Bremen-Star verkündet überraschend Ende seiner Nationalteam-Karriere.
Paukenschlag um Zlatko Junuzovic: Der 30-Jährige gab am Freitag seinen Rücktritt aus der österreichischen Nationalmannschaft bekannt. Er brachte es auf 55 Spiele im rot-weiß-roten Trikot und erzielte dabei sieben Tore. Die letzten vier Begegnungen der WM-Qualifikation versäumte er wegen Verletzungen.
Der Entschluss sei ihm nicht leicht gefallen, schrieb der Kapitän von Werder Bremen in einer Mitteilung. Ausschlaggebend sei gewesen, dass er künftig mehr Zeit mit der Familie verbringen wolle. Dazu hatte er in der Vergangenheit keine Chance. Junuzovic ist Vater eines einjährigen Sohnes.
Außerdem wolle sich künftig auf seine Klub-Karriere konzentrieren: "In Anbetracht der positiven Entwicklung unseres Landes im Fußball und der vielen talentierten Spieler in Österreich bin ich mir sicher, dass wir trotz der gescheiterten WM-Qualifikation gute Chancen haben, uns für das nächste große Turnier zu qualifizieren."
Er selbst werde als Daumendrücker vor dem TV-Gerät natürlich mitfiebern. Zum Aus von Teamchef Marcel Koller sowie Sportchef Willi Ruttensteiner äußerte er sich nicht. Inwiefern die Querschüsse des ÖFB-Präsidiums und die damit verbundene Unruhe im Verband ein Mitgrund waren, darüber lässt sich nur spekulieren.
Welche Rolle spielte die ÖFB-Unruhe?
Junuzovic bedankte sich bei den Fans und blickte auf den größten Moment zurück: "In 55 A-Länderspielen hatte ich die große Ehre mein Land zu repräsentieren und konnte dabei viele unvergessliche Momente erleben. Ganz besonders denke ich dabei an die erstmalige sportliche Qualifikation für eine EURO, bei der ich das wichtige Siegestor gegen Moldawien erzielen konnte.
So sei eine riesige Euphorie entfacht worden. "Sie zeigte, wie in einem relativ kleinen (Fußball-)Land eine große Leidenschaft für den Fußball entstehen kann", so "Zladdi". Er gehörte unter Koller zu den wichtigsten Stützen im Mittelfeld. Der neue Teamchef muss ohne ihn auskommen. Ein herber Verlust.
Zlatko #Junuzovic hat sich entschieden, seine Nationalteam-Karriere zu beenden. Danke für alles, Sladdi! ????????▶️https://t.co/a82duKNA64 pic.twitter.com/gj9vFuU74D
— ÖFB - oefb.at (@oefb1904) 13. Oktober 2017
Junuzovic' Brief im Wortlaut
Liebe Fans,
ich möchte euch heute persönlich über eine Entscheidung informieren, die ich nach sorgfältiger Überlegung und Abwägung aller Umstände getroffen habe: Ich habe den ÖFB gebeten, mich zukünftig nicht mehr für Länderspiele zu berücksichtigen und habe mich in einem sehr positiven Gespräch bei dem Verband für die tolle Zeit und Unterstützung in all den Jahren bedankt.
Ich werde nie vergessen, wie kräftezehrend und steinig der Weg war, bis ich mich Nationalteam etablieren konnte. Die Entscheidung zum Rücktritt fiel mir deshalb alles andere als leicht. In 55 A-Länderspielen hatte ich die große Ehre mein Land zu repräsentieren und konnte dabei viele unvergessliche Momente erleben. Ganz besonders denke ich dabei an die erstmalige sportliche Qualifizierung für eine Europameisterschaft, bei der ich das wichtige Siegestor gegen Moldawien erzielen konnte. Eine Euphorie wurde entfacht und zeigte wie in einem relativ kleinen (Fußball-)Land eine große Leidenschaft für den Fußball entstehen kann.
Dazu durfte ich in all diesen Jahren viele beeindruckende Menschen im Verband, Trainer- und Betreuerstab als auch unter meinen Spieler-Kollegen kennenlernen und schätzte den gemeinsamen Austausch sehr. Es waren Erfahrungen, die mich als Spieler und auch als Person prägten. An dieser Stelle möchte ich mich insbesondere bei unserem Teamchef Marcel Koller bedanken, der mir durch seine Einberufungen und Einsätze über die letzten Jahre sein Vertrauen geschenkt hat.
Der größte DANK aber gilt euch Fans! Auch wenn manchmal - typisch österreichisch- "geraunzt" wurde, hatte ich immer das gute Gefühl, dass ihr bedingungslos hinter und zum Nationalteam steht. Diese Wertschätzung war für mich immer eine zusätzliche Motivation meine Leistung bestmöglich abzurufen. Vielen Dank dafür!
Nach über 10 Jahren im Team ist für mich nun aber der richtige Zeitpunkt gekommen, dieses Kapitel zu beenden. Mit der Beanspruchung durch Klub und Nationalteam hatte ich in der Vergangenheit oft sehr wenig Zeit für meine kleine Familie. Genau dieser Gedanke, zukünftig mehr Zeit mit meiner Familie verbringen zu können, war letztlich ausschlaggebend dafür, dass ich mich voll und ganz auf meine Klubkarriere konzentrieren möchte. In Anbetracht der positiven Entwicklung unseres Landes im Fußball und der vielen talentierten Spieler in Österreich bin ich mir sicher, dass wir trotz der gescheiterten WM-Qualifikation gute Chancen haben, uns für das nächste große Turnier zu qualifizieren. Ich werde dem Nationalteam als treuer Fan erhalten bleiben und vor dem TV die Daumen drücken!
Viele Grüße
Zlatko