Der Flutlicht-Wüstencircuit Losail in Katar ist am Sonntagabend wie im Vorjahr Schauplatz des Eröffnungsrennens der Motorrad-WM. In den 154 Tagen seit der vergangenen WM hat sich auch aufgrund der Finanzkrise viel im getan, nur die Favoriten sind die alten geblieben. In der Königsklasse MotoGP (ab 22:00 MESZ/live ATV) geht Valentino Rossi (Yamaha) auf seinen bereits zehnten WM-Titel los.
Der Italiener hat im Australier Casey Stoner (Ducati) wohl wieder seinen schärfsten Rivalen. 17 Piloten, darunter gleich 13 Weltmeister, starten 2010 im MotoGP. Sechs davon sind Rookies wie etwa Superbike-Weltmeister Ben Spies (USA) oder der ehemalige KTM-WM-Pilot und Viertelliter-Weltmeister Hiroshi Aoyama (JPN), der eine Honda des (österreichischen) Interwetten-Teams pilotiert.
Rossi (31) wird sich vor allem am Saisonbeginn mit dem dreifachen Katar-Sieger Stoner schwertun, weil der 24-jährige Australier bei den Vorsaison-Tests der schnellste Mann gewesen war. Diese Rolle hatte zuletzt stets dem "Doktor" gehört. 2007er-Weltmeister Stoner hatte im Vorjahr zum dritten Mal in Folge in Katar gewonnen, war dann aber durch eine zweimonatige Krankheits-Pause um jede WM-Chance gebracht worden.
Auch diesmal hofft Rossi mit zunehmender Dauer der Saison auf die Zuverlässigkeit seiner Fiat Yamaha. Es wäre Rossis achter Titel in der Königsklasse, damit würde er die Bestmarke seines Landsmannes Giacomo Agostini egalisieren. Um mit Agostinis 122 Siegen gleichzuziehen, müsste der bei 104 haltende Rossi allerdings gleich alle 18 Saisonrennen gewinnen.
Deutlich weniger Gefahr droht vom Vizeweltmeister und Teamkollegen Jorge Lorenzo, der immer noch an Verletzungsfolgen leidet. Auch der Spanier Dani Pedrosa (Honda) hatte in der Vorbereitung Probleme. Einem Jubiläum blickt Loris Capirossi (Suzuki) entgegen. Der 37-jährige Italiener wird am Sonntag in seiner bereits 21. Saison seinen 300. GP-Start absolvieren. Gleich vier der 18 MotoGP-Rennen (17 in den anderen Klassen) gehen nach der Absage des Ungarn-GP in Spanien (Rekord) in Szene.
Die Finanzkrise hat nicht nur in der Königsklasse (800 ccm) zu einer Kostenreduktion, sondern auch in der neuen Moto2-Klasse - löst die seit 1949 bestehende 250er-Klasse ab - zu einem knallvollen Feld mit 40 Fahrern aus 19 Nationen geführt. Gefahren wird dort nun mit Einheitsreifen (Dunlop) und Viertakt-Einheitsmotoren bis 600 ccm von Honda. 15 verschiedene Fahrgestell-Hersteller machen neben den Piloten den großen Unterschied.
Die Budgets haben sich mehr als halbiert, die Spannung in dieser umkämpften Klasse wird sich aber noch mehr steigern. Denn gleich 19 GP-Sieger sind am Start, das ist Rekord in der 61-jährigen Geschichte der "zweiten Kategorie".
Während diese Klasse quasi bei Null beginnt, ist bei den 125ern (28 Fahrer) technisch fast alles beim Alten. Gleich 14 Fahrer verließen die Klasse, darunter auch der Österreicher Michael Ranseder. Auch KTM ist in der kleinsten Klasse und damit nach sieben Jahren werksmäßig gar nicht mehr in der Straßen-WM vertreten. Dafür ist nach 60 Jahren wieder der italienische Roller-Hersteller Lambretta mit dabei. KTM betreibt aber weiterhin den im Rahmen der WM gefahrenen GP-Rookies Cup (Start in Valencia).
Ranseder fährt 2010 Supersport-IDM und wurde zudem vom österreichischen Langstrecken-Weltmeisterteam YART für den WM-Auftakt am 17. April in Le Mans als vierter Fahrer engagiert. Österreich ist heuer auch in der Superbike-WM durch das Reitwagen-Team vertreten. Der Niederösterreicher Roland Resch verpasste nach einem Sturz beim Auftakt in Australien zwar einen Lauf, ist aber kommendes Wochenende in Valencia wieder dabei.