Wurz im Interview

"Webber wird bei Red Bull benachteiligt"

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Ende der F1-Sommerpause. In ÖSTERREICH spricht Wurz über Schumi, Webber & Co.

ÖSTERREICH: Herr Wurz, viele favorisieren Sebastian Vettel für den WM-Titel. Sie auch?
Alexander Wurz: (lacht) Nein. Sicher nicht. Da kann bis zum Schluss noch so viel passieren. Was haben wir nicht alles in der ersten Saisonhälfte erlebt. Der Wettkampf wird für Red Bull nicht leichter, auch wenn sie nach wie vor das beste Auto haben. Ferrari holt auf und McLaren wird auf den Strecken, die kommen, auch wieder ein besseres Auto haben. Für Red Bull ist das sicher noch keine g’mahte Wiesn!

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zum Bullen-Duell zwischen Vettel und Webber?
Wurz: Es ist normal, dass sich die zwei nichts schenken. Dass Sand ins Getriebe gekommen ist, hat mit den Einflüssen von außen und der besonderen Teamstruktur bei Red Bull zu tun. Mit der Flügel-Geschichte hat sich das Team bei der Weltpresse keinen Gefallen getan. Die Darstellung war unglücklich.

ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass Webber bei Red Bull benachteiligt wird?
Wurz: In Silverstone war es so. Da haben sie Webber den Flügel weggenommen und Vettel gegeben. Zumindest bis zu diesem Zeitpunkt war klar, wer bei Red Bull die Nummer eins ist. Dann haben sie gesagt, sie drehen das um, je nachdem, wer in der WM-Wertung in Führung liegt. Zurzeit liegt Webber vorne, aber Vettel ist ganz klar der Teamliebling.

ÖSTERREICH: Vettel hat durch dumme Fehler viele Punkte liegen gelassen. Ist er noch nicht reif für den Titel?
Wurz: Fehler haben heuer schon alle gemacht. Wenn Fernando Alonso in Monaco nicht gepatzt hätte, könnte auch er die WM anführen. Der Druck ist so hoch, die Luft an der Spitze so dünn, da machen alle Schnitzer. Ich finde es schön, weil dadurch auch bei den absoluten Topfahrern die menschliche Seite durchkommt.

ÖSTERREICH: Wie beurteilen Sie das bisherige Comeback von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher?
Wurz: Der Fall ist klar: Man muss ihn fragen, ob er mit seiner Leistung tatsächlich zufrieden ist. Für seine Fans ist seine Performance natürlich eine Enttäuschung. Als siebenfacher Weltmeister hat ihn ein jeder ganz woanders erwartet. So hinkt er aber der Erwartungshaltung schwer hinterher.

ÖSTERREICH: Trauen Sie Schumi den achten WM-Titel noch zu?
Wurz: Nein! Er hat nicht das Auto dazu. Aber er ist niemandem Rechenschaft schuldig, er muss sich in seiner Haut wohl fühlen. Für die jungen Fahrer ist es eine Genugtuung, dass sie ihn im Griff haben. Das zeigt, dass sie ordentlich Gas geben können.

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