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London 2012 wird für Österreichs Sport zum größten Olympia-Flop.

Gestern um 11.44 Uhr war es bittere Gewissheit: Österreich wird bei den Sommerspielen ohne Medaille bleiben. Die Kanutinnen Yvonne Schuring und Viktoria Schwarz wurden im Kajak-Zweier über 500 Meter nur Fünfte, verpassten eine Medaille.

London ist nach Tokio 1964 erst das zweite Mal, dass Österreich bei Olympia leer ausgeht. Vergleichbare Länder wie Schweiz, Kroatien, Slowenien oder Ungarn haben uns um Längen abgehängt und in London bei Medaillen längst zugeschlagen.

Wir sind genauso schlecht wie Dschibuti, Brunei oder der Inselstaat Tuvalu.

  • Judoka Ludwig Paischer, in Peking noch Silbermedaillengewinner, flog am ersten Olympia-Tag in Runde zwei von der Matte.
  • Unsere Tennis-Asse Tamira Paszek und Jürgen Melzer – raus in Runde eins im Einzel.
  • Höhepunkt der Peinlichkeiten war das Theater um Schwimm-Exzentriker Markus Rogan. Sein letzter Olympia-Auftritt wurde zum Desaster. Nach den provokanten Aussagen („Hirnschmalz“-Sager) wurde er im Semifinale über 200 m Lagen wegen einer falschen Wende disqualifiziert.

London-Bilanz: Nur 
zwei Mal gab es „Blech“

  • Schwimmer Dinko Jukic (200 m Delfin) und die 470er-Segler Nico Delle Karth/Niko Resch haben mit Rang vier für die besten Platzierungen gesorgt. Rang fünf gab es für die Kanutinnen Schuring/Schwarz, das Herren-Tischtennisteam und die Beach-Volleyballerinnen Doris und Stefanie Schwaiger.

Der Rest: Olympia-Touristen! Einer ist vom Pferd gefallen, der andere vom Reck und die Dritte vom Schwebebalken.

Ironie des Schicksals: Am nächsten dran an einer Medaille war Ex-ÖOC-Präsident Leo Wallner. Als IOC-Ehrengast durfte er Schwimm-Gigant Michael Phelps eine seiner vier Goldenen umhängen.

Skandal: Kollaps wurde vertuscht

Schlimmer Verdacht: Wurden die Kanutinnen Schuring/Schwarz verheizt?

Der Schwächeanfall von Yvonne Schuring Dienstagabend im Österreich-Haus bleibt ein Thema. Als ÖSTERREICH die Story brachte, ruderte das ÖOC wie wild zurück. Alles sei gar nicht so schlimm gewesen.

Die Wahrheit ist: Schuring musste 45 Minuten behandelt werden, nachdem ihr der Rummel zu viel geworden war. Die Kanutinnen wurden aus dem fast zwei Stunden entfernten Eton Dorney ins Österreich-Haus gekarrt. Trainer Nandor Almasi gestern: „Ich war immer dagegen. Viel wichtiger wäre gewesen, dass sie geruht hätten.“

Köpferollen nach London-Rückkehr

Nach der Pleite in London bleibt im Spitzensport kein Stein auf dem anderen.

Sportminister Norbert Darabos (SPÖ) wartet nur noch auf die Rückkehr aller aus London. „Ich werde die Diskussion in aller Schärfe führen“, kündigt der Minister in ÖSTERREICH an.

Er will eine komplette Neuordnung: Zielorientierte Spitzensportförderung. Gerechtere Verteilung der öffentlichen Mittel (rund 80 Mio. Euro für Sommersport).

Auch Funktionäre müssen zittern. Darabos will die Strukturen straffen, überlegt die Zusammenlegung von ÖOC und Bundessportorganisation (BSO). Auch ÖOC-Chef Stoss steht in der Kritik.

(unw)

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