Viel hätte nicht gefehlt und Dominic Thiem hätte sich wie im Vorjahr schon in der zweiten Runde der Australian Open verabschieden müssen. Am Ende freute sich der Weltranglisten-Fünfte aber nach 1:2-Satzrückstand über einen 6:2,5:7,6:7(5),6:1,6:2-Erfolg über Außenseiter Alex Bolt (ATP-140.) aus Australien. Er trifft nun am Samstag auf Taylor Fritz (USA-29) oder Kevin Anderson (RSA).
3:22 Stunden und damit weit länger als erwartet musste sich Thiem mit dem Lokalmatador plagen, ehe er sich zum vierten Mal in seiner Karriere für die Runde der letzten 32 in Melbourne qualifiziert hatte. Nun spielt Thiem um sein drittes Achtelfinale beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres nach 2017 und 2018.
Thiem: "Mit Dämonen gekämpft, aber Hauptsache ich bin durch!"
"Ich habe gut begonnen und dann eigentlich im zweiten Satz auch alles unter Kontrolle gehabt bei 5:4. Dann habe ich ein grottenschlechtes Game gespielt und die Dinge haben sich komplett gewendet", gestand Thiem im Anschluss im Interview mit ServusTV. "Ich habe heute ein bisserl mit ein paar Dämonen gekämpft, aber das gehört dazu, so ein Grand Slam ist lang. Manche Matches laufen nicht so rund wie sie sein sollten, aber Hauptsache ich bin durch."
Auch im zweiten Duell mit einem Linkshänder en suite übernahm der Lichtenwörther zunächst das Kommando. Thiem gelang im Eröffnungsgame gleich das Break in der nicht vom Dach verschlossenen Melbourne Arena. Während es auf den Nebenplätzen wegen Regens zu einigen Verzögerungen kam, konnte Thiem mit der Gewissheit einlaufen, dass sein Match auf jeden Fall fertiggespielt werden kann. Gegen die Nummer 140 im ATP-Ranking holte Thiem nach einem weiteren Break zum 5:2 nach 30 Minuten den ersten Satz.
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Österreichs Tennis-Ass musste richtig kämpfen
Im zweiten Satz von 3:5 auf 7:5 für Bolt
Im zweiten Durchgang gelang dem Schützling von Nicolas Massu und Thomas Muster im siebenten Game nach einer sehr starken Returnleistung ein Break zu Null zum 4:3. Doch als Thiem bei 5:4 auf die 2:0-Satzführung servierte, schwächelte er erstmals und das kostete ihn den ersten Satz im Turnierverlauf. Bolt schaffte das Rebreak und in der Folge gelang es dem Australier, einen 3:5-Rückstand in ein 7:5 zu verwandeln.
Die vergebene klare Führung wurmte Thiem sehr, wie er danach auch gestand. "Ich habe mich geärgert, weil ich nicht ausserviert habe im zweiten, weil dann ist es eine 2:0-Satzführung und das Ding ist schon halb gegessen", sagte Thiem. Bolt habe mit dem Publikum im Rücken Aufwind bekommen. "Das habe ich schwer akzeptieren können und mich ein bisschen in eine Negativspirale reingejammert, aber zum Glück bin ich wieder rausgekommen. Es ist nicht einfach, wenn man so eine starke Favoritenrolle hat gegen einen Heimspieler, der das Publikum im Rücken hat. Trotzdem muss ich mich in der nächsten Runde viel besser präsentieren."
Thiems Betreuerbox mit Verwarnung
Satz drei brachte noch nicht die neuerliche Wende, sondern u.a. auch einen Dämpfer für Thiems Betreuerbox. Bei 2:2 streifte Thiem eine Verwarnung wegen Coaching ein, daraufhin musste man den zweifachen French-Open-Finalisten verhaltener anfeuern. Thiem vergab zu viele Breakchancen: Bei 1:1, 4:4 und 5:5 jeweils ein 15:40 und insgesamt sieben Möglichkeiten ließ der Niederösterreicher ungenutzt. Der Satz ging ins Tiebreak, in dem der Favorit rasch mit 1:5 in Rückstand geriet. Drei von vier Satzbällen konnte Thiem bei 2:6 noch abwehren, ehe Bolt mit einem Ass nach knapp 2:15 Stunden die 2:1-Satzführung herstellte
"Dann habe ich im vierten und fünften meine Chancen wieder besser genutzt. Eigentlich war es, wenn man die Statistiken sieht, ziemlich eindeutig, nur halt mit den Aussetzern in Satz zwei und drei", meinte Thiem.
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Alex Bolt als fairer Verlierer, hat eine mutige Partie gezeigt
Nach rund 3:10 Stunden nutzte Thiem den sechsten Breakball im fünften Spiel zum Doppel-Break auf 4:1. Zwölf Minuten später hatte er den zweiten Sieg beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres in der Tasche.
"Positiv ist der Sieg, auch die Winner-Fehler-Statistik (56:31) war sehr positiv. Was ich verbessern muss, ist die Körpersprache", wusste Thiem. Er vermied jedenfalls die Duplizität der Ereignisse im Vergleich zum Vorjahr. Damals musste er - auf dem selben Court - ebenfalls gegen einen Australier mit dem Vornamen Alex (Popyrin) in der zweiten Runde aufgeben. Popyrin lag damals auf Platz 149 im ATP-Ranking.