Budgetstreit

Formel 1 droht der "Totalschaden"

Teilen

Zukunft der F1 steht am Spiel. Ohne Kompromiss zwischen FIA-Boss Max Mosley und den Teams droht der Zerfall.

Dicke Gewitterwolken über der Rennstrecke von Silverstone! Die Gefahr, dass es am Sonntag regnet, liegt bei 80 Prozent. Allerdings ist das Wetter die derzeit geringste Sorge im Formel-1-Zirkus.

Schande
Viel explosiver ist der Streit zwischen dem Automobilweltverband FIA, angeführt von Präsident Max Mosley, und der Teamvereinigung FOTA um das Reglement für die Saison 2010. Ein Streit, der RTL-Experte Niki Lauda auf die Palme bringt. „Die Art und Weise, wie sich der Sport momentan nach außen präsentiert, ist eine Schande“, wettert Lauda. Heute droht es, zur endgültigen Explosion im Regelstreit zu kommen.

Mosley glaubt an Kompromiss
Mosleyhat sich am Freitag doch noch zur aktuellen Lage in der Formel 1 geäußert. Mosley hält ein Auseinanderbrechen der Königsklasse nach wie vor für "unwahrscheinlich". "Wie immer bei solchen Dingen wird es am Ende einen Kompromiss geben", zeigte sich Mosley in einem BBC-Interview überzeugt.

Ultimatum
McLaren, BMW-Sauber, Renault, Toyota und Brawn GP hatten sich nur unter Bedingungen – unter anderem eine Neuregelung der geplanten Budgetobergrenze – für die WM 2010 eingeschrieben. Auch das Kultteam Ferrari und Red Bull sind mit den Plänen für die kommende Saison unzufrieden. Doch das lässt die FIA kalt: Lassen die Teams diese Forderungen nicht bis heute fallen, droht Mosley mit dem Ausschluss. „Die Formel 1 ist in einem sehr ernsten Zustand. Es geht um sehr, sehr viel“, weiß Alexander Wurz, der mit seinem Superfund-Team zum Nutznießer der Situation werden könnte. Schließt die FIA die Teams wirklich aus, könnte das Wurz-Team nämlich noch ins Starterfeld für 2010 aufrücken.

Streik
Bleibt die FIA hart, droht nicht erst die Saison 2010 zur Farce zu werden. Dann wackelt bereits das aktuelle Rennwochenende in Silverstone. Die betroffenen Teams denken jetzt sogar an einen Rennboykott.

Laudas Appell
Etwas, dem Niki Lauda ebenso wenig abgewinnen kann, wie einer – vom mächtigen Ferrari-Chef Luca di Montezemolo und dem exzentrischen Renault-Boss Flavio Briatore – geplanten Piratenserie. „Diese Serie wäre tot, bevor man überhaupt einen Gedanken daran verschwendet hat“, ist sich Lauda sicher. „Der ganze Streit interessiert keinen Fan. Ich fordere: Werdet endlich vernünftig, werft eure Selbstherrlichkeit über Bord und richtet nicht noch mehr Schaden an.“

"Piratenserie" schon beschlossen
Acht der zehn aktuellen Teams haben sich mittlerweile dazu entschlossen, vor dem Hintergrund der anhaltenden Streitigkeiten mit der FIA über das Regulativ für die kommende Saison mit den Vorbereitungen einer Konkurrenzserie zu beginnen. Das gab die Teamvereinigung FOTA in der Nacht auf Freitag nach einer mehrstündigen Sitzung in Silverstone bekannt.

Demnach seien sich die Teams Ferrari, McLaren-Mercedes, BMW-Sauber, Renault, Toyota, Red Bull, Toro Rosso und Brawn GP einig. "Es ist klar, dass die Teams die grundsätzlichen Werte des Sports nicht weiter kompromittieren können. Daher werden sie ihre an Bedingungen geknüpften Nennungen für die WM 2010 nicht abändern", erklärte die FOTA in einer Stellungnahme.

Forderungen der FIA

.) Budgetlimit: Teambudget darf 45 Millionen Euro nicht überschreiten

.) Garantie: Teams und Hersteller müssten Teilnahme bis 2012 unterschreiben

.) Gläserne Teams: Teams müssen ab kommender Saison alle Budgetbücher offenlegen

Forderungen der F1-Teams

.) Vermarktung: Die TV-Gelder und Preisgelder müssen neu verhandelt werden

.) Mosley-Abgang: Teamchefs fordern Absetzung von FIA-Boss Max Mosley

.) Piraten-Serie: Hersteller wollen mehr Macht und drohen mit eigener Serie

Nächste Seite: Erklärung der FOTA im Wortlaut

Die Teamvereinigung FOTA hat im Streit um eine Budgetgrenze in der Formel 1 in der Nacht auf Freitag in Silverstone die Gründung einer eigenen Rennserie angekündigt. Die FOTA-Erklärung im Wortlaut:

"Seit der Gründung der FOTA im vergangenen September haben die Teams zusammengearbeitet und sich darum bemüht, gemeinsam mit der FIA und dem Rechteinhaber den Sport weiterzuentwickeln und zu verbessern. Die beispiellose weltweite Finanzkrise stellt die Formel-1-Gemeinschaft unvermeidlich vor große Herausforderungen. Die FOTA ist stolz, dass sie die umfangreichsten Maßnahmen zur Kostenreduktion in der Geschichte unserer Sports erreicht hat. Besonders die Hersteller-Teams haben den unabhängigen Rennställen Hilfe geleistet. Ohne die FOTA-Iniativen wären einige von ihnen wohl heute nicht mehr in diesem Sport.

Die FOTA-Teams haben sich darüber hinaus auf eine beträchtliche freiwillige Kostenreduktion geeinigt, die ein nachhaltiges Modell für die Zukunft ermöglichen. Im Zuge dieser Bemühungen haben alle Teams der FIA und dem Rechteinhaber bestätigt, dass sie bereit sind, sich bis 2012 zu binden.

Die FIA und der Rechteinhaber haben eine Kampagne gestartet, um die FOTA zu spalten. Die Wünsche der Mehrheit der Teams werden ignoriert. Außerdem wurden vielen Teams seit 2006 mehrere zehn Millionen Dollar vom Rechteinhaber vorenthalten. Ungeachtet dessen und des nicht kompromissbereiten Umfelds hat sich die FOTA wirklich um eine Einigung bemüht.

Es ist aber klar geworden, dass die Teams nicht länger Kompromisse über die grundlegenden Werte des Sports eingehen können. Deshalb haben sie es abgelehnt, ihre ursprünglich an Bedingungen geknüpften Anmeldungen für die Weltmeisterschaft 2010 zu ändern. Diese Teams haben daher keine Alternative, als ihre Vorbereitungen für eine neue Meisterschaft zu beginnen, die die Werte ihrer Teilnehmer und Partner widerspiegelt.

Diese Serie wird einen transparenten Führungsstil pflegen, ein einheitliches Regelwerk haben, mehr Neueinsteiger anlocken und den Wünschen der Fans - inklusive niedrigerer Eintrittspreise für Zuschauer weltweit -, Partner und wichtiger Anteilseigner Rechnung tragen. Die größten Fahrer, Stars, Marken, Sponsoren, Förderer und Unternehmen, die historisch mit der höchsten Stufe des Motorsports verbunden sind, werden alle in der neuen Serie dabei sein.

Dieses Statement wurde von der FOTA im Auftrag von BMW-Sauber, BrawnGP, Scuderia Ferrari, McLaren-Mercedes, Red Bull Racing, Renault, Scuderia Toro Rosso, Toyota veröffentlicht."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.