Das Red Bull Air Race hat sich längst zu einer fixen Institution entwickelt. Auch heuer werden 100e Millionen Zuschauer weltweit erwartet.
In Abu Dhabi beginnen am kommenden Freitag traditionell die Red-Bull-Air-Race-World-Series. Die vierte Auflage dieses einzigartigen Flugsport-Spektakels, das im Vorjahr weltweit vier Millionen Live-Zuschauer anlockte und die knappste WM-Entscheidung der Sportgeschichte brachte, umfasst 2008 zehn Rennen über Land und Wasser in zehn Städten, neun Ländern und vier Kontinenten.
Creme de la Creme
12 Piloten sind 2008 mit dabei. Und die
Hauptdarsteller sind wie immer die Besten der Szene. Diese Alleskönner, im
Hauptberuf Militär-und Berufspiloten oder Extremflugsportler, müssen sich
über ein rigoroses Ausleseverfahren qualifizieren. Denn nur eine Hand voll
Menschen beherrscht dieses riskante Geschäft, bei dem die Piloten in ihren
wendigen und 400 km/h schnellen Leichtbauflugzeugen in den engen Kurven bis
zum Zehnfachen ihres Körpergewichtes aushalten müssen.
Österreicher mittendrin
Mit dabei ist auch wieder der
Österreicher Hannes Arch, der nach seiner durchwachsenen Rookie-Saison
deutlich mehr will. Bis zu 15 Kilo hat der 40-jährige Steirer durch
Fitness-Training und Gewichtsreduzierung am Flugzeug für den Kampf um
Hundertstel wettgemacht. "Ich habe nicht so viel Erfahrung wie die anderen
Piloten. Aber mein Background im Extremsport wie dem Base-Jump hilft enorm",
gibt sich der Trofaiacher zuversichtlich.
3D-Rennsport
Das Air Race hat dank steter Weiterentwicklung
längst jene Idee vom dreidimensionalen Motorsport gesprengt, die 2001 im
Red-Bull-Thinktank zusammen mit dem Ungarn Peter Besenyei ausgeheckt und
zwei Jahre später erstmals in Zeltweg vorgestellt worden ist. Die Premiere
in Österreich war so erfolgreich, dass noch im gleichen Jahr ein zweites
Rennen in Budapest folgte. 2004 gab es drei Rennen und 2005 erstmals die
World Series.
Im Vorjahr gab es erstmals auch ein Rennen in Südamerika (Rio) sowie insgesamt vier Mio. Zuschauer live und 400 Mio. vor dem TV. Alleine in Rio bzw. Istanbul verfolgten jeweils eine Million Menschen den 3-D-Event. In den USA kam die Fernsehübertragung so gut an, dass das Air Race dort für den Emmy, den "Oscar" für TV-Sportübertragungen, nominiert wurde.
Hauchdünne Entscheidung
Entschieden wurde die WM 2007 erst
im letzten Rennen, und das so knapp wie nie. Mike Mangold (USA) und der
Brite Paul Bonhomme hatten nach dem Finale in Perth jeweils 47 Punkte und
die gleiche Anzahl an Platzierungen. Erst die Unterplatzierungen in den
Eliminationsrunden entschieden am Ende um 0,43 Sekunden zugunsten von
Mangold.
Favoriten
Mangold und Bonhomme sind auch 2008 wieder die
Favoriten. Mit Detroit (USA) und einem noch nicht bekannten Ort in Spanien
stehen zwei neue Städte sowie mit Schweden (Stockholm) auch ein neues Land
im Kalender. Das Interesse boomt weiterhin weltweit. "Wir bringen den Event
zu den Menschen und benutzen die Stadt als Rennstrecke", sagt Air-Race-CEO
Bernd Loidl über die Formel 1 der Lüfte. "Wir können praktisch überall
fliegen, deshalb ist das die wahre globale Motorsport-Serie."
Größer als F1
Logistisch steht das Air Race sogar über
der Formel 1. 350 Menschen sind ständig beschäftigt, um die stets aus dem
Nichts errichtete Infrastruktur für die Rennen herzustellen. Alleine der
Aufbau dauert bis zu 12 Tage, der Abbau drei. 380 Tonnen müssen um die Welt
geflogen und gefahren werden, das entspricht der Ladung für 5 Jumbos oder 65
Sattelschlepper.
Hindernis-Parcours
Die Aufgabe für die Piloten ist im
Wesentlichen gleichgeblieben. Es gilt, mit den rund 600 Kilo leichten und
aus hochfesten Materialien wie Karbon gefertigten Flugzeugen der Typen Edge
540, Extra 300 SR und MX2 einen etwa 5 Kilometer langen Kurs in exakt
vorgebener Höhe und Flugstellung durch die 20 m hohen, luftgefüllte Pylonen
("Air Gates") zu durchfliegen und dabei möglichst wenige Strafsekunden zu
kassieren. Die Flugzeuge sind so wendig, dass sie eine Rollrate (Drehung um
die Längsachse) von weniger als einer Sekunde haben.
Die acht Meter breiten Flugzeuge müssen dabei durch 10 bzw. 14 m breite Tore, was keinen Raum für Fehler lässt. Dennoch haben die Piloten an der Corniche in Abu Dhabi sogar eine verschärfte Variante zu fliegen, denn erstmals sind gleich zwei "Slalom-Schikanen" aus drei bis vier hintereinanderstehenden Pylonen zu meistern. Die FAI (Federation Aeronautique Internationale) überwacht den Bewerb, aus Sicherheitsgründen darf wegen der extremen Belastung heuer jeder Pilot nur dreimal pro Tag fliegen.
Modus leicht verändert
Der WM-Modus wurde leicht dahingehend
verändert, als nun alle Piloten auch am Renntag am Start sind. Die
langsamsten vier aus der Qualifikation fliegen um Platz neun und damit einen
WM-Punkt. Die schnellsten acht um den Aufstieg in das Semifinale, ab dem es
im K.o.-System weitergeht.