Trotz Verkaufs des Teams will Gerhard Berger auch in Zukunft bei "seinem" Team weitermachen.
Seit Dietrich Mateschitz angekündigt hat, dass Toro Rosso bis 2010 zum Verkauf steht, befindet sich das "kleine" Red-Bull-Team im Fokus der Formel 1. Am Donnerstag gab Gerhard Berger, dem wie Mateschitz 50 Prozent am Rennstall gehören, bekannt, dass er gerne mit dem Team weitermachen würde. Er respektiere und verstehe die Entscheidung, auch wenn sie ihn schmerze, sagte Berger in Sepang, wo am kommenden Sonntag mit dem GP von Malaysia der zweite WM-Saisonlauf stattfindet.
Auch für den 48-jährigen Hälfte-Mitbesitzer Berger ist die Entscheidung prinzipiell nichts Neues, waren doch vor genau einem Jahr ebenfalls in Malaysia trotz langfristiger Visionen bereits Verkaufsgerüchte aufgekommen. Seitdem ist das Thema nie abgeklungen. Mittlerweile haben aber absehbare Regeländerung zu einem Sinneswandel bei Red-Bull-Boss Mateschitz geführt. Spätestens Ende 2009 könnte damit nun zumindest eine Hälfte des Teams zum Verkauf stehen. Überraschend kam aber offenbar selbst für Berger der Zeitpunkt der Bekanntgabe.
Schwerer Start
Im September 2005 hatte Red Bull um geschätzte 50
Mio. Euro das italienische Nachzügler-Team Minardi gekauft und daraus - mit
Mateschitz als finanziellem und Berger (zusammen mit Teamchef Franz Tost)
als sportlichen Mastermind - die Scuderia Toro Rosso geformt. Red Bull, das
mit dem zuvor aus Jaguar hervorgegangenen Team Red Bull Racing WM-Ambitionen
hat, hatte in der Start-Up-Phase dank des zweiten Teams auch mehr Einfluss
in der Formel 1.
Außerdem sollte Toro Rosso eine Art "Fahrschule" für die Piloten aus dem RB-Juniorenteam sein und sich - über kurz oder lang selbst finanziert - im Mittelfeld etablieren. Zumindest die letzten beiden Punkte sind nicht aufgegangen.
Neues Reglement
Entscheidend ist nun aber offensichtlich, dass
sich die Formel 1 seitdem in einem Umbruch befindet. FIA-Boss Max Mosley
will die sündteure Motorsport-Königsklasse nicht nur umweltfreundlicher,
sondern vor allem kostengünstiger machen. Auch deshalb war Red Bull einem
Konzept gefolgt, über die gemeinsame Firma RB Technology Synergien zu nutzen
und Autos für beide Teams bauen zu lassen.
Dieses "Kundenauto-Konzept" hat aber bei der Konkurrenz zu heftigen Protesten geführt. Ein anhängiges Gerichtsverfahren ist offiziell noch immer nicht entschieden. Offensichtlich ist sie mittlerweile obsolet, denn laut Mateschitz ist das von Red Bull genutzte Konzept - Sparpläne hin oder her - ab 2010 ohnehin verboten.
Berger versteht Mateschitz
"Ich verstehe also, dass Didi
(Mateschitz/Anm.) ohne Synergien keinen Sinn mehr sieht, zwei Teams
aufzubauen", sagte Berger bei einer Pressekonferenz an der Rennstrecke. Der
frühere F1-Pilot aus Tirol, der in seiner aktiven Zeit 210 Rennen bestritten
und zehn gewonnen hat, ist zwar nicht über die Entscheidung informiert
worden, "ich bin deshalb aber nicht böse", so Berger. Womöglich wird Red
Bull ohnehin zumindest in der Übergangsphase als potenter Sponsor
weitermachen. Berger ist überzeugt: "Mateschitz lässt uns sicher nicht
hängen."
Wer übernimmt?
Es gehe um eine langfristig gesicherte
Zukunft für das Team und hier vertraue er Mateschitz voll, ergänzte der
Tiroler. Dieser hatte angekündigt, nur zu verkaufen, wenn er das derzeit mit
Ferrari-Motoren fahrende Team, das sich beim WM-Auftakt in Australien mit
dem Vorjahres-Autos hervorragend geschlagen hat, in guten Händen wisse.
Berger machte klar, dass er seinen Hälfte-Anteil am Rennstall gerne behalten
würde. "Aber nur, wenn es sportlich Sinn macht und eine gleich gute oder
bessere Zukunft gewährleistet ist."
Was ohne Hersteller oder finanzkräftigen Sponsor-Partner im Rücken schwierig wird. "Eine Saison kostet mehrere hundert Millionen Euro. So viele gibt es also nicht, die hier mitreden können", ist Berger bewusst. "Und ich kenne derzeit keinen Hersteller, der in die Formel 1 will." Dass sich Jean Todt oder dessen Sohn Nicolas bei Toro Rosso beteiligen würden, stellte Berger ebenso in Abrede, wie dass der russische Unternehmer Rustam Tariko bald einsteigen werde. Vielmehr sei Red Bull weiter sein Traumpartner, so Berger. "Denn da kann man wenigstens von Erfolgen träumen."
Wichtigstes Ziel sei, so Berger, eine gute Zukunft für das "derzeit sicher etwas verunsicherte" Team zu garantieren. Man sei in Faenza durchaus in der Lage, ein Auto zu bauen. "Die Frage ist nur, wie gut es wird", sagte Berger, der ein klares Bekenntnis zur Formel 1 abgab. "Ich bin ein Racer, mein Leben ist die Formel 1", beteuerte der Tiroler. 2008 werde einmal gar nichts passieren. "Ich würde aber gerne die langfristigen Ziele weiterverfolgen. Mit Toro Rosso hinterherzufahren, war nie unser Ziel!"