Mercedes-Boss im Interview

Wolff: 'Es gibt keine Ablenkung, nur das Rennen'

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Bevor es losgeht, spricht Toto Wolff über die neuen Silberpfeile und sein WM-Ziel.

Am Montag überraschte der Mercedes-Boss in Wien mit dem neuen, schwarzen Silberpfeil-Design, vor dem F1-Auftakt jettete er noch schnell nach Island, um mit INEOS-Milliardär Jim Ratcliffe zu fischen. Für die nächsten vier Tage wird er seine Coronaschutz-"Blase" in Spielberg nicht verlassen.

ÖSTERREICH: Herr Wolff, wie kam's zur Umfärbung der legendären Silberpfeile auf Schwarz?

Toto Wolff:
Lewis hat mich angerufen und gesagt, wie sehr ihm die Black-Lives-Matter-Bewegung am Herzen liegt. Er hat gemeint, das zwei Social-Media-Postings nicht genug sind. Ich: "Was können wir sonst noch machen?" Er: "Das Auto schwarz lackieren." Dann hab ich unsere Lackiererei, den Daimler-Vorstand und alle Sponsoren angerufen und bin wieder zu Lewis: "Wir haben ein schwarzes Auto." Er war begeistert.

ÖSTERREICH: Haben Sie nicht Angst, dass sich Hamilton vor dem F1-Auftakt auf zu vielen Nebenschauplätzen auf hält?


Wolff: Erinnern Sie sich an den GP Singapur vor zwei Jahren? Lewis war davor bei Modeschauen in Hongkong, New York und London. Die Leute haben mich gefragt: "Wie kannst du das zulassen?" Lewis hat seine Antwort mit einer unglaublichen Qualifying-Runde gegeben. Er kann seine Ressourcen unglaublich gut einschätzen. Deshalb mach ich mir überhaupt keine Sorgen. In dem Moment, in dem er ins Auto steigt, gibt's nur mehr das Rennfahren.

ÖSTERREICH: Hilft die Corona-Blase beim Fokussieren?
Wolff: Es ist natürlich schade , dass wir ohne Publikum und Medienvertreter fahren. Aber ich liebe die Herausforderung, die bestmögliche Leistung zu bringen. In diesen Rennen jetzt reduziert es sich auf das Wesentliche: die Stoppuhr, die Strecke, die Gegner. Es geht nur darum: Wer hat das schnellste und haltbarste Auto, wer macht am wenigsten Fehler? Keine Autogramme, keine Selfies usw. nur Racing.

ÖSTERREICH: Apropos Racing: Spüren Hamilton und Mercedes den Atem von Verstappen?

Wolff: Wir nehmen Max und Red Bull sehr ernst, nach den Tests zu schließen, wird er unser härtester Rivale. Aber wir schreiben auch Ferrari noch nicht ab.

ÖSTERREICH: Marko will Verstappen zum jüngsten Weltmeister machen ...

Wolff: Der Doktor hält den Rekord sowieso schon mit Sebastian Vettel (lacht).

ÖSTERREICH: Bricht Lewis Schumachers WM-Rekord?

Wolff: Das ist sein großes Ziel. Aber wir wollen nicht darüber reden. Wir wollen Session für Session so gut wie möglich fahren. Dann wird es hoffentlich reichen.

ÖSTERREICH: Wann werden Sie mit Hamilton über eine Vertragsverlängerung sprechen?

Wolff: Guter Punkt. Wir haben uns wegen Corona erst einmal gesehen. Das wird in den nächsten Wochen passieren.

Interview: Knut Okresek

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