Wer sein Suhsi mit "Oishii" lobt, vom Mount Fuji schwärmt oder einen Kimono in seinem Gepäck hat, der ist vermutlich schon einmal in Japan gewesen.
In den Adern von Schwimmer Simon Bucher fließt sogar japanisches Blut, aber auch einige andere der österreichischen Olympia-Teilnehmer haben Geschichten in Verbindung mit Nippon zu erzählen.
"Viertel-Japaner"
"Ich bin ein Viertel-Japaner", meinte Bucher treffend und erzählte der APA - Austria Presse Agentur von seinem aus Japan stammenden, vor zwei Jahren verstorbenen Großvater. "Ich habe noch Verwandte dort." Das alles mache für den Spezialisten der Delfin-Lage sein Olympia-Debüt noch spezieller: "Es gibt für einen Sportler nichts Cooleres, generell bei den Olympischen Spielen zu sein und dann im Heimatland von Opa - da kriege ich Gänsehaut."
Beim Begräbnis des Großvaters habe er allen versprochen, dass er es auf jeden Fall noch probieren werde, sich für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren. Zum ursprünglichen Termin 2020 wäre es sich verletzungsbedingt nicht ausgegangen, in der vergangenen Saison aber kam der Leistungssprung. "Irgendwas muss der Opa gemacht haben, dass das da hinhaut", erzählte der 21-Jährige schmunzelnd.
Die letzten beiden Jahre seines Lebens hatte der Opa sogar in Innsbruck gelebt. Davor sei er wegen seiner Mutter in Asien geblieben und sei zwei-, dreimal im Jahr nach Innsbruck gekommen, erläuterte Bucher. "Meine Mama ist, als sie zehn Jahre war, mit meiner Oma nach Österreich zurückgekommen. Ich war zum Jahreswechsel 2016/17 in Japan, da habe ich die Verwandten besucht. Ein bisschen etwas von Japan habe ich mir anschauen können, das hat mir irrsinnig gut gefallen."
Judoka fühlen große Zuneigung
Im Judolager ist die Zuneigung zu Japan naturgemäß groß, ist es doch das Mutterland dieser Sportart. "Die Philosophie, die Art des Trainings und die Lebensweise habe ich selbst aufgenommen", sagte Sabrina Filzmoser, die unzählige Male im Land der aufgehenden Sonne war und nur wegen der Japan-Spiele ihre Karriere fortgesetzt hat. Magdalena Krssakova lebte 2014 und 2015 jeweils drei Monate in Japan, ganz allein hatte sie sich einem Judoteam angeschlossen. "Ich bin dort quasi zu Hause. Ich habe ein bisserl was verstanden. Wenn sie langsam mit mir geredet haben, wusste ich, worum es ungefähr geht."
Von Seglern zu Bergsteigern
Japan haben die Segler Benjamin Bildstein und David Hussl nicht nur in ihr Herz geschlossen, weil sie vor zwei Jahren Vierte im Olympia-Testevent und Zweite im Weltcup waren. "Wir sind immer offen für neue Kulturen und wir haben tolle kleine Einheimischen-Restaurants gefunden. Schade, dass wir das heuer nicht erleben dürfen", sagte Bildstein. Einen Traum erfüllten sie sich bei diesem zweimonatigen Aufenthalt mit der Besteigung des 3.776 m hohen Vulkanbergs Mount Fuji.
"Das war nichts, was man sich als österreichischer Bergsteiger vorstellt, das war eine Pilgerwanderung", erinnerte sich Hussl. Er war am Vortag aufgestiegen, hatte den Sonnenuntergang angeschaut und knapp unter dem Gipfel auf einer Hütte übernachtet. In der Früh wollte er nochmals zum Sunrise hoch. "Doch als ich aus der Hütte rauskam, waren da so viele Leute, dass man sich nicht mehr bewegen konnte." Kollege Bildstein wagte mit dem Vorwissen das Abenteuer am Tag danach und "schwamm bissl gegen den Massenstrom. Da hast du viel mehr davon. Einmal oben gewesen zu sein, ist der Hammer. Der Berg ist so imposant".
"Richtiges Sushi"
Vor Corona war Luis Knabl jedes Jahr ein-, zweimal in Japan, er hat einen Sponsor aus der Sportbekleidung aus Nippon, zu dem ihm Manager Kilian Albrecht verholfen hat. "Ich habe da ein paar Mal Fotoshootings gemacht, das war sehr cool, da hast du die richtige Kultur kennengelernt, wo die Einheimischen sind, und isst da im Landesinneren ein richtiges Sushi, das schmeckt ganz anders als bei uns. Die Leute sind so extrem freundlich und höflich." Auch Tempel hat er einige besichtigt.
Bei Liu Jia ist der Hauptsponsor ein japanischer. "Da fliege ich deswegen oft rüber. Ich mag das Land sehr. Ich finde, dass die Menschen dort sehr freundlich sind. Ich kaufe dort auch sehr gerne ein." Wie "Susi" stammt auch Tischtennis-Kollegin Liu Yuan aus China, den beiden Ländern wird eine große Rivalität nachgesagt. "Ich respektiere die Kultur, das ist ein ehrgeiziges Volk. Das respektiere ich und das gefällt mir gut", erzählte die 35-Jährige.
Disziplin bei den U-Bahnen "sensationell"
"China und Japan sind Tag und Nacht", hakte Philipp Oswald da quasi ein. Der Vorarlberger ist fasziniert vom Ausrichter der Sommerspiele. "Ich finde das Land super-cool, es ist so speziell und die Leute sind so diszipliniert. Die Disziplin, die die ausstrahlen und Zweier-Reihe, wenn sie sich anstellen für die U-Bahn, und da sind tausend Leute, das ist sensationell."
Die Wildwasser-Kanuten waren bei den Pre-Olympics 2019 in Japan. "Es war eine Wahnsinnserfahrung, dass man in die Kultur hat eintauchen können", fasste Felix Oschmautz seine Eindrücke zusammen. "Es war intensiv und überraschend, also ganz anders." Viktoria Wolffhardt fand es "sehr atemberaubend", die Menschen seien unglaublich freundlich und hilfsbereit. Nadine Weratschnig taugt die Kultur. "Die Wertschätzung, der Respekt, den die Japaner entgegenbringen."
"Als wäre man in einer anderen Welt"
Die Höflichkeit haben auch die Synchronschwimmerinnen Eirini-Marina und Anna-Maria Alexandri - "Die Menschen lächeln immer" - erfahren. Die Güte des Essens hoben Vielseitigkeitsreiterin Kathrin Khoddam-Hazrati, Schwimmerin Lena Grabowski, das Tischtennis-Duo Stefan Fegerl und Daniel Habesohn sowie die Kanutinnen Ana Roxana Lehaci und Viktoria Schwarz hervor. Ruderin Valentina Cavallar ist speziell von Tokio fasziniert: "Eine spannende Stadt - als wäre man in einer anderen Welt."