Formel-1-Aufreger

Toto Wolff erklärt den Mercedes-Trick

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Vor dem Start der 2. Test-Serie heute verrät Toto Wolff, was hiner den Kulissen läuft.

Letzten Samstag wäre Niki Lauda 71 Jahre alt geworden. Anlässlich des Geburtstages des am 20. Mai 2019 verstorbenen Team-Aufsichtsrates heulten im Mercedes-Werk die Motoren auf. "Eine Minute lang volle Pulle", schildert Teamchef Wolff, der heuer den 7. Titel in Folge einfahren will. "Für Niki. Ich denke jeden Tag an ihn." Damit die Silberpfeile für den zu erwartenden Ansturm von Ferrari (Sebastian Vettel nimmt einen 6. Anlauf) und Red Bull (Max Verstappen will jüngster Weltmeister aller Zeiten werden) gerüstet sind, haben sie sich was Besonderes einfallen lassen: ein revolutionäres Lenksystem ("DAS"), mit dem sich die Spur ändern lässt.

Toto Wolff im Interview: »Eine neue Dimension des Lenkens«

ÖSTERREICH: Seit dem Testauftakt in Barcelona reden alle vom revolutionären Mercedes-Lenkradtrick. Können Sie uns bitte erklären, um was es dabei geht?

Toto Wolff: Mit DAS ist uns tatsächlich etwas Geniales gelungen. Das war aber alles andere als ein Schnellschuss. Wir hatten drei Jahre lang ein Forschungsprojekt laufen. Dieses System haben wir dann eineinhalb Jahre entwickelt. Im Winter hab ich es das erste Mal selbst ausprobiert.

ÖSTERREICH: Was heißt selbst ausprobiert?

Wolff: Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Also bin ich an den Prüfstand gegangen und hab gezogen und gedrückt. Es ist tatsächlich eine neue Dimension des Lenkens, aber es ist total easy zu handeln. Für den Fahrer bedeutet es eine zusätzliche Funktion, die das Lenkrad übernimmt, wo er mit der Spur arbeiten kann. Das würde sogar unsereins schaffen.

ÖSTERREICH: Haben Sie Angst, dass die Konkurrenz nachziehen wird?

Wolff: Es ist kompliziert, die ganze Lenkstange da reinzubekommen, dazu kommt der Gewichtsfaktor. Man kann es nicht so einfach im Nachhinein ins Auto einbauen. Wenn die Konkurrenz wirklich alles daran setzt, kann sie's in sechs Monaten im Auto haben. Aber für nächstes Jahr ist es explizit verboten. Deswegen stellt sich die Frage, ob es sich das jemand antut, das für so eine kurze Zeit nachzubauen.

ÖSTERREICH: Kann es sein, dass das doch verboten wird?

Wolff: Alles kann sein. Auch, dass jemand protestiert. Das ist alles politisch. Wir haben jedenfalls alles mit der FIA abgeklärt und grünes Licht bekommen.

ÖSTERREICH: Wenn man Experten Glauben schenken darf, könnte euch Red Bull heuer ernsthaft näher kommen ...

Wolff: Die setzen sehr viel auf das Jahr 2020, weil sie Verstappen zum jüngsten Weltmeister machen wollen. Das ist ein gutes Ziel, eine gute Karotte für das Team. Bei den ersten Tests waren sie auch richtig stark. Aber man darf die Roten auch nicht abschreiben. Ferrari ist im Sparmodus herumgefahren, der Motor hat gut eine Sekunde mehr Power, als die gezeigt haben.

ÖSTERREICH: Bei Mercedes ist könnte Hamilton mit der Einstellung des Schumi-WM-Rekordes ebenfalls Geschichte schreiben.

Wolff: Lewis ist jetzt nah dran, mit dem ewig Besten gleichzuziehen. Mit so einem Ziel vor Augen ist er bis in die Haarspitzen motiviert. Er hat auch über den Winter richtig gut trainiert. Knut Okresek

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