Nach kleiner "Krise" ist der Tiroler wieder Feuer und Flamme für den Motrosport und will verhindern, "dass Toro Rosso unter die Räder kommt".
Wie enttäuschend war nach dem sensationellen Auftakt in Australien
der Doppelausfall in Malaysia?
Berger: "Ich sehe es weniger als
Rückschlag. Vielmehr sind wir zurück in der Realität. Vettel war bis
zum Ausfall Zwölfter, dort gehören wir hin. Und dass Bourdais das Auto
schon in der ersten Runde ablegt, kann passieren."
Wieviel Unruhe hat die Verkaufsankündigung ins Team gebracht?
Berger:
"Die Situation hat sich schnell beruhigt. Wir werden kontinuierlich
versuchen, das Team weiter auszubauen. Wenn Maßnahmen zu treffen sind,
werden Red Bull, Dietrich Mateschitz und ich sicher die richtige Lösung
finden. Wir sind jetzt jeden Tag in Kontakt gewesen und sind das auch
weiterhin."
Wie sieht die mittelfristige Zukunft von Toro Rosso aus und warum soll
verkauft werden?
Berger: "Heuer passiert einmal gar nichts, dass hat
Didi (Mateschitz/Anm.) so gesagt. Wenn sich das Reglement in diese Richtung
entwickelt, ist es einfach nicht realistisch, weiter ein zweites Team so
auszubauen. Wir haben diesbezüglich einige Freunde in der Boxengasse
verloren. Jetzt müssen wir beide schauen, dass das Team nicht unter die
Räder kommt."
Wie realistisch ist das?
Berger: "Erstens will Mateschitz das
sowieso machen und zweitens ist mit ihm genügend Substanz und Kraft da, für
eine gewisse Zeit etwas auszugleichen, bis man die beste Lösung hat. Ich
würde also nicht ausschließen, dass Red Bull nicht doch am Ende die
Lösung bleibt."
Wie steht es um die Moral im Team. Viele Mitarbeiter sind schon einmal
"verkauft" worden?
Berger: "Wer mit Schwierigkeiten nicht
umgehen kann, ist bei uns falsch am Platz. Formel 1, das ist Kampf an allen
Fronten. Als Top-Team kämpfst du genauso mit Gegenwind wie als unabhängiges
Team eben mit Verkaufs- und finanziellen Gerüchten. Das ist Teil des Geschäftes.
Wer mit dieser ständig gereizten Atmosphäre nicht umgehen kann,
zerbricht. Das ist auch bei den Fahrern so."
Gutes Stichwort. Sie sind zweimal schon ausgestiegen aus dem "Irrsinn"
Formel 1. Stimmt der Eindruck, dass Sie jetzt wieder mit mehr Herzblut denn
je dabei sind?
Berger (lacht): "Stimmt! Als in Sepang bei Vettel der
Rauch aufging, habe ich mir an der Boxenmauer gedacht: Gratuliere Gerhard! Das
hast du gut gemacht, jetzt bist wieder mittendrin in der Sch... . Wo du doch
vor ein paar Jahren gesagt hast, jetzt reicht es."
Kommen Sie vom Motorsport nicht los?
Berger: "Es ist wie eine
Droge. Man kommt nicht weg, wenn man einmal so tief und lange in diesem
Geschäft drin steckt."
Gilt das indirekt auch für Dietrich Mateschitz?
Berger: "Ich
möchte ihm nicht vorgreifen. Ich kann nur sagen, dass bei mir viel
Herzblut drin ist. Aber natürlich sehe ich das auch bei ihm. Wer weiß,
vielleicht finden wir Wege, die machbar sind. Vielleicht ist es aber auch
nur ein Wunschgedanke und ich bin ein Träumer. Ich kann mir derzeit niemand
anderen als Red Bull vorstellen."
Ihr derzeit größter Wunsch zum Thema Verkauf?
Berger:
"Dass ich darüber beim nächsten Mal erst wieder nächstes Jahr
sprechen muss."