oe24-Interview

Marko: "Hamilton bei Red Bull - das funktioniert nicht"

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Der angebliche Flirt von Lewis Hamilton mit Red Bull wirbelte viel (Wüsten-)Staub auf. Bullen-Mastermind Helmut Marko (80) erzählt im oe24-Interview, was wirklich dran ist. Und wie Red Bull zur "Kanaldeckel-Affäre" steht.

Vor dem Saison-Finale in Abu Dhabi (Sonntag, 14 Uhr, ORF1) stöhnt der F1-Tross über die Strapazen. Vom Nacht-Grand-Prix in Las Vegas mit Trainingssessions bis vier Uhr Früh ging's direkt in die Wüste von Abu Dhabi. Von dort meldete sich der 80-jährige Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko bei oe24 am Telefon: "Mir geht's gut, ich liege am Strand in Abu Dhabi und erhole mich langsam wieder. Las Vegas, das war absolut am Limit. Man wusste nicht mehr: Geht man zum Frühstück oder zum Abendessen? Am Schluss waren alle fertig." Natürlich wollen wir vom Bullen-Berater wissen, ob sich Hamilton vor seiner Vertrags-Verlängerung bei Mercedes wirklich bei Red Bull gemeldet hat. "Ja", meint Marko kurz. "Aber Verstappen und Hamilton in einem Team, das funktioniert nicht. Bei Max sitzt das, was 2021 war, zu tief." Marko meint die Kollision in Silverstone, als Verstappen im Krankenhaus landete, während Hamilton scheinbar ungerührt Interviews gab. 

Dann kommen wir auf die "Kanaldeckel-Affäre" von Las Vegas zu sprechen, als sich Carlos Sainz den Ferrari zerstörte und von Startplatz 1 auf 12 rückversetzt wurde.

oe24: Ferrari-Teamchef Fred Vasseur ist angeblich sauer, weil Toto Wolff nicht gegen die Rückversetzung von Sainz war, um den 2. Platz in der Konstrukteurs-WM für sein Mercedes-Team nicht zu gefährden. Wie steht eigentlich Red Bull dazu?
MARKO: Das war nie die Frage, als Team hat du bei einer Start-Rückversetzung nichts zu sagen. Wie so üblich stichelt aber immer wer im Hintergrund.

"Ferrari ist unschuldig zum Handkuss gekommen"

oe24: Und wie denken Sie als Jurist über die Sache?
MARKO: Das ganze war ein unglücklicher Zufall, bei dem Ferrari schuldlos zum Handkuss gekommen ist. Es geht nicht nur um die Rückversetzung, sondern auch um den enormen materiellen Schaden, der Ferrari entstanden ist. Man muss so ein Force Majeure (höhere Gewalt, d. Red.) entsprechend definieren. Wenn so was mitten unterm Jahr passiert, wird es zum Cost-Cap-Problem und kann einem die ganze Budgetierung über den Haufen werfen.

oe24: Wie hat Ihnen Las Vegas sonst gefallen?
MARKO: Ich war kein Fan von diesem Spektakel, aber jetzt sag ich: Ende gut, alles gut! Einmal im Jahr kann man so was schon veranstalten.

oe24: Während ihr mit Verstappen auch in Las Vegas den Jackpot geknackt hat, bleibt Mercedes nur mehr das letzte Rennen, um die erste Sieglos-Saison seit 2011 zu verhindern?
MARKO: Na bumm, so lang ist das her? Wir wollen aber da nicht helfend eingreifen. Unser Riesen-Erfolg basiert großteils darauf, dass keiner unserer Konkurrenten mit uns auch nur annähernd dauerhaft mithalten konnten. Während wir vorne unsere Linie durchgezogen haben, gab's hinter uns ein Auf und Ab: immer nur ein kurzes Aufflackern von McLaren, Ferrari oder Mercedes.

oe24: Und nächstes Jahr?
MARKO: ... machen wir da hoffentlich weiter. Sollte es ein anderes Team auf Augenhöhe schaffen, dann haben wir Max Verstappen, der den Unterschied macht.

oe24: 2024 erwartet uns mit 24 Rennen die längste Saison aller Zeiten. Werden Sie wieder bei allen Rennen dabei sein?
MARKO: Das wird der Wahnsinn! Wir werden das Ende der Saison noch besprechen.

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