Schiri-Krise

Österreichs Referees in der Kritik

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Wieder strittige Szenen bei Salzburg - Wacker und Austria - LASK. Referee Stuchlik: "Diskussion hängt mir zum Hals raus".

Die schwächste Auswärtsmannschaft der Liga hat gegen das führende Team in der (Heim-)Tabelle mit 0:2 verloren. Die Auswärtspleite am Mittwoch von Wacker Tirol bei Fußball-Meister Red Bull Salzburg, der damit den Sprung zurück an die Tabellenspitze schaffte, hatte sich entgegen der Papierform aber keineswegs abgezeichnet. Der Tabellenneunte hatte die Bullen über weite Strecken des Spiels fest im Griff. Wacker haderte nach dem Abpfiff vor allem mit Referee Fritz Stuchlik, der in drei strittigen Szenen zugunsten der Salzburger entschieden hatte.

Zu viele Fehlpfiffe
"Die Schiri-Leistung war lächerlich. Es werden in letzter Zeit zu viele Spiele durch Fehlpfiffe entschieden", machte Wacker-Trainer Helmut Kraft seinem Ärger Luft und forderte Maßnahmen. "Es muss alles nach Punkt und Strich beurteilt werden." Vor allem das angebliche Handspiel von Andreas Schrott, das einen durch Marc Janko verwandelten Elfmeter zum 2:0 (52.) nach sich zog, stößt Kraft sauer auf: "Kein Mensch im Stadion hat diesen Elfmeter gesehen." Auch Schrott beteuerte "den Ball an die Hand bekommen zu haben": "Das war keine Absicht." Schiedsrichter Stuchlik, dem die Diskussionen um seinen Berufsstand nach eigenen Angaben "zum Hals raushängen", steht felsenfest hinter seiner Entscheidung: "Die TV-Bilder haben mich darin bestärkt."

"Sind ja keine Hobby-Kicker"
Der Referee war am Mittwoch noch zwei weitere Male im Mittelpunkt des Geschehens gestanden: In der 31. Minute hatte Bullen-Keeper Timo Ochs das Leder nach einem direkten Eckball von Vaclav Kolousek wohl knapp hinter der Linie festgehalten. Das Schiedsrichtergespann ließ weiterlaufen. Tirol-Spieler Denis Mimm konnte die Entscheidung kaum fassen: "Uns ist ein klares Tor gestohlen worden. Das ist für die oberste Liga nicht angemessen, wir spielen ja in keiner Hobby-Liga." Ob der Ball aber tatsächlich mit vollen Umfang die Torlinie überquert hatte, ließ sich für Stuchlik selbst anhand der TV-Bilder nicht klären: "Es war eine typische Szene. Hätte ich auf Tor entschieden, hätte die ganze Diskussion unter umgekehrten Voraussetzungen stattgefunden. Die TV-Bilder haben jedenfalls keinen Aufschluss gegeben. Ich kann aber nur Tor geben, wenn ich keine Zweifel habe."

Nachdem Salzburg-Verteidiger Jorge Vargas Matthias Hattenberger im Strafraum niedergesprungen war, reklamierten die Tiroler vergebens Elfmeter. "Es gib 30 Prozent Szenen, wo klar auf Strafstoß zu entscheiden ist und 30 Prozent in denen es klar kein Elfer ist. Diese Szene war aber im Graubereich. Es war nicht genau erkennbar, auch nicht im TV. Ich kann sowohl Gründe für Elfmeter, als auch für meine Entscheidung finden."

Stuchlik schlägt zurück
"Mir fällt auf, dass es ein Sport geworden ist, die Entscheidungen der Schiedsrichter infrage zu stellen", merkte Stuchlik an. Den Auslöser für Verbalangriffe sieht der Referee im spannenden Titel-und Abstiegskampf: "Da ist der Druck besonders groß. Es fallen Äußerungen, die in Schärfe und Inhalt unnötig sind."

Stuchlik zur Diskussion um die Einführung des Videobeweises: "Die Schiedsrichter wären auf der einen Seite aus dem Schussfeld. Im Fußball herrscht aber das Prinzip, dass überall nach den gleichen Regeln gespielt wird, das würde mit dem Videobeweis durchbrochen. Mit dem derzeitigen Stand der Technik glaube ich auch nicht, dass alles Situationen bereits auflösbar wären. Vielleicht später einmal mit Chips oder so."

Während Tirol ohne Punkt die Heimreise antreten musste, eroberte Salzburg die Tabellenführung zurück. Mit der Leistung war Janko dennoch nicht zufrieden: "Wir hatten nicht den besten Tag. Uns unterliefen zu viele Fehlpässe, dadurch sind wir nie in den Spielfluss gekommen." Auch Co-Trainer Michael Streiter übte sich in Selbstkritik: "In der ersten Halbzeit hat nur das Ergebnis gepasst." Für die Bullen könnte sich der Erfolg über Tirol noch als Pyrrhussieg erweisen: Top-Torschütze Alex Zickler musste mit einem Muskelfaserriss im linken Oberschenkel vom Platz und fehlt dem Meister drei bis sechs Wochen.

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Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Mit dem 0:0 verpassten sowohl die Wiener Austria, als auch LASK Linz im ersten von zwei direkten Duellen innerhalb von vier Tagen den Sprung an die Tabellenspitze, die sich nach drei Runden Pause wieder Meister Red Bull Salzburg sicherte. Aufreger des Abends im Horr-Stadion war jedoch wieder einmal eine Fehlentscheidung eines Schiedsrichters und ein wegen Abseits nicht gegebenes Kopftor von Austria-Stürmer Hannes Aigner.

"Spielten gegen 14 Mann"
Deutliche Worte fand Sturm-Partner Sanel Kuljic, der nach dem Schlusspfiff der Kabine des Vorarlberger Referees Thomas Gangl einen Besuch abstattete. "Wir spielen gegen 14 Mann und das nicht zum ersten Mal. Es soll nicht immer uns erwischen, das sind Entscheidungen, die Punkte kosten", erklärte Austrias Goalgetter verärgert. Fair blieb LASK-Coach Karl Daxbacher, der von einem "regulären Treffer" sprach, gleichzeitig aber ausgeglichene Gerechtigkeit sah: "Auch Mayrleb ist in einer Szene einmal nicht im Abseits gestanden."

Entscheidender Pass fehlte
Zum dritten Mal trennten sich die beiden Traditionsteams in dieser Saison mit einer Punkteteilung, am Mittwoch haderten die klar spielbestimmenden, aber ungefährlichen Violetten mit der vergebenen Chance auf den siebenten Saison-Heimsieg. "Der LASK, besonders die Innenverteidigung mit Baur und Hoheneder, war defensiv sehr gut eingestellt. In der zweiten Spielhälfte haben wir phasenweise sehr gut gespielt, der entscheidende Pass hat aber gefehlt", analysierte Austria-Trainer Georg Zellhofer. "Dann kam noch diese ominöse Szene mit dem aberkannten Tor aberkannt. Das sind die 'Big points', die uns dann fehlen." Augenscheinlich war aber auch, dass die große Stärke der Austria bei Standardsituationen im Strafraum der Linzer verpuffte.

Erster Punkteverlust für LASK
Dass der LASK, der erstmals im Frühjahr Zähler liegenließ, nicht zufällig im Titelrennen steht, bewies dessen Gefährlichkeit im Konter. Ausgerechnet Routinier Ivica Vastic ließ im Duell mit Austria-Torhüter Safar jedoch die beste Chance im Spiel und damit den ersten Sieg der Schwarz-Weißen in Wien-Favoriten seit knapp zehn Jahren ungenutzt. "Ich hatte eine Hundertprozentige, auch Ende der ersten Spielhälfte hatten wir eine wirklich gute Möglichkeit (durch Saurer, Anm.). Dass es schwer wird in Wien, haben wir gewusst, aber wir haben das 0:0 gehalten", war der Altstar mit violetter Vergangenheit trotzdem zufrieden.

Stürmer verletzt
Ob der routinierte Sturm der Oberösterreicher am Samstag in Linz zur Verfügung steht, blieb jedoch offen. Vastic plagt eine Bauchmuskelzerrung, Mayrleb erhielt einen Schlag in die Kniekehle und musste ebenfalls ausgetauscht werden. Bis auf diesen möglichen Wermutstropfen blickt der Aufsteiger mit Zuversicht dem samstägigen Aufeinandertreffen in Linz entgegen. "Mit 10 Punkten aus den ersten vier Frühjahrssielen bin ich sehr zufrieden", sagte Daxbacher, der einst für Austria gespielt hat und für die Wiener auch als Amateur-Trainer tätig war.

"Die Austria war besser und gefährlicher als wir. Das 0:0 war glücklich", meinte Mittelfeld-Rackerer Jürgen Panis und Daxbacher ergänzte: "Wir haben nicht vorgehabt, so defensiv zu spielen. Man hat gemerkt, dass die Austria die bessere und reifere Mannschaft ist. Wie auch bei Rapid (4:4, Anm.d.R.) haben wir nur reagieren und nicht agiert, das fehlt uns zu den großen Mannschaften".

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