oe24-Interview

Marko: "Ich habe mich auch gewundert, als ich das gelesen hab"

Bevor sich Helmut Marko auf den Weg nach Spielberg macht, nahm er sich für oe24 Zeit. Lesen Sie, warum der Red-Bull-Berater die WM noch nicht abgeschrieben hat, welches Supertalent er aus dem Hut zaubert, falls Max Verstappen doch noch gesperrt wird und weshalb er sich über Horner wundert.

Seit 1971 (damals als F1-Pilot) ist Marko Teil des Österreich-GP. Seit 20 Jahren zieht der 82-jährige Grazer als Motorsportberater die Fäden im Red-Bull-Imperium und war auch maßgeblich am Formel-1-Comeback am Red Bull Ring 2014 beteiligt.

oe24: Herr Marko, macht der Österreich-GP nach so vielen Jahren noch immer etwas mit Ihnen?
HELMUT MARKO: Das kann man sagen. Die tolle Atmosphäre bei uns ist einmalig. Wir können stolz sein darauf, was wir mit dieser Strecke und dem speziellen Drumherum zustande gebracht haben. Und dass wir mit Max Verstappen den überragenden Fahrer unserer Generation haben ebenso. Nicht einmal im Ansatz hätte ich das, was in den letzten 20 Jahren passiert ist, für möglich gehalten. 

"Die Hitze wird McLaren einen zusätzlichen Vorteil bringen"

oe24: Was bedeutet die zu erwartende Hitze am Wochenende für den Grand Prix?
MARKO: Nichts Gutes für uns, die dürfte McLaren einen zusätzlichen Vorteil bringen.

oe24: Offenbar aus Angst, dass Verstappen die 43 Punkte Rückstand gegenüber Oscar Piastri noch aufholen könnte, denkt McLaren jetzt offenbar doch an Stallorder. Da wird sich Lando Norris wohl unterordnen müssen ...
MARKO: Das sollen die untereinander ausmachen mit ihren Papaya-Rules (den teaminternen McLaren-Regeln, d. Red.). 

oe24: Sie meinten, dass es mit Norris in Montreal den "Falschen" erwischt hat ...
MARKO: Ich hab gesagt, dass bei so einer Kollision der Hinterreifen (von Teamkollege Piastri, d. Red.) kaputt sein müsste. Aber Piastri hatte das Glück, dass er weiterfahren konnte. Wie im Training, als er die Mauer touchiert hat. Aber irgendwann wird auch bei ihm das Glück aufgebraucht sein.

oe24: Wenn Verstappen in Spielberg Strafpunkte kassiert, ist er beim nächsten GP in Silverstone gesperrt. Ausgerechnet jetzt taucht mit dem 17-Jährigen Arvid Lindblad das nächste Supertalent in der Red-Bull-Schmiede auf. Kann man ihn mit dem jungen Max Verstappen vergleichen?
MARKO: Die Ansätze dazu wären da. Wie es in der F1-Realität ausschaut, wird sich zeigen. Am Montag hatte er in Imola die ersten Testfahrten mit einem zwei Jahre alten Racing-Bulls-Auto, und was er da gezeigt hat, war sehr eindrucksvoll.

oe24: Stimmt es, dass Lindblad tatsächlich in Silverstone einspringen könnte, falls Verstappen gesperrt werden sollte?
MARKO: Wir treffen Vorkehrungen, um ihn als Ersatzfahrer einzusetzen. Wo er dann tatsächlich fahren würde, steht noch lang nicht fest.

oe24: Was halten Sie von der Variante, dass Isack Hadjar für Verstappen bei Red Bull einspringt?
MARKO: Unsere Verträge sind flexibel. Wenn es aktuell wird, dann gehen wir alle Varianten durch. Hoffentlich tritt das nicht ein.

oe24: Den aktuellen Red-Bull-Boliden, heißt es, hat nur Max Verstappen im Griff. Stimmt das?
MARKO: Nur zum Teil. Am Limit bewegen, bzw. vorne mitfahren kann das Auto tatsächlich nur der Max. 

"Schnell fahren kann jeder in Spielberg, sehr schnell fahren nur Max"

oe24: Hat Verstappen in Spielberg an die Möglichkeit einer Sperre im Hinterkopf? 
MARKO: Keine Sekunde. Er ist voll fokussiert darauf, im vielleicht wichtigsten Rennen des Jahres die bestmögliche Leistung zu bringen: Es ist der Heim-GP von Red Bull. Es ist der GP, bei dem er zum ersten Mal mit dem Honda-Motor gewonnen hat, und dann kommen 30.000 Holländer für ihn. Es ist kein Zufall, dass nur er auf diesem Kurs fünf Mal gewonnen hat. Es ist relativ einfach, auf diesem Kurs schnell zu fahren. Aber SEHR schnell zu fahren ist umso schwieriger, damit macht Max den Unterschied.

oe24: Ausgerechnet vor dem Red-Bull-Heimrennen taucht jetzt wieder die Theorie auf, dass Mercedes Verstappen für nächstes Jahr wegkaufen will, nur um zu verhindern, dass er zu Aston Martin wechselt (wo der ehemalige Red-Bull-Stardesigner Adrian Newey an einem neuen Wunderauto bastelt). Was halten Sie davon?
MARKO: Auf das gehen wir nicht ein, weil Max nächstes Jahr bei Red Bull bleiben wird.

"Toto Wolff will gewinnen - mit Max Verstappen steigen die Chancen dazu"

oe24: Warum hält sich dann das Mercedes-Gerücht, das den Ursprung in einer Bemerkung von Teamchef Toto Wolff hat, so hartnäckig?
MARKO: Toto will gewinnen. Und er weiß genau, dass wenn er einen Max Verstappen hat, die Chancen dazu größer sind.

oe24: Red Bull fährt ab 2026 erstmals mit dem eigenen Motor. Teamchef Christian Horner sorgte in einer Sport-Bild-Story für Unruhe, indem er meinte, dass es arrogant wäre zu glauben, dass man mit dem neuen Motor auf Anhieb besser sein würde als die Konkurrenz ...
MARKO: Ich habe mich auch gewundert, als ich das gelesen habe. Intern spricht er (Horner, d. Red.) jedenfalls anders. Wir liegen mit unserem Motor im Rahmen und glauben, dass wir derzeit keinen signifikanten Nachteil haben. 

oe24: Verstappen wird sehr genau ausloten, was der neue Red-Bull-Motor kann. Machen Sie sich keine Sorgen, dass ihm der Unsicherheitsfaktor zu groß werden könnte?
MARKO: Auch die anderen Hersteller müssen für das nächste Jahr mit völlig neuen Motoren bauen. Wir haben erfahrene Leute, einen Großteil haben wir von etablierten Firmen abgeworben. 

oe24: Es heißt, unter dem neuen Reglement wird kein Stein auf dem anderen bleiben ...
MARKO: Das kann schon Überraschungen bringen. Ich hoffe nicht, dass einer der Motoren-Hersteller so überlegen daherkommt, wie es bei Mercedes 2014 der Fall war.

F1-Programm in Spielberg (alles live in ORF1)

Freitag (27. Juni)
13.30 Uhr: 1. Training
17.00 Uhr: 2. Training

Samstag (28. Juni)
12.30 Uhr: 3. Training
16.00 Uhr: Qualifying

Sonntag (29. Juni)13.00 Uhr: Fahrerparade15.00 Uhr: Start zum GP von Österreich

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