Kann Salzburg auf dem Weg zum nächsten Meistertitel noch jemand aufhalten? Falls ja, müssten sich die "Bullen" im Meistergruppen-Endspurt eine Serie von Niederlagen einfangen.
"Wir wollen Meister werden und wir brauchen vier gute Leistungen", stellte Coach Jesse Marsch klar. Dass Sturm Graz gegen Salzburg gewinnen kann, ist verbrieft. Am Sonntag (14.30 Uhr im Sport24-LIVE-Ticker) kommt es in der Merkur-Arena zum bewerbsübergreifend insgesamt fünften Saisonduell, zweimal siegte Sturm.
"Wir haben zwei Mal in diesem Jahr gelernt, dass Graz eine gute Mannschaft ist und eine super Leistung abliefern kann", lobte Marsch die Steirer. "Sie spielen intensiv. Sie sind gut gegen den Ball und auch im Umschalten eine gute Mannschaft. Wir brauchen unser bestes Niveau über 90 Minuten." Vor der englischen Woche ließ der nach der Saison zu Leipzig abwandernde US-Amerikaner anklingen, dass er eher auf bewährte Kräfte vertrauen wird. "Unser Ziel ist, jetzt immer mit der stärksten Mannschaft zu spielen. Die Punkte sind wichtig", betonte er. Ein Dreier am Sonntag, "dann ist Mittwoch ein Finale (gegen Rapid, Anm.)" - und womöglich eine Titelparty.
Mini-Hoffnung für Rapid
Nach der 29. Runde wird Salzburg noch nicht ausgelassen feiern können. Der Modus macht es möglich, dass Rapid selbst bei einer Niederlage und gleichzeitigem Salzburg-Sieg noch eine theoretische Chance auf den Meistertitel hätte. Bei den dann neun Punkten Rückstand müssten die Grün-Weißen fortan dreimal gewinnen, während die Mozartstädter alle Partien verlieren müssen. Dann würde Rapid am Ende bei Gleichstand zwecks Kompensation vorgereiht, da das Punktekonto der Hütteldorfer bei der Teilung abgerundet wurde.
Während Rapid aber immer den Kürzeren zog, ist Sturm die einzige Mannschaft, die gegen Salzburg in dieser Bundesliga-Saison zweimal gewann. Das jüngste Aufeinandertreffen in Wals-Siezenheim wurde jedoch zur klaren Angelegenheit für die Heimmannschaft: 3:1 gewann Salzburg dank eines Hattricks von Patson Daka am 4. April. Im Cup-Halbfinale hatte sich Red Bull schon davor im März noch deutlicher, nämlich mit 4:0, durchgesetzt. "Die letzten Begegnungen gegen Sturm Graz waren sehr erfolgreich. Natürlich nehmen wir das mit für dieses Spiel, was wir damals gut gemacht haben", erklärte Abwehrchef Andre Ramalho.
Sturm mit Selbstvertrauen
Sturm-Trainer Christian Ilzer meinte, dass Salzburg im Cup eine zu große Hürde gewesen sei. "Aber wir konnten uns heuer gut auf die Qualitäten der Salzburger einstellen. Wir müssen überzeugt ans Werk gehen und brauchen eine Topleistung ohne Fehler, denn diese nutzt Salzburg mit seiner Qualität", sagte der Steirer, der dem kommenden Gegner zum Cup-Triumph gratulierte. Die Meisterschaftspause habe zuletzt gutgetan. "Die Spieler konnten Frische tanken, und in den freien Tagen wurden auch die Köpfe frei."
Als Dritter liegt Sturm derzeit sechs Punkte hinter Rapid und einen Zähler vor dem LASK. "Wir spielen bis jetzt eine sehr ordentliche Saison. In den vier Spielen müssen wir jetzt noch den Fokus hochhalten und richtig liefern", erklärte Ilzer, der sich auf das Finale freut. "Wir sind zu Hause gut drauf, haben in unserem Stadion definitiv gute Spiele gezeigt." Gegen den Serienmeister bedürfe es freilich einer Topleistung von der ersten zur letzten Minute. "Sie haben eine extrem hohe Dichte an Qualität, auf allen Positionen, mit der nötigen Energie und Intensität im Spiel."
Möglichkeiten rechne er sich aber allemal aus. "Ich werde keine Ankündigungsphrase jetzt suchen, wir müssen in der Umsetzung funktionieren." Gegen die Topteams würde sich zeigen, welcher Spieler über sein Limit gehen kann. "Jetzt ist Erntezeit", stellte Ilzer fest. Ein Statement, das freilich auch - oder noch mehr - für Salzburg gilt.