Josef Hickersberger hat schon gewusst, wieso er wieder an den Golf wollte: Zum ersten Training wurde er von Chauffeur mit Limousine gebracht.
"Es waren einige Journalisten da, aber nicht so viele wie in Österreich zu meinen EM-Zeiten", erzählte Hickersberger über seine am Mittwoch über die Bühne gegangene Präsentation als neuer Trainer des Al Wahda FC im Rahmen einer Pressekonferenz in Abu Dhabi. Danach ging es in einer Limousine und eigenem Chauffeur zum ersten Training mit seiner neuen Mannschaft ins rund 12.000 Zuschauer fassende Al-Nayhan-Stadion.
Die Arena des Vereins aus den Arabischen Emiraten liegt rund drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und verfügt natürlich auch über Trainingsplätze. Diese werden derzeit aber renoviert und daher muss "Hicke", der seinen Fahrer, solange er will, behalten darf und noch im Hotel wohnt, mit seinen Mannen auf dem Hauptspielfeld üben. "Die Bedingungen sind sehr gut, leider hat das Stadion eine Laufbahn, daher spielt der Heimvorteil nicht so eine große Rolle", erzählte der 60-Jährige.
Spieler sichten
Über den riesigen Kader müsse er sich erst im
Training und mittels DVD einen Überblick verschaffen, Namen und Gesichter
einprägen. Vom "Wüsten-Pepi" erwarten sich die Scheichs viel. "Wir sind
Tabellenvierter, das Ziel lautet Meistertitel. Ich soll das Wunder schaffen.
Aber jeder weiß, dass im Fußball Wunder selten sind", meinte er zu seinen
Plänen mit Al Wahda FC. Für den Fall, dass das Ziel nicht erreicht werde,
hat Hickersberger mit einem gut dotierten Vertrag eine Versicherung.
Zukunft offen
Eine Option für eine Verlängerung seines bis Sommer
befristeten Kontraktes hat der frühere ÖFB-Teamchef nicht. "Wenn wir uns
einig sind über einen neuen Vertrag, dann werden wir verlängern", sagte
Hickersberger während der Fahrt zum Training. Die Zusammenarbeit mit dem
Österreicher ist schnell über die Bühne gegangen, nachdem sich Al Wahda und
der bisherige Trainer Ahmad Abdul Haleem vor einigen Tagen wegen schlechter
Resultate getrennt hatten.
Verhandlungspoker
Ursprünglich war Hickersberger von Al Sharjah
über einen Manager kontaktiert worden, doch war es zu keiner Einigung
gekommen. "Nachdem ich das Angebot abgelehnt hatte, war dem FC Al Wahda
klar, dass sein Offert deutlich besser sein musste als jenes des
Konkurrenten", erklärte Hickersberger. Innerlich hatte der
Niederösterreicher schon lange entschieden, in wärmeren Gegenden zu
überwintern, weil es ihm in seiner Heimat zu kalt geworden war.
"Zweite Heimat"
Jetzt hat ihn seine zweite Heimat, die
Golf-Region im arabischen Raum, wieder. Er ist schon wieder voll mit seinem
Gedanken im Fußball. Er hat aber noch keine Villa, kein eigenes Auto und
auch seine Frau ist vorerst nicht bei ihm. "Sie kommt kurz vor Weihnachten
nach Abu Dhabi und wir werden hier gemeinsam den Heiligen Abend feiern. Die
Kinder und Enkelkinder bleiben zu Hause, sie feiern das Fest in Österreich."