 19. Mai in zweiter Instanz über die Vergabe. Während Austria Kärnten den Klassenerhalt in der höchsten Spielklasse sportlich geschafft hat, scheint der FC in der zweithöchsten davon weit entfernt. Zwei Runden vor Schluss fehlen den Kärntnern drei Punkte auf einen Nicht-Abstiegs-Platz.