Klub-WM mit 32 Teams ab 2025

FIFA-Wahn: Nächstes Mega-Turnier ist fix

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Die nächste Fußball-Club-WM wird vom 1. bis 11. Februar 2023 in Marokko stattfinden. Das gab FIFA-Präsident Gianni Infantino bei der WM in Katar am Freitag nach einer Sitzung des Weltverband-Councils bekannt.

FIFA-Präsident Gianni Infantino hat bei einer Sitzung des Fußball-Weltverband-Councils in Katar die Weichen für eine Langzeit-Präsidentschaft sowie für eine Mega-Club-WM mit 32 Mannschaften ab 2025 gestellt. Das verkündete der Schweizer am Freitag. Zudem wurde bekannt, dass die nächste Club-WM vom 1. bis 11. Februar 2023 in Marokko stattfinden wird. Ab 2025 soll zudem eine World Series für Nationalteams starten.

Infantino schritt mit einiger Verspätung vor die Presse und verlor dann keine Zeit bei der Verkündung großer Versprechen. Neben einer monströsen Club-WM und einem neuen Format für Testspiele erwartet die FIFA Umsatzerlöse in Höhe von elf Milliarden Dollar für 2026. "Zehn Milliarden fließen direkt zurück in den Fußball", sagte der Schweizer und erklärte damit indirekt das Grundsatzprinzip bei FIFA-Wahlen. Der Weltverband schüttet enorme Summe aus und sichert damit die Zufriedenheit des Großteils der 211 Mitgliedsverbände, der ohnehin treu hinter Infantino steht. Fast nebenbei berichtete der FIFA-Präsident bei seinem einstündigen Auftritt im Theatersaal des WM-Medienzentrums in Katar zudem, statutengemäß mit zwei Wiederwahlen bis 2031 im Amt bleiben zu können. Der ewige Infantino? Er befinde sich in seiner "ersten Amtszeit", sagte Infantino nach einer einstimmigen Klarstellung im FIFA-Council.

Seine ersten drei Jahre an der FIFA-Spitze von 2016 bis 2019 hatte der Schweizer als Restamtszeit von seinem im Mai 2015 gewählten und kurz darauf zurückgetretenen Vorgänger Joseph Blatter übernommen. Die Bestätigung im Amt folgte vor dreieinhalb Jahren in Paris, im März tritt der 52-Jährige ohne Gegenkandidat zur Wiederwahl in Kigali an. Ein FIFA-Präsident darf maximal drei Amtszeiten absolvieren. "Mit Geld geht alles", hatte zuletzt ein einst eng mit der FIFA verwobener Funktionär der dpa gesagt. Schon im Vierjahreszyklus bis Ende dieses Jahres liegt das Umsatzergebnis bei 7,5 Milliarden Dollar und damit eine Milliarde Dollar höher als erwartet. "In einer Zeit, die durch eine Pandemie hart getroffen war", sagte Infantino. "Das ist außerordentlich." In die Prognose bis Ende 2026 sei die neue Mega-WM für Clubs noch gar nicht eingerechnet. Die Vermarktungsergebnisse dürften sich signifikant auswirken. Noch mehr Geld "zurück in den Fußball", sagte Infantino.

Neue Turniere für Nationalteams

Das neue, im Vierjahresrhythmus geplante Turnier löst die bisherige Mini-WM ab, die im kommenden Februar in Marokko mit weiterhin noch sieben Mannschaften angepfiffen wird. Gesetzt sind die sechs Kontinentalmeister (für Europa Real Madrid) sowie der Gastgeber. Das neue Format verspreche, "wirklich wie eine Weltmeisterschaft" zu werden, sagte Infantino. Über die Details werde noch gesprochen, dazu zählen Gastgeber und teilnehmende Teams. Die Einführung einer Club-WM für Frauenteams ist noch in der Planungsphase.

In den geraden Jahren mit WM- oder EM-Ausrichtung sollen im Länderspielfenster im März Viererturniere von Nationalteams verschiedener Kontinente veranstaltet werden, die "World Series"-Spiele. Bekannt ist der Begriff aus dem nordamerikanischen Baseball. Die WM in Katar habe gezeigt, wie großartig Spiele von Teams verschiedener Konföderationen gegeneinander sein können, sagte Infantino.

"Viele Menschen sind nach Katar gekommen und haben die arabische Welt entdeckt, die sie nicht oder nur aus den Medien kannten", sagte Infantino. "Gleichzeitig haben die Menschen in Katar viele Menschen aus der ganzen Welt in Empfang genommen." Die Welt habe gesehen, dass "Menschen im Grunde positiv sind und nicht negativ. Sie sind gut und nicht schlecht", sagte Infantino. Er verwies darauf, dass die bis Freitag 62 WM-Spiele bisher ohne Zwischenfälle gespielt worden seien.

Scharfe Kritik aus Deutschland

Auf die hitzige Debatte um die "One Love"-Kapitänsbinde ging der Schweizer am Rande ein. "Es geht nicht darum, etwas zu verbieten, sondern darum, dass man die Regeln einhält", antwortete der 52-Jährige auf eine Frage zur Binde. "Auf dem Fußballplatz wird Fußball gespielt. Jeder kann seine Meinung ausdrücken, aber wenn man den Platz betritt, müssen wir den Fußball respektieren. Das ist nichts Neues." Es gehe darum, den Fußball zu schützen.

Europäische Top-Teams wollten in Katar mit der "One Love"-Armbinde als Zeichen für Toleranz und Vielfalt auflaufen. Die FIFA untersagte das aber sehr kurzfristig und drohte sportliche Sanktionen an. Weil sich die Verbände an die FIFA-Anweisung hielten, war ihnen auch ein Einknicken vor Infantino vorgeworfen worden. Angesprochen auf die mangelnde Unterstützung von europäischen Ländern wie Dänemark oder Deutschland für seine angestrebte Wiederwahl sagte Infantino: "In der FIFA sind 211 Länder weltweit vertreten. Ich bin sehr dankbar und stolz auf diese über 200 Verbände, die mich unterstützen. Ich danke auch den anderen." Er sei stolz, dass es Diskussionen gebe. "Natürlich gibt es auch unterschiedliche Bedenken, Kulturen und Sichtweisen. Als FIFA müssen wir uns um jeden kümmern, wir sind eine globale Organisation."

Der deutsche Ex-Weltmeister Philipp Lahm kritisierte indes den FIFA-Präsidenten scharf für dessen Amtsführung. "Die FIFA hat durch den obersten Repräsentanten weiter an Glaubwürdigkeit verloren. Man hat immer mehr den Eindruck, dass Gianni Infantino nicht die beste Lösung im Sinne des Fußballs sucht und dass er schlicht nicht integer ist", sagte der Cheforganisator der EM 2024 in Deutschland dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
 

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