Teamchef gibt Kader für Tschechien-Match bekannt: Erstmals mit Werder-Legionär Martin Harnik.
Martin Harnik steht vor seinem Debüt in der A-Auswahl der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft. Der Stürmer von Werder Bremen wurde von Teamchef Josef Hickersberger für das EURO-Testspiel am Mittwoch (20:30 Uhr/live ORF 1) im Wiener Happel-Stadion gegen Tschechien nominiert. Außerdem kehren Michael Mörz und Klaus Salmutter nach längerer Pause wieder in den 20-Mann-Kader zurück, dafür fehlt der verletzte Kapitän und Panathinaikos-Legionär Andreas Ivanschitz, der in Athen seine Knieblessur ausheilen lässt.
Internationaler Einsatz
Harnik hatte zuletzt unter anderem mit
starken Auftritten bei der U20-WM auf sich aufmerksam gemacht. "Aber nicht
nur deswegen hat er die Einberufung verdient. Er hat auch für die
Bremen-Amateure im Cup gegen Köln zwei wichtige Tore geschossen und zuletzt
gegen Dinamo Zagreb 15 Minuten gespielt. Nicht viele Österreicher können von
sich behaupten, in der dritten Quali-Runde der Champions League gespielt zu
haben", erklärte Hickersberger.
Der Teamchef hält große Stücke auf den deutsch-österreichischen Doppelstaatsbürger, der theoretisch bis zu seinem 21. Geburtstag am 10. Juni 2008 noch zum deutschen Nationalteam wechseln könnte. Dies sei aber nicht der Grund für die Nominierung. "Ich habe ihn deshalb geholt, weil er ein Spieler mit großer Schnelligkeit und gutem Zug zum Tor ist. Solche Spieler braucht das Nationalteam."
Die EURO ruft
Eine EURO-2008-Teilnahme des Sohnes eines
Österreichers und einer Deutschen, der im Juni in Bremen einen Profi-Vertrag
erhielt, ist durchaus denkbar. "Wenn er in der Kampfmannschaft von Bremen
des Öfteren eingesetzt wird und bei den Amateuren regelmäßig spielt, wird er
auch für die EURO ein Thema sein", meinte "Hicke".
Die Chancen auf einige Auftritte in der "Ersten" von Bremen stehen laut Hickersberger-Assistent Andreas Herzog, der nach wie vor gute Kontakte zu seinem Ex-Club Werder pflegt und mit Trainer Thomas Schaaf zuletzt über Harnik sprach, nicht schlecht. "Die Bremer planen mit ihm, er ist für die Zukunft ein interessanter Mann", meinte der ÖFB-Rekordspieler.
Macho macht Sorgen
Ein anderer Deutschland-Legionär bereitet
Hickersberger derzeit weit mehr Kopfzerbrechen. Jürgen Macho wurde zuletzt
in Kaiserslautern zum Zweier-Goalie degradiert, steht aber dennoch im
ÖFB-Kader. "Derzeit spielt seine Situation noch keine Rolle, denn er hat
eine gute Vorbereitung gemacht und viel Spielpraxis bekommen." Für Macho und
für alle anderen Team-Anwärter gilt aber, was Hickersberger schon seit
seinem Amtsantritt betont. "Es steht fest, dass niemand eine EURO spielen
kann, der ein halbes Jahr oder Jahr auf der Bank oder Tribüne sitzt."
Manninger könnte beginnen
Der Teamchef deutete an, dass
Alexander Manninger im Tschechien-Spiel, für das bisher rund 14.500 Karten
abgesetzt wurden, im Tor stehen könnte. "Zuletzt haben Payer und Macho
gespielt, also wäre jetzt er an der Reihe." Außerdem dürfte der
Niederösterreicher den Rückkehrer Mörz von Beginn an im zentralen offensiven
Mittelfeld einsetzen. "Ich möchte sehen, wie er im Team auf diesem Posten
zurecht kommt. In Mattersburg spielt er diese Rolle ausgezeichnet, im Team
hat er diese Chance noch selten gehabt."
Jung-Grazer dabei
So wie Mörz hält Hickersberger auch Salmutter
für einen "talentierten Spieler". Zwar sei der Sturm-Kicker nicht so
dynamisch wie der Mattersburger, mit seinen starken Leistungen bei den
Grazern hätte er sich die Einberufung aber verdient, so der Teamchef. Eine
"Selbstverständlichkeit" war nach den Angaben des 59-Jährigen die
Nominierung von Salmutters Vereinskollegen und U20-WM-Kapitän Sebastian
Prödl.
Abwehr-Riesen
Neben dem Steirer stehen in Martin Stranzl, der
gegen die Tschechen als Kapitän einläuft, Jürgen Patocka und Martin Hiden
(Hickersberger: "Er ist selbstverständlich dabei, auch wenn er bei Rapid
zuletzt auf einer anderen Position eingesetzt wurde und deswegen nicht seine
gewohnte Leistung bringen konnte.") gleich vier Innenverteidiger im
Aufgebot. "Aber es werden nur zwei von Beginn an spielen", verriet der
Coach. Die Nominierung des 1,92 m großen Patocka erfolgte laut "Hicke" unter
anderem im Hinblick auf den tschechischen Zwei-Meter-Sturmriesen Jan Koller.
Respekt vor Tschechien
Nicht nur Koller, auch Spieler wie Petr
Cech (Chelsea) oder Tomas Rosicky (Arsenal) flößen Hickersberger Respekt
ein. Der Niederösterreicher wies darauf hin, dass Tschechien seit der
Trennung von der Slowakei in den 90er Jahren in der Weltrangliste immer
unter den Top 15 platziert war und sogar zweimal an der zweiten Stelle
rangierte. "Dennoch bin ich zuversichtlich. Wir haben auch gute Spieler im
Kader, wollen das Match offenhalten und die Tschechen nicht nur fordern,
sondern vielleicht auch besiegen."
Ähnliche Hoffnungen hegt auch Andi Herzog. "Tschechien ist eine Top-Mannschaft in Europa. Aber unsere Fans sind von den Erfolgen bei der U20-WM verwöhnt worden, und wir wollen diesen Ansprüchen gerecht werden. Wir müssen 90 Minuten lang mit Leidenschaft und Herz spielen", forderte der Teamchef-Assistent.
Der komplette Kader
Tor: Jürgen Macho (Kaiserslautern/11
Länderspiele), Alexander Manninger (Siena/21), Helge Payer (Rapid/12)
Abwehr: Christian Fuchs (Mattersburg/9/0 Tore), Martin Hiden (Rapid/42/1), Andreas Ibertsberger (Freiburg/10/1), Markus Katzer (Rapid/9/0), Jürgen Patocka (Rapid/1/0), Sebastian Prödl (Sturm Graz/2/0), Joachim Standfest (Austria/21/1), Martin Stranzl (Spartak Moskau/39/2)
Mittelfeld: Rene Aufhauser (Salzburg/41/9), Christoph Leitgeb (Salzburg/11/0), Michael Mörz (Mattersburg/7/0), Thomas Prager (Heerenveen), Klaus Salmutter (Sturm Graz/1/0), Jürgen Säumel (Sturm Graz/4/0)
Angriff: Martin Harnik (Werder Bremen/0), Sanel Kuljic (Austria/13/2), Roland Linz (Boavista Porto/25/5)
Auf Abruf: Hans Peter Berger (Ried/0), Cem Atan (Mattersburg/2/0), Johannes Ertl (Austria/5), Markus Weissenberger (Eintracht Frankfurt/25/1), Thomas Wagner (Mattersburg/0)