3 Monate vor Start

Rangnick hat seinen ÖFB-"Kern" für die EM bereits gefunden

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Drei Monate vor dem Start der Europameisterschaft kristallisiert sich im ÖFB-Team immer mehr eine Stammelf heraus. Welche Lehren Teamchef Rangnick aus dem 2:0 gegen die Slowakei zieht.

Der Start war "grandios". Es war aber nicht alles glänzend, was das österreichische Fußball-Nationalteam im ersten Testspiel des EM-Jahres gezeigt hat. Teamchef Ralf Rangnick lobte nach dem 2:0 am Samstag in der Slowakei die klaren Verbesserungen in der zweiten Hälfte. In Abwesenheit der verletzten David Alaba und Marko Arnautovic hätten sich einige neue Spieler empfohlen. Gute Chancen auf einen Platz im EM-Kader dürfen sich etwa Romano Schmid und Andreas Weimann ausrechnen.

Sonderlob für Schmid

Überstrahlt wurde alles von Christoph Baumgartner, der nach sechs Sekunden für das schnellste Tor der Geschichte in einem Männer-Länderspiel sorgte. "Aber auch das zweite Tor muss man so erst einmal machen. Das war traumhaft herausgespielt", meinte Rangnick. Schmid bediente Weimann, für beide gab es nach einer starken Trainingswoche in Marbella Sonderlob. "Romano ist in einer super Form, auch bei Werder Bremen. Er ist ein Spieler, der im Moment auch anklopft an die erste Elf mit seinem Selbstvertrauen."

Weimann "einfach ein Knipser"

Weimann bewies in seinem ersten Länderspiel seit Ende 2022, dass er "einfach ein Knipser ist", wie es der Teamchef formulierte. "Solche Bälle macht er, die macht er auch im Training." Der 32-Jährige vom englischen Zweitligisten West Bromwich Albion hätte auch sonst einige gute Szenen gehabt. "Es hat mich extrem für ihn gefreut. Er hat sowohl seine Nominierung als auch seine Einwechslung gerechtfertigt."

In der Innenverteidigung fehlten mit Alaba, Philipp Lienhart und Gernot Trauner drei potenzielle Stammspieler verletzt. Debütant Leopold Querfeld war nach einer frühen Gelben Karte in Bedrängnis. "Es war ein Drahtseilakt, dass er keine Gelb-Rote bekommt. In den ersten zehn Minuten war es für ihn schwierig. Trotzdem hat er es danach gut gemacht", sagte Rangnick über den Rapid-Youngster.

Das ist Rangnicks "stable core"

Zur Pause kam Maximilian Wöber in die Partie. Der Linksfuß im Abwehrzentrum tat dem ÖFB-Spiel sichtlich gut. "Im Moment ist es schon naheliegend, ihn innen spielen zu lassen", erklärte Rangnick. Das wird aller Voraussicht auch am Dienstag (20.45 Uhr/live ORF 1) im nächsten Test in Wien gegen die Türkei der Fall sein. Auf den Außenbahnen sind Phillipp Mwene und Stefan Posch erste Wahl. "Wir haben schon so einen Kern - einen 'stable core', wie der Engländer sagt." Dazu zählt Rangnick auch das Mittelfeld mit Nicolas Seiwald, Xaver Schlager, Konrad Laimer, Marcel Sabitzer und Baumgartner sowie Stürmer Michael Gregoritsch.

Ralf Rangnick mit Spielern
© Getty
× Ralf Rangnick mit Spielern

Mit diesem Personal gelang es auch ohne die zwei großen Stars, den vierten Zu-Null-Sieg in Serie einzufahren. "Dass uns allen viel, viel lieber wäre, wenn David Alaba nicht verletzt wäre und Marko Arnautovic auch nicht so oft verletzt ist, wie er es gerade ist, ist klar", betonte Rangnick. "Beide sind Spieler, die uns guttun und helfen. Dass David als Kapitän nicht gleichwertig ersetzt werden kann, ist auch klar. Wir müssen mit der Situation umgehen." Zumal Alaba nach seinem Kreuzbandriss auch für die EM auszufallen droht.

Selbstkritik trotz Sieg

Seine Kollegen waren trotz des 2:0-Auswärtssieges beim EM-Teilnehmer in Bratislava großteils selbstkritisch. "Die Jungs können schon selber einschätzen, wie ihre Leistung ist. Sie gehen auch ehrlich mit der Situation um", versicherte Rangnick. "Es war keine gute erste Halbzeit, wenn man von den ersten sechseinhalb Sekunden absieht. Die waren natürlich grandios."

Man hätte vor der Pause zu viele Abspielfehler fabriziert. "Die waren aber nicht immer 'unforced'", bediente sich Rangnick der Tennis-Sprache. "Die Slowakei hat es gut gemacht. Es war nicht ganz einfach für uns, da die richtigen Mittel zu finden. Deswegen war die erste Halbzeit zach, wie man auf Österreichisch sagt. Wir haben in der zweiten Halbzeit aber die richtigen Schlüsse daraus gezogen." In dieser skandierten die mitgereisten Österreich-Fans in Vorfreude auf die EURO bereits "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!"

Rangnick erwartet heißen Türkei-Hit

Das ÖFB-Team fuhr nach Spielende vorerst mit dem Bus nach Wien, wo man sich nun zwei Tage auf das Türkei-Spiel vorbereitet. "Es wird sicherlich ein emotionales Spiel. Ich hoffe nach wie vor, dass es ausverkauft wird", sagte Rangnick. Mehr als 10.000 Karten wären noch zu haben. "Es wird sicherlich eine gute Atmosphäre herrschen", meinte der Teamchef. Aufgrund der türkischen Fans sei im Ernst-Happel-Stadion wie bei der EURO mit einer "neutral-ähnlichen Situation" zu rechnen. "Deswegen macht das Spiel aus unserer Sicht absolut Sinn."

Rangnick peilt einen Heimsieg an, den zweiten in Folge gegen einen großen Gegner nach dem 2:0 zum Jahresabschluss gegen Deutschland. "Klar, wir wollen unsere Serie fortsetzen. Wir wollen auch dieses Spiel zu Hause gewinnen. Wenn wir es wieder schaffen, zu null zu spielen, ist die Chance auch absolut vorhanden." Drei Testspiele sind bis zum EM-Start am 17. Juni gegen Frankreich noch ausständig, Rangnick will jedes bestmöglich absolvieren. "Am Ende ist es Ergebnissport." Das vierte Spiel in Serie ohne Gegentor gebe ein gutes Gefühl.

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