Nach dem zum 3:0-Sieg gegen Lazio Rom musste sich Tuchel wegen des gebrochenen großen Zehs von seinen Assistenten vertreten lassen. Auf die Bundesliga-Aufgabe am Samstag gegen seinen Ex-Club FSV Mainz 05 stimmte er das Starensemble aber dann bei der Abschlusseinheit selbst ein.
Möglicherweise kommt gegen Mainz am Samstag (15.30 Uhr/Sky & sport24-Liveticker) die beim 2:1 gegen RB Leipzig als Sitzplatz - und Hingucker - genutzte Alukiste wieder zum Einsatz. »Wenn ich nah am Spielfeldrand sein will, kann es sein, dass ich eine Kiste brauchen«, sagte Tuchel. Beim Champions-League-Finale 2020 hockte er als Trainer von Paris Saint-Germain beim 0:1 gegen Bayern wegen eines lädierten linken Beines schon mal auf einer Kühlbox am Spielfeldrand.
Der gerne agile und aktive Coach äußerte nach dem Einzug in das Viertelfinale der Champions League keine Sorge, dass seine Verletzung und weniger Bewegung von ihm an der Seitenlinie den angestrebten Schwung seines Teams bremsen könnten. Doch nach wiederholten Leistungs-Wellen in dieser schwierigen Saison blickte Tuchel auch nicht zu euphorisch dem Duell mit dem Abstiegskandidaten entgegen.
Tuchel: Bin nicht schizophren oder realitätsfremd
»Wenn du das Bayern-Trikot anziehst, gibt es nur das Leistungsprinzip. Wir werden von uns wieder das Maximum erwarten«, mahnte Tuchel. Anders als bei den intakten Chancen in der Champions League, in der Paris Saint-Germain, Real Madrid und Manchester City wie Bayern bereits für das Viertelfinale qualifiziert sind, ist die Aussicht auf den zwölften Meistertitel am Stück angesichts von zehn Punkten Rückstand auf Bayer Leverkusen äußerst gering.
»Wenn ich versprechen würde, dass wir deutscher Meister werden, würde man zu Recht sagen, ich bin schizophren oder realitätsfremd«, sagte Tuchel. »Es gibt ja irgendetwas zwischen abgeschenkt und Kampfansage - und das heißt Realität«, erklärte Tuchel.
Kimmich warnt - Tuchel verrät Plan
Realistisch ist auch die Gefahr neuer Turbulenzen. »Wir müssen es bestätigen, sonst geht die ganze Unruhe wieder von vorne los«, sagte Nationalspieler Joshua Kimmich nach dem 3:0 gegen Lazio: »Ich glaube nicht, dass es ein Weg sein wird, die Bundesliga herzuschenken und dann in der Champions League zu performen. Das wird nicht funktionieren.«
Tuchel plant mit Kimmich weiter für die Rechtsverteidigerposition. Anstelle des gelb-gesperrten Aleksandar Pavlovic dürfte Konrad Laimer im defensiven Mittelfeld auflaufen. Der angeschlagene Leroy Sané ist trotz Schmerzen für die Startelf vorgesehen. »Wir alle sind im Brennglas und müssen da rauskommen«, sagte der neue Sportvorstand Max Eberl.
Neuer mit Forderung nach Rom-Sieg
Tuchel bekam bei diesem Bestreben Lob aus der Chefetage für seinen »Enthusiasmus« - und auch Kimmich fand markante Worte. Er erlebe in dieser »total ungewöhnlichen« Situation einen »hochmotivierten« Trainerstab. »Man könnte das ja auch an deren Stelle anders angehen und sagen, es ist uns scheißegal. Aber man muss schon sagen, das machen die wirklich top.«
Gegen Mainz hofft der FC Bayern, zumindest für eine Nacht den Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen auf sieben Punkte verringern zu können. »Wir wollen natürlich diesen Schwung aus dem Spiel gegen Lazio mitnehmen«, sagte Kapitän Manuel Neuer.