Ein Mafia-Aussteiger packt aus und beschuldigt Serie A-Verein Palermo, enge Konktakte zur Cosa Nostra zu haben.
Mafia-Aussteiger Marcello Trapani hat schwere Vorwürfe gegen den italienischen Fußball-Erstligisten FC Palermo erhoben. Der Club soll demnach zwei Ligaspiele gekauft, auf Schwarzmärkten Freikarten verscherbelt und enge Beziehungen zur sizilianischen Cosa Nostra haben. Nach Trapanis Aussage soll Palermo im Mai 2003 im Kampf um den letztlich verpassten Aufstieg in die erste Liga den 2:1-Sieg in Ascoli und den 2:0-Heimsieg gegen Verona in der Serie B gekauft haben, berichtete die Zeitung "La Repubblica" am Freitag.
Schwarzgeldkassa
Das Geld dafür hätten die Palermitaner aus einer
geheimen Schwarzgeldkasse genommen, behauptete der ehemalige Anwalt des vor
zwei Jahren festgenommen Mafia-Bosses Claudio Lo Piccolo. Für den habe er
vom Club auch regelmäßig 50 Freikarten bekommen, die dann illegal verkauft
worden seien.
Wie "La Repubblica" weiter berichtete, sollen die Staatsanwälte Trapanis Aussagen für "relevant und glaubwürdig" halten. Nach einem Bericht der "La Gazzetta dello Sport" habe Trapani als Quelle für seine Informationen den ehemaligen Club-Manager Rino Foschi angegeben.
Torino dementiert
Der heutige Sportdirektor des AC Torino ließ
die Anschuldigungen umgehend zurückweisen. "Mein Mandant hat niemals
irgendeinen Sportbetrug begangen oder Trapani derartige Informationen
geliefert, da es solche Vorgänge nie gegeben hat", teilte Foschis Anwalt
Mattia Grassani mit. Die Club-Spitze des FC Palermo wies die Anschuldigungen
als "Fantasterei" zurück, schrieb "La Repubblica". Der italienische
Fußballverband wartet ab.
"Reuiger"
Trapani war im vergangenen September
verhaftet worden. Nach Medienangaben habe er sich schnell zu einer
Zusammenarbeit mit den Ermittlern entschlossen. Als sogenannter Pentito
(Reuiger) genießt er nun den Schutz des Staates, muss im Gegenzug dafür
weitreichende Aussagen über seine Erfahrungen mit der sizilianischen Mafia
machen. Bevor Trapani den FC Palermo mit der Mafia in Verbindung brachte,
war der Club bereits in die Schlagzeilen geraten. Damals war der ehemalige
Leiter der Jugendabteilung, Giovanni Pecoraro, wegen Verbindungen zur Mafia
verhaftet worden.