Produzenten wollen wettbewerbstaugliches Produkt bereits in der Schublade haben. Video-Beweis steht weiterhin nicht zur Diskussion.
Passend zur aktuellen Schiedsrichter-Diskussion in Österreich kommt in Perthshire/Schottland das International Football Association Board (IFAB) zu seinem 122. jährlichen Treffen zusammen. Im Mittelpunkt beim Treffen der Hüter der Regelkunde steht die Lösung der wohl wichtigsten Frage im Fußball: Tor oder kein Tor? Nicht auf der Tagesordnung steht hingegen die Diskussion über die Einführung des Video-Beweises.
Chip-Ball vor Einführung
Einiges spricht dafür, dass das
achtköpfige Entscheidungs-Gremium für alle Regelfragen in Anwesenheit von
Weltverbandspräsident Joseph Blatter nach jahrelanger Diskussion die neue
Technologie erlaubt und künftig der "intelligente Ball" bei immer mehr
Spielen zum Einsatz kommt. Sportartikelhersteller und FIFA-Partner adidas
sieht die Entwicklung des Chip-Balles entscheidend vorangebracht und hält
sein Produkt für wettbewerbstauglich. "adidas hat alle Vorbereitungen
getroffen, die es erlauben, überall auf der Welt Systeme für den sofortigen
Einsatz zu installieren beziehungsweise Systeme für Langzeittests in
ausgewählten Ligen einzusetzen", sagte Firmen-Sprecher Oliver Brüggen.
Das Unternehmen hatte mit dem Fraunhofer Institut und der Cairos AG einen Chip-Ball-Prototypen konzipiert. Zuletzt wurde die neue Technologie bei der Club-WM im Dezember 2007 in Japan getestet. Ein Mikrochip im Ball übermittelt dabei dem Schiedsrichter per Akustiksignal, wenn das Spielgerät die Torlinie überschritten hat. Das legendäre Wembley-Tor im WM-Finale 1966 hätte damit vermutlich keine Anerkennung gefunden.
Blatter dafür
FIFA-Chef Blatter hatte schon vor der WM 2006
eine Einführung befürwortet. Technische Schwierigkeiten veranlassten den
Weltverband aber, das "High-Tech-Leder" bei Jugendturnieren nochmals in
Testphasen zu schicken. Einen Bericht wird das IFAB auch über die sogenannte
Hawk-Eye-Technologie (Torkamera) erhalten, deren baldige Einführung
allerdings unwahrscheinlich ist.
Zusätzliche Linienrichter
Während die FIFA einen
Video-Beweis zur Klärung strittiger Entscheidungen weiter strikt ablehnt,
auch weil diese Technik weltweit schwer in allen Stadien einzuführen wäre,
berät das IFAB, ob künftig bei ausgewählten Spielen der Einsatz von vier
Linienrichtern getestet werden soll. Diesen Vorschlag hatte Blatter bei
mehreren Anlässen begrüßt.
Fixe Spielfeldgröße
Beschlossen werden soll von dem aus
vier Mitgliedern der FIFA und vier Vertretern der vier britischen
Fußballverbände gebildeten Gremium auch die genaue Festlegung der
Spielfeldgröße bei allen internationalen Partien. Das Fußball-Rechteck muss
demnach künftig exakt 105 Meter lang und 68 Meter breit sein. Bisher können
Länge (100 - 110 m) und Breite (64 - 75 m) um bis zu zehn bzw. neun Meter
variieren. In einigen Stadien müssten die Spielfelder dann neu vermessen
werden.
Ebenfalls auf den IFAB-Tisch bringen will Blatter harte Strafen für gefährliche Tacklings. "Spieler, die solche Attacken absichtlich machen, gehören weg vom Fußballfeld", forderte der FIFA-Boss in einem Interview mit der "Times". Auch die Trainer seien schuld an Attacken wie jener von Martin Taylor an Eduardo. "Der Mechanismus ist offensichtlich. Der Druck auf die Trainer ist so groß, dass sie die Spieler ermutigen, den Sieg um jeden Preis zu holen."