Rapid-Sportdirektor stellt sich klar auf die Seite seines Trainers.
Bei Rapid herrscht trotz des hart erkämpften und enorm wichtigen Euro-League-Aufstiegs weiter Unruhe. Grund dafür sind die weiter nicht enden wollenden Sprechchöre und Transparente gegen Trainer Goran Djuricin. Auch beim 1:1 in Graz forderten die Fans erneut das Aus des Coaches. Rapids Sportdirektor Fredy Bickel im Interview mit ÖSTERREICH dazu: "Das ist belastend für Verein, Spieler und Trainer – für Gogo natürlich am allermeisten. Ich habe mit einigen Spielern auch nach dem letzten Spiel gesprochen, es gibt auch von dieser Seite aus absolut keine Anzeichen, die Trainerarbeit infrage zu stellen."
Bickel stellt klar, dass nicht die Fans, sondern die sportliche Führung entscheidet: "Auch ein Grund ist, dass weder von mir, von der Geschäftsführung noch vom Präsidium oder sonst wem innerhalb des Vereins eine Trainerdiskussion geführt wird. Eine Ablöse Djuricins ist derzeit überhaupt kein Thema."
Trotzdem hat der Schweizer Sportchef Verständnis für eine gewisse Unzufriedenheit. "Ich verstehe die Reaktionen nach den beiden enttäuschenden Heimspielen gegen Altach und WAC. Aber auch da war nicht alleine der Trainer Schuld, sondern da haben wir im ganzen Verein Fehler gemacht. Aber jetzt, nachdem wir drei Tage zuvor in die Europa League eingezogen sind und auch in Graz ein ordentliches Spiel gemacht haben, ist das für mich unverständlich. Ich bin absolut der Meinung, dass das ganze keine sportlichen, sondern persönlichen Gründe hat. Und das ist in meinen Augen schlicht und einfach unfair."
Verfahrene Situation um "Gogo"
Gespräche mit den Fans hätte es einige gegeben und gäbe es laufend - auf absolut vernünftiger Basis, wie Bickel betont. Doch scheint man in der Causa Djuricin mit manchen Fans auf keinen grünen Zweig zu kommen. Die Situation scheint verfahren. "Ich spüre bei ihnen nicht den Willen, die gesamte Situation nachvollziehen zu wollen. Sie haben sich auf Gogo eingeschossen. Deswegen bin ich auch der Meinung, dass die Unruhen insbesondere persönliche Gründe haben. Das ist sehr schade und nicht fair," so Bickel.
Der 53-Jährige spricht mehrfach von "persönlichen Gründen", die die Fans gegen den Trainer aufgebracht hätten. Doch kennt Bickel auch den Weg aus der "Beziehungskrise": "Und natürlich, obwohl es scheinbar persönliche und keine sportlichen Gründe hat, helfen Resultate. Aber eines muss ich schon sagen: Ich habe nach dem Graz-Spiel sehr viele positive Mails bekommen, die sich auf die Seite unseres Trainers stellen. Die Meinungen gehen ziemlich weit auseinander." Klar ist, dass Rapid mit der bisherigen Punkteausbeute nicht zufrieden sein kann, vor allem die beiden Heim-Remis gegen Altach und WAC hätten geschmerzt. Bickel: "Es war sicher nicht alles gut und es sind einige Fehler passiert. Uns fehlen mindestens drei Punkte und bessere Meisterschaftspartien, um zufrieden zu sein."
In der Länderspielpause soll nun individueller mit den Spielern gearbeitet werden. Pavlovic und Dibon stoßen nach ihren Verletzungen zum Team. Das gibt Bickel Hoffnung: "Ich bin absolut überzeugt davon, dass es nach der Pause weiter nach oben geht. Wir werden breiter aufgestellt sein, das gibt dem Trainer neue Möglichkeiten. Ich freue mich jetzt schon auf das Derby gegen die Austria, wir haben noch viel Luft nach oben und werden das bestimmt zeigen."
Das Interview führte Philipp Scheichl