Alle Augen sind auf ihn gerichtet, noch mehr als sonst. Fernando Alonso im Ferrari - das ist am Wochenende beim Grand Prix von Spanien die große Attraktion. Der Lokalmatador kommt im Gegensatz zu den beiden vergangenen Jahren im Renault als ernstzunehmender Sieganwärter zu seinem Heimrennen nach Montmelo bei Barcelona. Wenngleich der Topfavorit nur Red Bull Racing heißen kann.
Der Europa-Auftakt auf dem Circuit de Catalunya markiert den Start in eine vorentscheidende WM-Phase, auch für Alonso. "Es ist an der Zeit, zu beweisen, dass wir diese Weltmeisterschaft mehr wollen als alle anderen", erklärte der 28-jährige Spanier, der elf Punkte hinter Leader Jenson Button, aber noch vor dem Hauptkonkurrenten Sebastian Vettel auf dem dritten WM-Rang liegt. "Wir haben Fehler gemacht, aber grundsätzlich sind wir in einer guten Position", sagte Alonso.
Ferrari war es vom Weltverband FIA nach einigen Motorschäden zuletzt erlaubt worden, das Triebwerk innerhalb des Reglements zu modifizieren. Davon erhofft sich Alonso mehr Standfestigkeit. "Wir sind sicher, dass das Auto die WM gewinnen kann. Wir haben ein Siegerauto", meinte der Doppel-Weltmeister. "Jetzt ist es an der Zeit, das auch umzusetzen." Seit dem Auftaktsieg in Bahrain war er nicht mehr wirklich in die Gänge gekommen.
An der Erwartungshaltung seiner Landsleute änderte das nichts. Mehr als 110.000 Zuschauer werden am Sonntag auf dem Circuit erwartet - primär, um Alonso zu sehen. "Es ist eine zusätzliche Motivation für mich, hier zu fahren", gestand Alonso, der das Heimrennen 2006 als bisher einziger Spanier gewonnen hat. "Alle Tribünen sind voll, überall siehst du die Flaggen - da ist es keine Frage, hundert Prozent zu geben. Ich gebe hier immer das Maximum."
Der Kurs im Hinterland von Barcelona dürfte allerdings erneut den Red Bull von Vettel favorisieren. "Die Kurvengeschwindigkeiten sind hoch, man braucht ein aerodynamisch gut aufgestelltes Auto", erklärte Alonso. Zudem ist es in Spanien vor allen Dingen entscheidend, im Qualifying weit vorne zu liegen. "Das war schon immer so. Die Pole Position ist hier besonders wichtig", bestätigte Alonso. "Also werden wir versuchen, genau dort zu stehen."
In den vier bisherigen Saisonrennen hatte im Zeittraining stets Red Bull die Nase vorne gehabt, der Begeisterung um Alonsos Wechsel zu Ferrari tat dies aber keinen Abbruch. Unter die spanischen werden sich am Wochenende vermehrt Ferrari-Fahnen, ebenfalls in Rot und Gelb gehalten, mischen. Schon bei den Testfahrten in Jerez und in Montmelo war der Asturier im Winter frenetisch gefeiert worden. Und auch er selbst fühlt sich wohl in Rot.
"Ferrari und ich, das passt zusammen", meinte Alonso. "Beide leben den Rennsport mit sehr viel Leidenschaft. In einem Team mit kühlerer Atmosphäre zu arbeiten, war doch ein wenig merkwürdig." Nach seinen WM-Titeln für Renault war Alonso 2007 zu McLaren gewechselt - und dort nicht glücklich geworden. Zwei weitere Jahre Renault waren nur das Warten auf die Chance bei Ferrari. Die Chance, dort zur Legende zu werden. Sein Vertrag läuft bis 2012.