Serienmeister Salzburg voll gefordert und verdient nach einem 1:1 einen Punkt mitgenommen: Rapid hat bei der Generalprobe für das ÖFB-Cup-Finale am Sonntag in Klagenfurt gegen Sturm Graz für positive Schlagzeilen gesorgt.
Als Nebenerscheinung wurde am Mittwoch wieder Spannung ins Fußball-Bundesliga-Titelrennen gebracht. Doch neben viel Licht gab es auch Schatten. Die unnötige Rote Karte von Michael Sollbauer spitzte die prekäre Personalsituation im Abwehrzentrum weiter zu.
Der 32-Jährige ließ sich in der 82. Minute nach einer ähnlichen Aktion von Karim Konate zu einer Tätlichkeit gegen den Salzburg-Stürmer hinreißen. Nach der Partie wollte der Kärntner, der nun ausgerechnet das Endspiel in seiner Heimat verpasst, kein Interview geben. Sein Trainer Zoran Barisic sprach von einer "nicht notwendigen" Aktion. Stürmer Guido Burgstaller drückte sich deutlicher aus: "Er fehlt uns im Cupfinale, wo wir eh sehr dünn gesät sind in der Innenverteidigung. Das tut sehr weh, es war eine absolut blöde, dumme Aktion."
Vor Sollbauer waren bereits die Ausfälle der verletzten Leopold Querfeld, Christopher Dibon und Maximilian Hofmann bekannt gewesen. Das Trio ist auch für Sonntag kein Thema. Dadurch könnten mit Kevin Wimmer und Martin Moormann zwei Linksfüße im Cup-Duell die Innenverteidigung bilden. Bestätigen wollte Barisic das nicht. "Wir haben einige Tage Zeit, um darüber nachzudenken, und eine Lösung zu finden", hielt sich der Wiener alles offen. Einen Ansatz gab er mit Blick in die Vergangenheit preis. "Ernst Happel hat früher gesagt, wenn du Probleme in der Defensive hast, dann spielst du halt offensiv", sagte Barisic schmunzelnd.
Am Sonntag soll Titel-Flaute enden
Gegen Salzburg war das in der ersten Hälfte absolut der Fall. Da legte zwar Karim Konate aus spitzestem Winkel das 0:1 (15.) vor, doch Guido Burgstaller (44.) besorgte den mehr als leistungsgerechten Ausgleich. Der 33-Jährige ist weiter auf Kurs in Richtung Torjägerkrone. Laut Burgstaller könne man mit der "super" ersten Hälfte aus fußballerischer Sicht "sehr zufrieden" sein. "Wir haben ein gutes Spiel gemacht, das gibt uns sicher ein gutes Gefühl für die nächsten Tage", verlautete der Ex-Deutschland-Legionär.
Bereits vier Tage nach dem Ligaschlager wartet in der in der Nähe des Wörthersee gelegenen Arena das wichtigste Spiel seit langer Zeit. Der erste Titel seit der Meisterschaft 2008 sowie der erste Cuperfolg seit 1995 soll unbedingt eingefahren werden. "Wir waren sehr aktiv, mutig, läuferisch sehr stark, zweikampfstark. Es war schön anzuschauen von Anfang bis am Schluss. Die Generalprobe ist definitiv geglückt, das gibt uns sehr viel Mut, positive Energie und Zuversicht", resümierte Barisic. Seine Kicker hätten sich die Latte mit ihrer Vorstellung ziemlich hoch gelegt. "Da müssen wir anknüpfen, nicht mehr und nicht weniger", forderte der 52-Jährige.
Neue Blessuren kamen keine dazu. Die Entscheidung von Barisic nur gezielt zu rotieren, darunter etwa Marco Grüll zu Beginn eine Pause zu geben, kann somit als gelungen bezeichnet werden. "Mein Wunsch war es so viele Spieler wie möglich in Form für das Cup-Finale zu bringen, ohne die Balance zu verlieren was die Leistungsstärke betrifft", gab Barisic Einblick. Flügelspieler Nicolas Kühn profitierte und stellte seinen Coach bei seinem Startelf-Comeback zufrieden. "Man hat gesehen, dass auch mit ihm im Finale zu rechnen ist."
Salzburg konzentriert sich auf die Liga
Die Salzburger können sich ganz ungewohnt in dieser Saisonphase voll und ganz auf die Liga fokussieren. Der Polster auf Verfolger Sturm Graz schrumpfte fünf Runden vor Schluss trotzdem auf nur noch drei Punkte. "Natürlich ist der Frust noch groß", betonte Coach Matthias Jaissle. Das nicht nur wegen des Ergebnis. "Die Leistung war nicht gut genug, deswegen war das ein gerechtes 1:1", meinte Jaissle. Der Ausfall von zwölf Kaderspielern wirkte sich negativ aus. "Es ist aktuell eine große Herausforderung, aber wir jammern nicht und suchen nicht nach Ausreden", sagte der Deutsche. Der vorhandene Kader könne seine Sache besser machen.
Jaissles Hoffnung ist groß, dass bis zum "Retourspiel" gegen Rapid in Wals-Siezenheim am 7. Mai "der eine oder andere" angeschlagene Akteur zurückkehren wird. Wenn nicht, könnte Konate neuerlich eine tragende Rolle spielen. Der 19-jährige Stürmer glänzte bei seinem Startelf-Debüt mit einem sehenswerten Tor aus spitzestem Winkel. "Er hat es über weite Strecken ordentlich gemacht, ist ein vielversprechendes Talent, über das sich der Verein auch noch in Zukunft freuen wird", vermutete Jaissle. Sein Team ist im Cup-Finale nur Zuschauer - ein ungewohntes Gefühl. "Es schmerzt noch immer", betonte Jaissle, dem der Ausgang "völlig egal" ist.