Für den LASK ist Tottenham zum Auftakt der Fußball-Europa-League eine Nummer zu groß gewesen.
Das 0:3 in England am Donnerstag zeigte den LASK gerade in der ersten Hälfte in ungewohnt zahnloser Rolle, und trotz Besserung nach Seitenwechsel: eine echte Chance hatten die "Athletiker" nie. Das gestand auch Dominik Thalhammer, der auf die große Qualität der Spurs verwies: "Das ist eigentlich eine Champions-League-Mannschaft", sagte der LASK-Trainer.
"Mut" hatte Thalhammer im Vorfeld gefordert. Jene Tugend, die schon in der fulminanten vergangenen Saison oder beim 4:1-EL-Play-off-Sieg bei Sporting Lissabon zum Erfolg geführt hatte. Alleine seine Spieler hatten damit in der - leeren - 62.000er-Arena in Nordlondon beim Startelf-Debüt von Heimkehrer Gareth Bale so ihre Schwierigkeiten. "Von der Aggressivität und dem Mut her haben wir nicht so ins Spiel gefunden, wie wir uns das vorgenommen hatten, nicht so den Druck gegen den Ball ausgeübt, wie wir es wollten", stellte Thalhammer fest.
"Muss alles passen"
Dazu gesellte sich ordentliches Verletzungspech. Bei Wiederanpfiff konnte ein Start-Trio schon nicht mehr mitmachen: James Holland (Wade/Auswechslung in der 5. Minute), Rene Renner (39./nach Zusammenstoß) und Andres Andrade (Pause/Übelkeit). "Wenn man gegen solche Teams überhaupt an eine Sensation denken will, muss an so einem Tag alles hundertprozentig passen. Aber es waren einige Umstände, die uns das Leben schwer gemacht haben", meinte er vor allem im Hinblick auf die erzwungenen Wechsel.
Bei allen drei Gegentoren von Lucas Moura (18.), dem Eigentor Andrades (27.) und von Son Heung-min (84.) war die Abwehr mit der Schnelligkeit und Präzision der Aktionen überfordert, im Vorfeld gelang es nicht, das Pressing als Waffe einzusetzen. Vielmehr nutzte die Elf von Starcoach Jose Mourinho die sich bietenden Räume eiskalt aus - obwohl Stars wie Son und Dele Alli erst von der Bank kamen oder, wie Harry Kane, gar nicht. "Wir haben schnell verstanden, dass sie uns wehtun können, wenn sie uns hoch anpressen und wir schlampig sind. Aber wir haben in diesem Bereich keine Fehler gemacht. In anderen Bereichen haben wir aber bessere Spieler und spielen mit hoher Intensität, das hat man heute gesehen", resümierte der Portugiese nach dem ersten Zu-Null-Pflichtspielsieg der laufenden Saison.
LASK-Prinzip sei richtig
Thalhammer, dessen Team schon am kommenden Donnerstag daheim gegen das zum Auftakt mit 1:2 gegen Royal Antwerpen unterlegene Ludogorez Rasgrad gefordert ist, konnte aber immerhin in der zweiten Hälfte eine verbesserte Leistung seiner Truppe sehen. "Da war das ein couragierter Auftritt von uns", bemerkte Offensivmann Andreas Gruber. Oder in den Worten von Holland-Ersatz Lukas Grgic: "Wir haben uns brav dagegengestellt." Gruber machte zu Beginn der zweiten Hälfte dem von Werder Bremen ausgeliehenen Debütanten Johannes Eggestein Platz, davor hatte er mit der wohl besten LASK-Chance im Spiel Goalie Joe Hart zu einer echten Parade gezwungen (45.). "Er ist schon ein sehr guter Tormann, bei einem anderen wäre er vielleicht drinnen gewesen", kommentierte Gruber.
Für Thalhammer war jedenfalls klar, dass die spielerische Ausrichtung des LASK auch gegen einen solch hochklassigen Gegner prinzipiell die Richtige sei. "Ich denke, dass unser Stil funktioniert, aber es ist einfach eine Topmannschaft", befand Thalhammer. "Natürlich könnte man sagen, man verteidigt tief, aber dann wird dieser Gegner immer wieder Lösungen finden, wenn man keinen Druck auf den Ball ausüben kann."
Goalie Alexander Schlager, der einige Male auch erfolgreich intervenieren konnte, bezeichnete die Partie nicht nur als "ein tolles Erlebnis". "Ich glaube, wir können mitnehmen, dass wir, wenn wir unser Spiel mit hoher Risikobereitschaft spielen, wenn wir richtig 'on fire' sind, gegen jeden Gegner Torchancen herausspielen können", sagte der Salzburger. Und genau das wird nach dem "Bonusspiel" zum Auftakt auch nötig sein. Thalhammer: "Ich denke, dass die Mannschaften, gegen die wir punkten können, kommen werden."