Ahnungslose Mimosen

Match um Hickersberger

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Auch nach dem Wochenende sind die Wellen im Team nicht geglättet. Für die Spieler gibt's jetzt sogar einen Verhaltenscodex.

Immer noch sorgt die heftige Attacke von England-Legionär Emanuel Pogatetz gegen Hickersberger für heißen Zündstoff. Dem Teamchef schlägt die „Causa prima“ schwer auf den Magen. So schwer, dass er jetzt einen Verhaltenskatalog für alle Teamkicker aufstellen wird. „Jeder wird die Regeln schriftlich bekommen und muss sich vertraglich daran halten“, erklärt Hicke, der plötzlich nicht einmal eine Pardonierung von Pogatetz ausschließt. „Im Moment nicht, aber man sollte nie Nein sagen.“

Gerücht um Intrige
Am Sonntag war Hicke beim Schlagerspiel Rapid gegen Red Bull Salzburg Zaungast im Hanappi-Stadion. Sichtlich angeschlagen verfolgte er das Spiel. Mit den Gedanken war er woanders. Hat sich da jemand gegen ihn verschworen? Hicke rätselt und erklärt: „Ich frage mich selbst die ganze Zeit und suche nach Ursachen. Zwar bin ich weit entfernt, von einer Kampagne zu sprechen, aber ich werde Augen und Ohren offen halten, um das herauszufinden.“

Tipp: Vielleicht sollte Hicke bei Heri Weber nachfragen. Der „Premiere“-Experte hatte via Pay-TV-Sender vermutet, dass ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner und Pogatetz-Manager Jürgen Werner hinter der Verschwörung stecken. Starker Tobak. Nur, reicht das wirklich aus, um an eine Intrige zu glauben?

Fest steht: Die Lage im Team bleibt mehr als brisant. Ruttensteiner wehrt sich gegen die von Weber erhobenen Verdächtigungen, überlegt sich mit Werner eine Klage wegen Rufschädigung. Und was macht Hicke? Der scheint sich zwischenzeitlich wieder gefangen zu haben und gibt Durchhalteparolen aus: „Ich kann keine Siege garantieren und auch nicht sagen, ob wir unser Ziel im Hinblick auf die Heim-EM erreichen werden. Aber ich kann zu tausend Prozent garantieren, dass ich jetzt nicht zurücktreten werde.“

Hicke war schon weg!
Obwohl: Beim ÖFB-Krisengipfel am Samstag Nachmittag im Haus von Oberösterreichs Fußball-Boss Leo Windtner ging es heiß zur Sache. Der Hammer: Hickersberger war drauf und dran, alles hinzuschmeißen. Nur der Überredungskunst von ÖFB-Präsident Friedrich Stickler war es zu verdanken, dass Hicke doch weitermacht. Stickler musste auch aus Eigeninteresse handeln. Immerhin war es er, der sich persönlich für Hickersberger als Krankl-Nachfolger stark gemacht hatte und dafür sogar eine Ablöse an Rapid zahlen musste, weil Hicke dort noch als Trainer engagiert war. Nicht genug: Stickler konnte sogar Frank Stronach, damals noch Bundesliga-Präsident, für einen Teamchef Hickersberger überreden. Und das, obwohl sich Stronach immer für Krankl eingesetzt hatte.

Stichtag 6. Oktober
Intrige hin, Verschwörungstheorie her. Im Nationalteam und vor allem bei den Spielern herrscht totale Verunsicherung. Anfang Oktober stehen die nächsten Spiele am Länderspiel-Kalender. Am 6. Oktober wird auswärts in Vaduz gegen Liechtenstein getestet, fünf Tage später kommt EM-Partner Schweiz nach Innsbruck.

Beim derzeitigen Zustand der Mannschaft ein gefährliches Unterfangen. Sogar Hicke sagt: „In so einer Situation ist alles möglich. Nicht einmal gegen Liechtenstein können wir sagen, dass wir gewinnen werden.“ Stimmt! Nur bei einer Niederlage gegen den Fußball-Nobody in Vaduz dürfte die Ära Zwei von Hicke unweigerlich zu Ende sein. Denn dann wird ihn vermutlich nicht einmal mehr ÖFB-Boss Stickler im Amt halten können.

Von Walter Unterweger und Christian Ortlepp/Österreich

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