Nach Sieg gegen Ukraine

Koller warnt vor Euphorie

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Teamchef: Zauber kann schnell wieder weg sein.

Österreichs Fußball-Teamchef Marcel Koller möchte den 3:2-Testspielsieg gegen EM-Gastgeber Ukraine keinesfalls überbewerten. Der Schweizer konnte aber am Freitag auf dem Rasen des Tivoli-Stadions in Innsbruck schon teilweise seine Handschrift erkennen. "Dieser Sieg war absolut wichtig. Denn dadurch hat das Team gesehen, dass es sich lohnt, so zu arbeiten. Genauso wichtig ist aber auch, diesen Erfolg nicht zu hoch zu bewerten", meinte Koller am Samstag im Teamcamp in Seefeld.

Die Noten der ÖFB-Stars

Note: 3. Bei Toren chancenlos.

Note: 3. Musste früh verletzt raus.

Note: 3. Hinten zumeist sicher.

Note: 3. Wie immer kampfstark.

Note: 3. Erfüllte seine Aufgabe.

Note: 3. Ungewohnte Position.

Note: 4 Patzte beim 2. Gegentor.

Note: 2. Sehr bemüht, Traumtor.

Note: 2. Mit 2 Toren Matchwinner.

Note: 3. Arbeitete brav auf der Seite.

Note: 4. Hing vorne in der Luft.



Als warnendes Beispiel führte Koller das Nationalteam seiner Heimat an. Die Schweizer besiegten nämlich Deutschland am 26. Mai sensationell 5:3, nur vier Tage später setzte es ein 0:1 gegen Rumänien. Und Rumänien ist am Dienstag - neuerlich in Innsbruck - der nächste Gegner des ÖFB-Teams. "So schnell kann der ganze Zauber dann wieder weg sein", weiß der Eidgenosse um die Schnelllebigkeit des Geschäfts.

Nun gilt es, den kleinen Aufwärtstrend fortzusetzen und die Zufriedenheit der Fans aufrecht zu erhalten. "Das ist wie ein kleines Pflänzchen, das wir weiter mit Wasser gießen möchten", meinte Koller. "Ich habe den Spielern gesagt, dass wir den Leuten etwas geben müssen. Und jetzt freuen sich die Menschen und klopfen uns auf die Schultern."

Neue Erkenntnisse

Deshalb wird Koller für das Match gegen die Rumänen auch nicht zu viel ändern. Fraglich ist, ob die angeschlagenen Paul Scharner und Florian Klein (beide laborieren an Oberschenkelblessuren) fit werden. In der Innenverteidigung wird auf jeden Fall Aleksandar Dragovic zum Zug kommen. Dass der Basel-Legionär gegen die Ukraine nur auf der Bank saß, war laut Koller keine erzieherische Maßnahme nach der Affäre rund um die Schläge auf den Hinterkopf des Schweizer Sportministers Ueli Maurer. "Das hatte absolut nichts damit zu tun. Ich wollte Scharner auf dieser Position testen."

Koller saugt nach wie vor in jedem Training und jedem Spiel gierig Informationen über seine Akteure auf. "Es gibt immer wieder neue Infos, die uns zeigen, wo wir nachhaken müssen." Die Welle an Ausfällen (u.a. Christian Fuchs, Martin Harnik, Emanuel Pogatetz) hat Koller zum Testen und Sichten verwendet. Mit Erfolg, wie der Schweizer meint. "Ich habe immer gesagt, dass wir nicht nur 23 Spieler brauchen. Die neuen Jungs haben sich gut eingebracht, menschlich und sportlich. Wir haben den Spielerpott sicher weiter vergrößert", sagte Koller über Heinz Lindner, Patrick Bürger und Co..

Besonders zufrieden war der 51-Jährige, dass die akribische Defensivarbeit der vergangenen Tage teilweise gut umgesetzt wurde. "Wir haben die vertikalen Bälle und das Hinterlaufen der Ukrainer gut unterbunden. Das haben wir uns erarbeitet und das wurde auch umgesetzt", analysierte der Chefcoach zufrieden.

Koller: Arnautovic noch nicht bei 100 Prozent

Alles richtig gemacht hat Koller auch bezüglich Marko Arnautovic, der mit seinen zwei Treffern (62., 89.) zum Matchwinner avancierte. Andere Trainer hätten den Offensivspieler wohl zur Pause oder spätestens nach einer Stunde ausgetauscht. Auch Koller gestand solche Überlegungen ein, entschied sich jedoch zu seinem Glück anders.

"Man steht an der Linie, überlegt, bespricht sich. Wichtig ist, dass man die Ruhe bewahrt. Und wenn man dann mit so einem geilen Tor belohnt wird, ist das natürlich das Schönste", meinte Koller über seine Überlegungen bezüglich Arnautovic. "Ich bin überzeugt, dass Österreich nicht viele Fußballer mit solchen Qualitäten hat", sagte der Züricher.

Man brauche aber nicht glauben, dass Koller Arnautovic mit Samthandschuhen angreife. "Ich kritisiere ihn, aber nicht öffentlich. Er kriegt schon sein Fett ab. Arnautovic ist noch lange nicht bei hundert Prozent." Koller ist überzeugt, dass der 23-Jährige auf einem guten Weg ist, sein Image vom Provokateur und faulen Trainierer abzulegen. "Das kann er nur ändern, wenn er weiter solche Spiele und Tore abliefert. Und das ist ihm bewusst."

Der Werder-Bremen-Legionär hat für Koller aber auch wertvolle Defensivaufgaben erledigt. "Er hat wie gefordert die Passwege der Ukrainer in die Tiefe gut zugestellt." Extralob gab es von Koller auch für einen weiteren Bremen-Kicker, nämlich für Zlatko Junuzovic, den Freistoß-Torschützen zum frühen 1:0 (3.). "Er ist ein echter Wuschler. Er ist sehr beweglich, war extrem unterwegs. Wie als wenn jemand vor dem Spiel seinen Motor aufgezogen hätte."

Aufholbedarf sah Koller in seiner Truppe vor allem vor der Pause im Offensivspiel. Das führte der Teamchef aber auf die verstärkte Defensivarbeit im Trainingscamp zurück. "Und wir brauchen mehr Ruhe bei unseren Angriffen, müssen den Ball mehr monopolisieren." Dass Kapitän Marc Janko am Freitag überhaupt nicht ins Spiel gefunden hat, entging natürlich auch Koller nicht. Dafür gab der Coach allerdings nicht Janko die Schuld. "Es war sehr schwierig für ihn, weil er nicht mit Flanken gefüttert wurde. Und davon lebt er."
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