Teilen

Klimaschutz und Nachhaltigkeit liegen bei Österreichs Fußball-Bundesligisten im Trend. In einer Umfrage der APA - Austria Presse Agentur bewerteten sechs Vereine die beiden Themen als "wichtig", fünf um die Wiener Rivalen Austria und Rapid sogar als "sehr wichtig".

Das war die höchste Bewertung auf einer sechsstufigen Antwortskala. Wie die Rundfrage ergab, bemühen sich die Clubs schon seit Jahren um Klimafreundlichkeit. Die Bundesliga will künftig die Verbindlichkeit erhöhen.

Vereine wie der LASK oder die Wiener Austria berücksichtigten beim Bau ihrer neuen Stadien zahlreiche Nachhaltigkeitskriterien. Die Umstellung auf LED-Beleuchtung ist ebenso ein großes Thema wie die Umrüstung des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge oder der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen, die bei einer Handvoll Erstligisten schon vorhanden sind. Weit verbreitet sind auch durch erneuerbare Energieträger gespeiste Rasenheizungen sowie Upcycling-Programme, etwa im Bereich Merchandising. Punkto Stadionbesuch sind mobile Tickets und Mehrwegbecher in der Liga praktisch Standard. Auf dem Vormarsch ist veganes Essen als Alternative zum Fleischkonsum im Stadion.

LASK geht gegen Bienensterben vor

Bei Rapid, Ried und Altach findet man E-Tankstellen in unmittelbarer Nähe der Spielstätte. Bei Austria Lustenau gibt es Dienstfahrräder für Spieler, Trainer und Mitarbeiter. Um dem Bienensterben entgegenzuwirken, betreibt der LASK im Paschinger Trainingszentrum ein Biotop, das mehrere Bienenvölker beherbergt. Dass das Bewusstsein gewachsen ist, zeigt sich auch daran, dass vier Vereine - Sturm, Austria, WSG Tirol und der WAC - laut ihren Angaben bereits eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie haben. Bei Salzburg, Rapid und Lustenau wird ein solches Strategiepapier derzeit ausgearbeitet. Austria Klagenfurt übermittelte keine Informationen.

Noch nicht gelebte Praxis ist für die Mehrheit dagegen ein klar definiertes Ziel für Klimaneutralität. Nur Austria Lustenau äußerte den ambitionierten Vorstoß, Klimaneutralität solle bis 2025 realisiert sein. Dann soll der Neubau des Reichshofstadions finalisiert sein. Bei Rapid arbeite man daran, "als erster österreichischer Sportverein dem klimaaktiv-Pakt beizutreten und die Treibhausgase um bis zu 37,5 Prozent bis zum Jahr 2030 zu verringern".

Umweltschutz als Lizenz-Kriterium

Die Bundesliga hat Umweltschutz im Dezember 2022 als B-Kriterium in der Lizenzierung verankert. Um die Lizenz für die kommende Saison 2023/24 zu erhalten, muss jeder Bewerber "Maßnahmen ergreifen und umsetzen, um seinen ökologischen Fußabdruck und die Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit der Organisation seiner Veranstaltungen sowie dem Management und der Errichtung von Infrastruktur zu verbessern". Totale Untätigkeit wäre mit Geldstrafen verbunden. Mindestkriterien gibt der Lizenzgeber zwar noch keine vor, das soll sich aber mit der Zeit ändern.

"Wer gesellschaftliche Relevanz hat, hat auch gesellschaftliche Verantwortung. Deshalb beschäftigt sich die Bundesliga seit vielen Jahren und insbesondere seit dem Jahr 2019 verstärkt mit dem Thema Nachhaltigkeit", sagte Liga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer der APA. Bis dato fanden sich Nachhaltigkeitskriterien als förderbare C-Kriterien vor allem in den Stadionbestimmungen wieder. "Mit der heurigen Lizenzierung haben wir das von der UEFA eingeführte Nachhaltigkeitskriterium auch in die nationale Lizenzierung übernommen. Das Kriterium wurde in diesem Jahr von allen Clubs erfüllt, wobei wir dies auch als erste Statuserhebung sehen und das Niveau in diesem Bereich ebenfalls von Saison zu Saison steigern wollen", sagte Ebenbauer.

Nachhaltigkeit in deutscher Liga bereits im Linzenzverfahren

Darüber, ob das Tempo den Herausforderungen gerecht wird, lässt sich freilich streiten. Ist es für finanzkräftige Vereine leicht möglich, durch Zahlung von Geldstrafen auf Klimaschutz-Maßnahmen oder andere Projekte im Bereich Nachhaltigkeit zu verzichten? Diese Debatte gibt es ansatzweise bereits in Deutschland, wo die DFL Nachhaltigkeit gleichermaßen in das Lizenzierungsverfahren aufgenommen hat. Auch dort sind einige Bundesligisten wie Freiburg oder Werder Bremen etwas weiter als andere. Bremen hat sich verpflichtet, bis 2040 klimaneutral zu werden.

Die Ansatzpunkte und Aufgaben für Fußballvereine sind mannigfaltig. Neben der Senkung des eigenen Energieverbrauches geht es um Aspekte wie Müllvermeidung im Stadion, die Fan-Bewegung zu den Spielen, den Berufsverkehr der Angestellten und natürlich die besonders klimaschädliche Flugreisetätigkeit.

Als Leuchtturm-Beispiel, wie man Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Fußball adressieren kann, gelten vielen Beobachtern die Forest Green Rovers. 2018 wurde der englische Drittligist von der UNO als erster klimaneutraler Club der Welt ausgezeichnet, nachdem dieser seit 2010 einige bemerkenswerte Schritte vollzogen hat. Unter anderem bauten die Rovers ihr Stadion weitgehend aus Holz, das CO2 bindet, und setzen auf Trikots und Schienbeinschoner aus natürlichen Rohstoffen. Und dass die Vermeidung von Flugkilometern dem League-One-Nachzügler leichter fällt als ständig in europäischen Wettbewerben vertretenen Premier-League-Teams oder auch Österreich Meister Salzburg, ist als Tatsache einleuchtend.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
Auf sport24 finden Sie täglich die aktuellen Berichte und News aus der Welt des Sports – von Fußball bis Tennis, von Formel1 bis US-Sports. Dazu gibt es die Ergebnisse, Daten und Tabellen im Überblick. So bleiben Sie immer auf dem Laufenden.