Extrem-Zehnkampf

Die Fulda-Challenge 2010

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Zwei Österreicher auf Jack Londons Spuren am Polarkreis im kanadischen Yukon Territory 33-jährige Salzburgerin und 32-jähriger Niederösterreicher starten beim coolsten Sportbewerb der Welt.

Sonntag, 17.1.2010
Heute wurde die Fulda Challenge ihrem Namen voll gerecht. Bei tief hängenden Wolken, Regen, Temperaturen um 0 Grad, schickten die Organisatoren die Teilnehmer in das nur etwa 4 Grad kalte Wasser des Pazifiks im Hafen von Vancouver. Wohl in Neopren gepackt hatten die Athleten in Blöcken zu je 5 Mann/Frau die Kurzstrecke von etwa 300 Metern im Wasserflugzeughafen zurückzulegen. Was nicht sonderlich weit erscheint, doch das eiskalte Wasser und die kalte Luft verlangten den Schwimmern das Letzte ab. Natascha Uhl wurde dabei in ihrer Staffel Dritte, Christoph Forstner in seinem Durchgang hervorragender Zweiter.

Natascha Uhl

Christoph Forstner

Christoph Forstner

Nachmittag geht es auf den Spuren der Inuits durch die Bucht von Vancouver. In ihren Kajaks versuchen die Athleten noch einmal schneller als die Konkurrenz zu sein, um den 1500 Meter langen Kurs durch das Wasser zu bewältigen. Mehr dazu im nächsten Bericht.

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Freitag, 15.1.2010; Samstag, 16.1.2010
Hatten die Salzburgerin Natascha Uhl und der Niederösterreicher Christoph Forstner bisher noch nicht wirklich punkten können, hielten sie heute aber alle Teilnehmer aus Kanada und Deutschland in Schach.

Den ersten Erfolg lieferte das rot-weiß-rote Team in Five Finger Rapids. Das liegt etwa auf der Hälfte der 500 km langen Tagesetappe von Dawson City zurück nach Whitehorse. Beide österreichischen Teilnehmer konnten dabei bei Schneeschuhlauf-Bewerbs abseits des Klondike Highways punkten. Natascha Uhl beispielsweise landete dabei auf dem 2. Rang.

Richtig zur Sache ging es allerdings dann am Abend beim Rope Crossing des Miles Canyon. Die 20 Athleten mussten dabei eine 40 Meter breite und 20 Meter tiefe Schlucht über eine Seilbrücke überqueren.- also eine reine Kopfsache. Kondition war natürlich dafür aber genauso wichtig. Salzburg und Niederösterreich konnten damit alle Punkte des Tages abräumen. Uhl und Forstner erreichten erstmals beim Bewerb als Team des ersten Platz.

Am Samstag, den 16. Jänner 2010, blieb Sportlern, Offiziellen und Journalisten dann jede große Anstrengung erspart. Sie hatten zusammen den zweieinhalbstündigen Rückflug von Whitehorse nach Vancouver zu absolvieren, allerdings erst nach einen zeitaufwendigen und nervigen Check-in.

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Donnerstag, 14.1.2010
Es ist 6 Uhr früh und über den Eagle Plains herrscht dichtes Schneetreiben. Die Fulda-Karawane macht sich fertig für die 500 km weite Strecke auf dem Dempster Highway nach Dawson City. Herrschte beim Start klirrende Kälte mit weit unter 40 Grad vor, zeigte sich das Klima auf der langen Fahrt nach Dawson eher sprunghaft. Etwa auf halben Weg pendelte sich das Thermometer plötzlich bei nur Minus 27 Grad ein und blieb bei Minus 12 Grad hängen. Man hatte den Eindruck, als ob es tauen würde. Entlang der Tombstone Mountains blies ein kräftiger Gegenwind, der den Schnee auf dem Highway immer wieder zu Wechten zusammen wehte.

Fast in jedem Auto der 40 Fulda-Autos stellte man sich geistig auf den bevorstehenden Halbmarathon ein, der in Bonanza Creek in Dawson City für Nachmittag angesagt war. Direkt vom Dempster fanden sich die Bewerber ab 13 Uhr bei der stillgelegten Goldmine am Taleingang ein. Von hier schickten die Fulda-Organisatoren ihre 20 sportlichen Teilnehmer der Fulda Challenge auf die Halbmarathon-Strecke. Zu den Aktiven hatten sich schließlich in letzter Minute 3 Läufer aus dem Mediapool und 1 aktiver Manager der Fulda Challenge dazu gesellt. Dicht geschlossen zog das Teilnehmerfeld seine Spuren in den frisch gefallenen Schnee. Ein ein halb Stunden später, um 15 Uhr 15 wurde von einem Fulda-Begleitfahrzeug der erste Teilnehmer, der aufgab im Startcamp bei den Ärzten abgeliefert. Eine Kanadierin, die wegen einem akuten Bronchitisanfall den Bewerb sausen ließ, wartete allerdings auf einem Schneehügel an der Ziellinie sitzend auf die Rückkehr ihres Partners. 5 Minuten später gingen die Erstplazierten ex aequo durchs Ziel. Natascha Uhl selbst wurde 3. bei den Damen. Christoph Forstner schaffte bei den Herrn einen Platz unter den ersten 10. Marketingchef Austria/Suisse Christian Ramsenthaler-Jurado ging – außer Konkurrenz, aber insgesamt gesehen - als hervorragender 4. mit circa 10 Minuten Rückstand auf den Sieger durchs Ziel.

Den restlichen Nachmittag verwendeten manche für Sightseeing in Dawson City. Die Teilnehmer erholten sich von den extremen Anstrengungen aufgrund der Minus 25 Grad kalten Luft in einem heißen Bad.

Der Abend in der Bar des Westminster Hotels war geprägt vom Duft hervorragender dicker Wabiti-Steaks, die die örtliche Feuerwehr extra für den Fulda-Tross auf dem Grill bruzelte. Nach dem Essen, um überschüssigen Kalorien vorzubeugen, hatte der Veranstalter vor der Bar zwei mächtige Hikory-Stämme aufgelegt. Die Aufgabe – jedes Teilnehmerteam musste mit einer Zugsäge eine Scheibe absägen. Das österreichische Team belegte auch hier einen vorderen Platz. Danach ging es ab in die Falle.

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Mittwoch, 13.1.2010
Der Bewerb am Mittwoch forderte von den 20 Athleten alle Kraft, die nach einer flotten 400-Kilometer Fahrt noch übrig war.

Am Eagle Point, nur wenige Kilometer vom 66 Breitengrad entfernt, war für die 10 Duos Car-Pulling angesagt. Zu zweit mussten die gemischten Doppel einen der VW-Tiguan über eine 50 Meter lange Schneefahrbahn bewegen. Mit Muskelkraft und mit zwei Abschleppgurten. Dann ging es zum Zeltaufbau, damit Quartiere für die Nächtigung bereit standen. Wegen der tiefen Temperaturen – immerhin wieder 40 Grad unter Null – wurden die Teilnehmer der Fulda-Challenge allerdings nicht dazu angehalten, tatsächlich in den in den Iglu-Zelten übernachten zu müssen. Die Gefahr sich dabei bleibende Hautschäden durch Erfrierungen zu holen, war einfach zu groß. Die meisten ließen es aber sich nicht nehmen die Nacht unter dem Polarhimmel zu verbringen.

Der Tag selbst begann für die Fulda-Karawane schon früh um 6 Uhr. Da startete der Tross in Dawson City und führte Sportler, Journalisten, Gäste und Organisatoren über den Dempster Highway durch das Yukon Territory. Bis an den Polarkreis auf 66 Grad 33 Minuten Nord. Strahlender Sonneschein ab 10 Uhr, davor war es der Jahreszeit entsprechend finster, präsentierte die Plains in ihrer ganzen Schönheit. 50 Grad minus forderten allerdings von Menschen und Material das Letzte.

Ein Teilnehmer blieb auf der Strecke liegen, weil die Handbremse festfror. Bei einer Reihe der Wagen spielte die Kühlung verrückt. Die Motoren drohten zu überhitzen. Und die Österreicher Natascha Uhl und Christoph Forstner machten einen Abflug in die Botanik. „Ein Wagen vor mir zog eine Schneefahne so dicht wie Nebel hinter sich her. Hinter mir im Konvoi leuchteten die Scheinwerfer eines Autos die Landschaft rund um mich aus. Gemeinsam mit meinem Licht am Wagen hatte sich plötzlich eine weiße Wand gebildet. Leider folgte ich dann der falschen Spur vor mir. Anstatt die Rechtskurve zu nehmen, fuhr ich gerade aus und landete im Graben,“ schildert Forstner die Situation. Gottlob verlief der Abflug ohne Schaden und Verletzte.

Einziger wirklicher Minuspunkt der langen Fahrt aber war, dass die Polarnacht am Eagle Point mit dem Nordlicht geizte – der Himmel blieb schwarz.

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Dienstag, 12.1.2010
Dienstagfrüh hatten 20 Personen alle Haende voll zu tun, um 20 Hinterräder an den Konvoy-Fahrzeugen der diesjährigen Fulda-Challenge zu wechseln. Keine Angst - kein Attentäter hatte da an den Schrauben gedreht. Der Veranstalter hatte kurzfristig umdisponiert und das Autojoering mit Eislaufschuhen aus dem Programm genommen - das Eis auf dem Klondyke war einfach noch zu rauh dafür gewesen. Der Wettkampf soll am Donnerstag nachgeholt werden. Also hetzten die 20 Teilnehmer schon um 9 Uhr früh mit einem rund 80 Kilo schweren Schlitten mit vier Kompletträdern darauf einen Berg hoch. Just vor dem Jack London-Center mussten sie diese dann an ihren Geländeboliden montieren. Aber: Ein jeder alleine, ohne Hilfe. Christoph Forstner, der Bewerbteilnehmer aus Pitten in Niederösterreich lag dabei immerhin einige Zeit in Führung, landete schliesslich auf dem dritten Platz.

Weniger gut erging es dabei der Salzburgerin Natascha Uhl - Disqualifikation wegen Zeitüberschreitung.

Nachmittag lief es schon wesentlich besser für sie. Etwa 10 Kilometer ausserhalb von Dawson-City geigte sie auf ihrem Ski-Doo in der tief verschneiten Landschaft mächtig auf und fuhr prompt auf den dritten Platz vor. Forstner scheitere wenig später an der starken Konkurrenz aus Deutschland und Kanada.

40 Wagen nordwärts - und dass trotz 50 grad Minus
Daisy, das Tief, dass Europa in der vorigen Woche heimsuchte, ist dagegen nur die kleine Schwester. Hier im Klondyke-Territory ist der Winter noch Winter. Wenn der 40 Autos umfasende Fulda-Konvoy Mittwochfrüh um 6 Uhr auf dem Dempster-Highway noch einmal 400 Kilometer weiter nordwärts zieht, wird Fahrern und Autos alles abverlangt. Der Wetterbericht hat 50 Grad unter Null angekündigt. Die Fahrt geht also durch die Frostkammer, wo jeder auf sich alleine gestellt ist. Allerdings nicht ohne Sicherheits-Checks. Sie endet erst in Eagle Plains, direkt am Polarkreis, wo die Athleten nach dem angesetzten Halbmarathon die Nacht unter flackernden Nordlichtern und vor wärmenden Lagerfeuern im Zelt oder Iglu verbringen werden.

Viele Pferde vor den Saloons
Wo früher Pferde der Cowboys und der Goldgräber angebunden standen, sind heute die vielen Pferdestärken der Autos an der Lounge. Sie hängen am Stromkabel und die Kanadier nennen das liebevoll "Tauchsieder". Gibt es keine Steckdose, bleibt das Auto einfach laufen - auch 24 Stunden am Tag und das tagelang. Es ist hier einfach zu kalt dafür, den Wagen abzustellen. Da macht meist die Elektrionik der neuen Fahrzeuggenerationen nicht mehr mit. Wer sein Vehikel am Abend abstellt, wird nächsten Morgen eben zu Fuss gehen müssen. Und genau dagen hilft der ,Tauchsieder" - er hält den Motor bis zun nächsten Start warm. Austria PR- & Marketing-Manager Christian Ramsenthaler-Jurado und ich haben das auch getan. Der Wagen war im Inneren zwar genauso kalt wie draussen auf der Strasse, das Motoröl aber blieb geschmeidig, der Blazer leicht zu starten.

Essen aus der Küche der Indianer Kanadas
Fulda lässt nichts unversucht, Land und Leute in der eisigen Kälte bestmöglich zu versorgen. Dienstagabend beispielsweise mit einem Dinner aus der indianischen Kueche. Geräucherter Lachs, Wapity-Stew, Elch-Steaks und eine fantastische Wild-Suppe füllten das reichhaltige Buffet, bei dem die Aktiven, Pressebegleiter und Organisatoren kräftig zulangten.

110 jahre Geschichte
In Dawson City läuft das Leben noch ein bisschen anders. Holzhäuser, wie wir sie in Europa aus amerikanischen Western kennen, sind hier aktuelle Adressen, werden seit Jahrzehnten von den Menschen hier bewohnt - und auch gepflegt. Der Goldrausch schwemmte am Ende des 19. Jahrhunderts zu erst die Männer hier her in das Northern Territory am Klondyke River. Dann folgten die Frauen. Ihre Nachfahren leben noch heute hier. Arbeit gibt der Strassenbau, einige noch aktive Goldminen und Handelsstationen. ,Was fehlt sind Handwerker", hat mir Ivory, eine Goldhändlerin aus dem Badischen in Deutschland an ihrem Tresen erzählt. Sie war wie so viele hierher gekommen, um Abenteuer zu erleben und schnelles Geld zu machen. ,Wie jeder hier, auf ein, zwei Jahre." Das war vor dreißig Jahren. Jetzt führt sie den besten Goldladen am Creek - und ist glücklich hier, zusammen mit ihrem Mann.

Gleiches Hotel wie Jack London
Die österreichische Mannschaft wurde im Downtowm Hotel Dawson City untergebracht - dort wo auch Jack London seinen Whisky trank

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Montag, 11.1.2010
Es ist Montag, 7 Uhr früh. Nach einer mehr als 24-stündigen Anreise via Frankfurt und Vancouver steht allen Teilnehmern an der Fulda-Challenge im Yukon in Kanada, die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Draußen hat es 23 Grad unter null. Trotzdem geht es gleich nach dem Frühstück los. Widerwillig drehen die Starter in den Autos. Endlich springen die Motoren an. Vor uns liegt ein 500 Kilometer-Trip.

Unaufhaltsam geht es entlang des Klondike-Highways von Withhorse aus Richtung Norden – nach Dawson City, knapp unter dem Polarkreis. Um 8.45 liegen die ersten 110 Kilometer hinter den knapp zwanzig im Konvoy durch den Schnee pflügenden Geländewagen. In Breaburn-Lodge wird gestoppt für dicke Hamburger, einen Schluck Kaffee und eine Zwischenübung für die Aktiven.

Natascha Uhl und Christoph Forstner, die Teilnehmer aus Salzburg und Niederösterreich haben trotz Spitzenzeiten Pech auf dem Geschicklichkeitsparcours im kanadischen Outback. Nach dem ersten Bewerb reicht es lediglich für Platz sieben von zehn. In der Einzelwertung der Damen erreicht Natascha Uhl den 4. Rang, Christoph Forstner den 9.

Dann jagt die Kolonne weiter nach Norden. Beim Eintreffen in Dawson City am Abend zeigt das Termometer bereits minus 38 Grad. Es soll weiter fallen. Wir lassen die Motoren der Wagen laufen. Für Dienstagfrüh werden unter vierzig Grad erwartet.

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Natascha Uhl

Christoph Forstner

Christoph Forstner