Einige Clubs der Österreichischen Bundesliga wollen auf Kurzarbeit umstellen.
Österreichs Profi-Fußball ist in Zeiten der Coronavirus-Pandemie auf der Suche nach Liquiditätssicherung. Die Bundesligisten prüfen derzeit auch die Inanspruchnahme staatlicher Hilfen, um den durch die Aussetzung des Spielbetriebs drohenden finanziellen Schaden zu begrenzen. Als ersten Schritt wollen einige Oberhaus-Clubs die neue Kurzarbeitsregelung nutzen.
In einer Videokonferenz am Mittwoch haben sich die Bundesliga und die Vertreter der Clubs durch die Verlängerung der Ligaaussetzung bis Anfang Mai Zeit gekauft. Im operativen Geschäft sind die wirtschaftlichen Geschäftsführer mit Szenarien von finanziellen Engpässen beschäftigt. "Das Liquiditätsthema ist derzeit kaum abschätzbar", sagte Sturm-Geschäftsführer Thomas Tebbich. Neben dem ruhenden Spielbetrieb sieht Tebbich andere Hürden: "Was ist mit den Partnern wie Sponsoren, wo die Vereine noch offene Forderung haben? Vielleicht haben auch die Zahlungsprobleme."
Sturm-Geschäftsführer Thomas Tebbich fordert Unterstützung
Die Grazer dürften damit nicht alleine dastehen. Nicht nur der steirische Branchenführer hofft man auf Unterstützung der öffentlichen Hand. Rapids Geschäftsführer Christoph Peschek hat als erster Funktionär offen Hilfe durch den Staat gefordert - in Hütteldorf würden angeblich bis zu sechs Millionen Euro wegbrechen. Sturms Tebbich wollte keine genauen Zahlen nennen, betonte aber: "Beim Worst-Case-Szenario Meisterschaftsabbruch sprechen wir mit Sicherheit von einem siebenstelligen Verlustbetrag, das geht in die Millionen."
Juristische Empfehlung - Kurzarbeit beantragen
Sturm wird vorerst - wie etwa auch in Altach und Wolfsberg angedacht - im gesamten Unternehmen auf Corona-Kurzarbeit umstellen. Auch Austria und Rapid beschäftigen sich mit diesem Thema, wollten sich dazu aber nicht öffentlich äußern. Selbst Liga-Krösus Salzburg könnte so agieren. "Bei Salzburg ist es kurzfristig nicht angedacht, aber wenn sich die Situation verschlimmert, könnte das sogar beim Serienmeister ein Thema werden", hieß es von Club-Seite auf APA-Anfrage.
Der juristische Anspruch ist gegeben. "Die Bundesliga ist kollektivvertragsfähig, die Empfehlung ist deshalb, Kurzarbeit zu beantragen", sagte der auf Sport- und Arbeitsrecht spezialisierte Rechtsanwalt Wolfgang Rebernig. Das AMS ersetzt dem Arbeitgeber ausschließlich die entstandenen Kosten für Einkommen bis zur Höchstbeitragsgrundlage (5.370 Euro Brutto). Clubs können aber natürlich einvernehmlich höhere Summen zahlen.
Die Coronakrise wird zum Prüfstein für Solidarität im Verein. Schnelle interne Lösungen werden angestrebt. "Dass man sagt: Jetzt müssen wir zusammenhalten, denn jetzt steht die Existenz von Sturm Graz auf dem Spiel", meinte etwa Tebbich. Ob sich ein Spieler darauf einlässt oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen.
Es liegt an den Spielern
Gernot Zirngast, Vorsitzender der Vereinigung der Fußballer (VdF) rät den Profis zu diesem Schritt, um ihrem Arbeitgeber existenzielle Probleme zu ersparen.
"Wir haben den Spielern klar gesagt, es ist ihr höchstpersönlicher Bereich, jeder muss für sich selbst entscheiden, was er tut. Aber grundsätzlich empfehlen wir es und bewerten es positiv, dass Spieler ihren Verein in einer so schwierigen Phase unterstützen", sagte Zirngast der APA.
Der Steirer wies darauf hin, dass ein Verein mit jedem Spieler einzeln das Kurzarbeitsmodell ausverhandeln muss und dass dieses Agreement anschließend noch der Zustimmung der VdF bedarf. Außerdem sind die Clubs auf das Entgegenkommen der Kicker angewiesen, die aufgrund ihrer befristeten und unkündbaren Verträge nicht zur Umstellung auf Kurzarbeit zwangsverpflichtet werden können. "Es hängt vom Goodwill der Spieler ab. Wir haben auch vollstes Verständnis dafür, dass Spieler, deren Vertrag am 31. Mai 2020 endet, kein Interesse an Kurzarbeit haben", erklärte Zirngast.
Gernot Zirngast, Vorsitzender der VdV, apelliert an die Vernunft der Spieler
Sollten sich die Profis durchwegs der Kurzarbeit verweigern, könnte sie dies auf längere Sicht teuer zu stehen kommen. "Das Worst-Case-Szenario ist, dass es ein Verein nicht übersteht und er Insolvenz anmelden muss", warnte der VdF-Funktionär. In diesem Fall wären die finanziellen Einbußen für die Kicker wohl ungleich höher.
"Kleinere Brötchen backen"
Altach-Geschäftsführer Christoph Längle will seinen Kickern möglicherweise "Modellrechnungen" der Lage präsentieren, um den Blick fürs große Ganze zu schärfen. Der SCR Altach sei gesund, man habe sich eine gewisse Eigenkapitalbasis geschaffen. Dennoch werde, so Längle, jeder einen Beitrag leisten müssen. "Ohne Vereine gibt es keine Profifußballer." Er sieht eine grundsätzliche Konsolidierungsphase für die Bundesliga voraus: "Eine Zeit lang wird man wahrscheinlich auch kleinere Brötchen backen müssen."
Auch beim Liga-Vierten WAC tendiert man dazu, neben den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle auch die Fußballer und Trainer in Kurzarbeit zu schicken. "Damit quasi alles stillsteht", sagte Dietmar Riegler. Der Clubboss gab sich in finanziellen Belangen noch entspannt. "Mit einem Millionen-Verlust spekulieren wir nicht. Es ist natürlich ärgerlich, aber bei uns überschaubar und bewältigbar", sagte Riegler, dessen Verein im Herbst Europa-League-Prämien hamsterte. "Sicherlich ist es gut, dass wir Europacup-Einnahmen haben. Wir hätten das Geld aber gerne für andere Dinge als Corona verwendet."