Akademische Ablöse

Wiener Quarterback zieht es in die USA

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Der heimische Football-Meister gastiert am Samstag (15 Uhr) im AFL-Hit bei den Graz Giants.

Auch in der Steiermark setzen die Wiener auf die mächtige Defense, angeführt von Sack-Leader Destiny Idiahi. Die Offense, angeführt von Nationalteam-Spieler Alexander Thury, musste sich zu Saisonbeginn erst finden. Im letzten Spiel, der 38:0-Gala gegen die Rangers Mödling funktionierten die Abläufe aber schon wesentlich besser. Da durfte sogar Quarterback-Youngster Lukas Schramm erstmals richtig Spielpraxis sammeln und konnte gleich seinen ersten AFL-Touchdown erzielen.

Der 24-jährige Nuklearphysik-Student braucht dringend Spielpraxis, weil der unangefochtene Starter, Thury, den Meister nach der Saison verlassen wird. Den ehemaligen Medizin-Studenten zieht es in die USA.

Unternehmen statt Mediziner

Ursprünglich war Thurys Plan nach dem Studium etwa als Unfallchirurg zu arbeiten, doch es kam ganz anders. Er lernte Dragons-Präsident Uras Aslan kennen und gründete mit ihm und den Brüdern Manuel und Florian Chytilek das erfolgreiche Unternehmen "FasTest". Nach dem Ausflug in das Unternehmen reifte beim 29-Jährigen das Streben nach neuen Aufgaben und diese fand er ausgerechnet in den USA. Genauer gesagt am angesehenen Stanford Graduate School of Business um dort ein zweijähriges Wirtschaft-Studium (Master of Business Administration) zu absolvieren.

Die Aufnahmekriterien für die renomierte Hochschule in den USA sind neben hohen Studiengebühren auch ein akademischer Abschluss, unternehmerische Erfahrung und eine "out of the box-Erfahrung" (Thury Quarterback-Karriere) und einen standatisierten Test, eine Art Intelligenztest. All diese Kriterien konnte Thury erfüllen, allerdings schaffte er es im ersten Anlauf nur auf die Warteliste der Universität, die ihm zugleich baten, sich erneut zu bewerben. Gesagt, getan und im zweiten Anlauf hat es geklappt.

Stanford Universität
© Getty
× Stanford Universität

Schon bevor die Zusage für die Uni kam, holte sich Thury Tipps eines Nationalmannschafts-Kollegen: Thomas Schaffer. Der Wiener war der erste Österreicher, der sich überhaupt für den NFL-Draft anmeldete. Auch wenn er ungedraftet 2021 ein Jahr bei den Chicago Bears verbrachte, führte ihn sein Weg über die ELF (Raiders Tirol & Vienna Vikings) nun wieder nach Nordamerika, wo der Defensive Lineman für die Ottawa Redblacks aufläuft. "Er hat mir schon ein paar Tipps gegeben, wo ich wohnen kann", freut sich Thury im Gespräch mit oe24 schon auf seine Zeit in den USA.

Partnerin als wichtige Stütze

Der Meister-Spielmacher wird die Reise allerdings nicht alleine antreten. Seine Partnerin, die in dieser Zeit eine Bildungskarenz nimmt, bleibt mindestens die ersten sechs Monate in der neuen Heimat an seiner Seite und unterstützt Thury beim Einleben. "Es wäre möglich, das Visum um weitere drei Monate zu verlängern", schätzt er die Unterstützung.

Doch im Mutterland des American Football, wo auf vielen College-Spielen mehr Zuschauer in die Stadien strömen als in der Millionen-Liga NFL, will Thury seine große Leidenschaft für das Studium nicht völlig abschreiben. Er schildert seinen US-Plan: "Im ersten Jahr gilt der Fokus voll auf dem Studium. Danach könnte ich mir vorstellen, als Graduate Assistant Coach auch wieder auf dem Platz zu stehen."

Titel-Träume und Mini-Hoffnung auf "Austro-Brady"

Doch bevor der große Karriere-Schritt kommt liegt der Fokus für das sympathische Multi-Talent voll auf den Aufgaben bei den Danube Dragons: "Das Ziel ist ganz klar die Titelverteidigung. Danach möchten wir noch in der Central European Football League aufzeigen und erst dann konzentriere ich mich auf Stanford", hat Thury heuer noch große Ziele.

Alexander Thury
© GEPA
× Alexander Thury

Ein weiteres Ziel liegt noch in weiter Ferne. Bei den olympischen Spielen in Los Angeles 2028 geht es erstmals in der Geschichte im Flag Football um Gold, Silber und Bronze, wo unser Nationalteam zu den absoluten Top-Nationen weltweit zählt, obwohl aus den "echten" Football-Ligen bislang keine Spieler teilgenommen haben. Thury sieht es als große Chance für den Sport in Österreich: "Für einige Tackle-Footballer bietet sich da auf jeden Fall eine große Möglichkeit:" Angesprochen ob er sich vorstellen kann als "Austro-Brady" (Tom Brady gewann mit 41 Jahren seinen letzten Super Bowl d. Red.) mit, dann 34 Jahren, unser Team aufs Feld zu führen, meint Thury: "Das liegt in weiter Ferne. Mal sehen, was die Zeit bringt und ob es der Körper zulässt."

Akademische Ablöse

Auch wenn die Dragons stolz auf ihren Spielmacher sind, ist diese Nachricht auch ein herber Verlust für das Team von Coach Fred Armstrong. Denn ab September verlegt Thury seinen Wohnsitz in die Vereinigten Staaten und wird nicht mehr für "seine" Dragons auflaufen.

Lukas Schramm
© Alexander Forst
× Lukas Schramm

So unüblich Thurys Vita sich für einen aktiven Sportler und Nationalteam-Spieler liest, so ungewöhnlich könnte auch seine Nachfolge in Donaufeld geregelt werden. Denn die Hoffnungen ruhen auf einer guten Entwicklung des deutschen Quarterback-Talents Schramm. Der Grund, warum es ihn nach Wien zieht, hat ähnliche Gründe, wie Thurys bevorstehender Abschied. Er ist zwar noch an der Universität in Hannover inskribiert, zog aber wegen seiner externen Masterarbeit im Bereich Nuklearphysik nach Wien, um an der TU Wien die Forschungsarbeit zu der Diplomarbeit  zu machen und wird zukünftig sein Wissen auch auf den Football-Feldern des Landes zeigen können.

Bei der geballten akademischen Power sollten die Verteidiger der Giants am Samstag in der Steiermark auch leicht zu berechnen sein, damit die Dragons mit einem Sieg in die Hauptstadt zurückkehren können.

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