Rapid-Theater

Herzog Favorit auf Schöttel-Nachfolge

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Andi Herzog soll bei Rapid Wunder wirken, weiß aber offiziell nichts davon. Und: Ex-Präsident Kaltenbrunner ist zurück.

Der große Rittersaal im Wiener Rathauskeller. Honorige Herren in Anzügen bahnen sich ihren Weg durch eine Touristengruppe aus der französischen Schweiz und verschwinden eilig in einem Hinterzimmer. Geschlossene Gesellschaft! Es ist Kuratoriumssitzung von Tabellenschlusslicht Rapid.

Hitzige Debatten
Über zwei Stunden lang geht es dann hoch her. Trotz aller Dementis, ÖSTERREICH-Recherchen ergaben: Natürlich war die schlechteste Platzierung des Rekordmeisters in der 107-jährigen Vereinsgeschichte ein Thema. Natürlich wurde die Nachfolge von Sportdirektor Peter Schöttel besprochen. Und natürlich sorgte auch Jahrhundert-Rapidler Hans Krankl für Debatten.

Von Walter Unterweger/ÖSTERREICH

Pacult will Blutauffrischung
Alles der Reihe nach: Erst muss Trainer Peter Pacult vor die Versammlung treten und so eine Art Rechenschaftsbericht ablegen. Doch der nimmt gleich selbst das Heft in die Hand, sorgt für starken Tobak, denn er stellt Bedingungen: Der aktuelle Kader sei viel zu schwach, deshalb verlange er in der Winterpause drei Neuverpflichtungen. Pacult: "Ich will drei Spitzenleute, die alle stärker sein müssen als die, die wir schon haben."

Kaltenbrunner wieder da
Einige Kuratoriumsmitglieder schlucken. Einer wagt zu fragen, mit welchem Geld? Ein zweiter stellt die Frage, was passiert, wenn Rapid in die Red Zac Erste Liga absteigen muss? Kritische Fragen sind – wie immer – auch an diesem Abend unerwünscht. Klubpräsident Rudolf Edlinger sorgt für Ruhe und der Herr neben ihm nickt zustimmend. Er ist kein Unbekannter, denn es ist Günter Kaltenbrunner, Ex-Stürmer und Edlingers Vorgänger als Präsident von Rapid. Kaltenbrunner, der zu Rapids Glanzzeiten Mitte der 90er Jahre im Amt war, ist schon seit Längerem wieder als Einflüsterer und Krisenmanager im Einsatz.

Herzog von Hütteldorf
Dann geht es um den Sportdirektor-Posten. Und schnell stellt sich heraus, dass die zuletzt genannten Heribert Weber, Zlatko Krancjar, Ladislav Maier oder Jan-Age Fjörtoft nicht wirklich mehr im Rennen sind. In Wahrheit gibt es nur noch einen ernstzunehmenden Kandidaten. Und der heißt Andreas Herzog. Österreichs Rekordnationalspieler (103 Länderspiele/26 Tore) findet bei fast allen Kuratoriumsvorsitzenden Anklang. Kein Wunder, ist er doch ein waschechter Grün-Weißer. Einziger Haken an der Sache: Rapid muss sich mit dem Österreichischen Fußballbund (ÖFB) einigen, da Herzog dort Team-Assistent ist. Nicht wirklich ein Problem. Schon am 10. Dezember, bei der Rapid-Weihnachtsfeier, soll Herzog als Retter präsentiert werden. Er selbst gibt sich lieber zurückhaltend. Nur so viel: "Ich rede nicht über ungelegte Eier, aber jeder weiß, dass mir Rapid natürlich sehr am Herzen liegt."

Krankl nur als Spieler
Ans Eingemachte geht es, als der Name von Hans Krankl fällt. Eine Rückkehr der grün-weißen Ikone ist für den harten Kern um Präsident Edlinger unvorstellbar. Nach der Sitzung fragte ÖSTERREICH nach und Edlinger erteilte erneut eine Absage an Krankl. Edlinger im O-Ton: " Schöttel hat einen Vertrag bis 31. Dezember mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist. Wir haben keine besondere Eile." Erst dann wird der Klubboss konkret: "Ich habe nichts persönlich gegen Krankl. Wir suchen einen Mann mit Manager-Qualitäten. Wäre Krankl 30 Jahre jünger, ja dann würde ich ihn sofort holen – aber als Stürmer."

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