Nach Paris-Terror:

Gedrückte Stimmung im ÖFB-Camp

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Halbe Mannschaft verfolgte Frankreich-Deutschland gemeinsam.

Auch im Teamcamp der österreichischen Nationalmannschaft in Spanien hat am Samstag nach der Serie von Terroranschlägen in Paris eine gedrückte Atmosphäre geherrscht. Mit der Detonation von drei Bomben in der Nähe des Stade de France war indirekt auch der Fußball betroffen. Angst wollten die ÖFB-Teamspieler sieben Monate vor der EM in Frankreich aber keine aufkommen lassen.

Die halbe Mannschaft hatte sich am Freitagabend in einem Zimmer des Real Club de Golf Campoamor im Fernsehen das Freundschaftsspiel Frankreichs gegen Deutschland (2:0) angeschaut. "Wir waren zehn bis zwölf Leute, dann haben wir die Explosion gehört", schilderte Außenverteidiger György Garics. "Wir haben lange über die Gründe philosophiert, aber wir haben keine Lösung."

"Wir dürfen keine Angst haben"
Bis zu einem gewissen Grad sei man machtlos. "Diese Leute haben wieder gezeigt, dass sie überall zuschlagen können. Aber wir dürfen uns nicht zu sehr beängstigen lassen", betonte Deutschland-Legionär Garics (SV Darmstadt). "Das ist das, was diese Leute erreichen wollen: Angst verbreiten. Wenn man nachgibt, dann lässt man diese Leute gewinnen."

Entsprechend waren die Betreuer um Teamchef Marcel Koller darum bemüht, für so etwas wie Normalität zu sorgen. Die herrschte dann beim Vormittagstraining auch. Auf kurzes Gelächter in der ersten Besprechung folgte eine besonders intensive Einheit mit einem Spiel Elf-gegen-Elf auf verkleinertem Feld sowie einer Übung mit drei Siebener-Teams.

Beinahe jede Schiedsrichterentscheidung von Koller wurde heftig diskutiert. Nach dem Training, dem letzten des einwöchigen Camps in Orihuela bei Alicante, besprach sich der Teamchef auf dem Platz lange mit seinem Vertrauensmann, Kapitän Christian Fuchs. Dieser stand den Medien danach auch zu den Anschlägen in Paris Rede und Antwort. Koller wollte keine Stellungnahme abgeben.

Großer Schock für alle
Die Vorkommnisse in der französischen Hauptstadt wurden intern beim Frühstück thematisiert. "Das rückt alles in den Hintergrund", meinte Verteidiger Markus Suttner. "Es ist ein großer Schock für uns alle", ergänzte Stürmer Rubin Okotie. Sein Kollege Marc Janko twitterte: "Ich fühle mich hilflos, traurig und geschockt. Was für eine verrückte Welt, in der wir leben." Auch David Alaba reagierte schockiert. "Worte können diese furchtbare Tragödie nicht beschreiben."

Vorfreude nicht nehmen lassen

Im abschließenden Länderspiel des Jahres am Dienstag (20.45 Uhr) in Wien gegen die Schweiz werden beide Teams nach einer Trauerminute mit Trauerflor antreten. Die Vorfreude auf die EM in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli 2016) wollen sich die ÖFB-Spieler von den Ereignissen aber nicht nehmen lassen. Das Vertrauen in die Sicherheitsmaßnahmen sei groß, so der einhellige Tenor.

Das ÖFB-Team kehrt nach seinem einwöchigen Trainingslager an der spanischen Mittelmeerküste am frühen Sonntagnachmittag nach Wien zurück. Dort stehen vor dem Duell mit der Schweiz noch zwei Trainingseinheiten auf dem Programm. Selbst in Orihuela schien die Sonne am Samstag bei deutlich niedrigeren Temperaturen nicht mehr. Für die gedämpfte Stimmung gab es aber andere Gründe.
 

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