"Hamilton wurde beraubt"

Nach WM-Finale: Jetzt spricht erstmals Toto Wolff

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Der Formel 1 bleibt ein Nachspiel auf dem Grünen Tisch erspart, Max Verstappen ist und bleibt der Weltmeister einer denkwürdigen Saison. Nun spricht erstmals seit Abu Dhabi Toto Wolff!

Nach dem Finale in Abu Dhabi am vergangenen Sonntag und dem Triumph von Red-Bull-Pilot Verstappen durch ein Überholmanöver in der letzten Runde verzichtet Mercedes auf die mögliche Anfechtung des Ergebnisses. "Wir ziehen hiermit unsere Berufung zurück", hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung.

Wolff: "Werden niemals darüber hinwegkommen"

Teamchef Toto Wolff war aber weiter bedient. "Lewis und ich sind desillusioniert im Moment", sagte der Österreicher bei einer digitalen Medienrunde. "Wenn wir die fundamentalen Prinzipien des Sports außer Acht lassen und die Stoppuhr nichts mehr wert ist, weil es willkürliche Entscheidungen gibt, dann beginnt man zu hinterfragen, ob all die Arbeit, Blut, Schweiß und Tränen es wert sind." Es könne einem "willkürlich alles weggenommen werden", sagte Wolff: "Wir werden niemals darüber hinwegkommen, das ist nicht möglich."

Toto Wolff und Susie Wolff
© Getty
× Toto Wolff und Susie Wolff

Susie Wolff: Hamilton wurde "beraubt"

Bereits vor Toto Wolff selbst hat sich seine Frau auf Twitter geäußert. Dort schreibt sie im Hinblick auf das Finale unter anderem: "Es ist noch immer schwer zu verstehen, was passiert ist." Lewis Hamilton sei durch "die Entscheidung einer Person" - gemeint ist Michael Masi, auch wenn sie das nicht explizit schreibt - "beraubt" worden.

"Regeln sind Regeln", schreibt Wolff. Diese könne man nicht einfach am Ende eines Rennens ändern. Weiter schreibt sie: "Ich hoffe, dass es bis März nächsten Jahres ein Führungsgremium gibt, das im Kern über sportliche Integrität und Fairness verfügt, sodass ich mich wieder in die Formel 1 verlieben kann."

 

 

Rennleitung in der Kritik

Toto Wolff äußerte sich mit fast vier Tagen Abstand erstmals öffentlich zu den Vorfällen von Abu Dhabi. Unmittelbar nach dem Triumph Verstappens vor dem geschlagenen und entthronten Hamilton auf dem Yas Marina Circuit hatte Mercedes gleich zwei Proteste eingereicht. Einer wegen der Fahrweise Verstappens während der Safety-Car-Phase, ein zweiter - und das war der weitaus bedeutendere - gegen die Rennleitung um Michael Masi wegen des Prozederes gegen Ende der Safety-Car-Phase in den letzten Runden. Beide Proteste wurden von den Rennkommissaren abgeschmettert.

Daraufhin hatten die Verantwortlichen der Silberpfeile den Formalien entsprechend binnen 60 Minuten eine Absichtserklärung für eine Berufung hinterlegt. Das wiederum gab ihnen weitere 96 Stunden, um mit Anwälten die Chancen auf einen Erfolg zu prüfen. Nach eingehenden Beratungen entschieden sie sich gegen den Gang vor den International Court of Appeal des Automobilweltverbandes (FIA).

Mercedes wird bei Aufklärung mitarbeiten

"Wir sind im Sinne der sportlichen Fairness in Berufung gegangen, und wir haben seitdem einen konstruktiven Dialog mit der FIA und der Formel 1 geführt, um in Zukunft für Klarheit zu sorgen", hieß es in der Mercedes-Erklärung. In diesem Zusammenhang begrüßte der Konstrukteurs-Weltmeister die Entscheidung des Weltverbandes, eine Kommission ins Leben zu rufen, um die Geschehnisse in Abu Dhabi gründlich zu analysieren. Mercedes wolle "aktiv mit der Kommission zusammenarbeiten, um eine bessere Formel 1 zu schaffen - für alle Teams und alle Fans".

Wolff: "Werde nicht mit Masi sprechen" 

Zwischen Masi und Wolff gibt es laut dem Mercedes-Teamchef aber keinen Gesprächsbedarf. "Ich bin nicht interessiert an einem Gespräch mit Michael Masi. Die Entscheidungen in den letzten vier Minuten haben einen verdienten WM-Titel für Lewis Hamilton verhindert", sagte der Wiener deutlich. Es müsse nun für die Zukunft dringend geregelt werden, wie solche Situationen verhindert werden könnten. "Dem Sport wurde viel Schaden zugefügt, das darf nicht wieder passieren."

Verstappen hatte Hamilton nach Beendigung der Safety-Car-Phase in der letzten Runde überholt und sich mit seinem zehnten Saisonsieg erstmals den Titel gesichert. Die Mercedes-Bosse hatten angeprangert, dass das Safety Car ihrer Meinung nach den Regel entsprechend erst eine Runde später in die Box hätte fahren dürfen. Das Rennen wäre dann dahinter beendet worden und Hamilton Titelträger auch in diesem Jahr und mit acht Triumphen alleiniger Rekordweltmeister vor Michael Schumacher gewesen.

Am Donnerstag kann der 24-jährige Niederländer nun ohne mögliche weitere Zweifel die WM-Trophäe bei der offiziellen Zeremonie in Paris entgegen nehmen. Wolff gab bekannt, dass er und Hamilton in Paris nicht zugegen sein würden. Verstappen habe er bereits persönlich gratuliert. "Ich habe größten Respekt vor Max und Red Bull und hätte unter normalen Umständen akzeptieren können, dass Max am Sonntag den Titel gewinnt", sagte Wolff. Unter den gegebenen Umständen sei das aber für ihn nicht möglich: "Lewis in der letzten Runde des Rennens des Titels zu berauben, kann man nicht akzeptieren."

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