Wadenverletzung

Drama um Österreichs Marathon-Ass

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Der Kenianer Henry Sugut triumphierte beim Vienna City Marathon in 2:08:40.

Heldenplatz, Sonntag 11.14 Uhr. Weidlinger windet sich am Boden, hält sich die linke Wade. Er heult vor Schmerz. Immerhin: Er hat es ins Ziel geschafft! Das Weidlinger-Drama beginnt bei Kilometer 16.

Weidlinger (32) liegt am Straßenrand und heult
Krämpfe in der linken Wade. Österreichs bester Marathonläufer, der von einem Rekord unter 2:10 geträumt hatte, fällt zurück. Zehn Kilometer später bleibt er überhaupt stehen. Papa Heinrich, der ihn am Rad begleitet, winkt ab: „Gib auf, das hat keinen Sinn mehr.“ Weidlinger liegt am Straßenrand. Dann schießt es ihm ein, er sagt zu sich: „Günther, du kannst nicht aufgeben, nicht hier in Wien. Du willst noch an der Oper vorbei und die Zuschauer am Heldenplatz erleben.“ Er steht auf, taumelt los, findet seinen Rhythmus und setzt das Rennen fort. Seine Gruppe inklusive Tempomacher ist längst weg.

Weidlinger schafft es bis ins Ziel – „Mit den ärgsten Schmerzen, die ich je beim Laufen hatte“. Doch er weiß: „Wenn ich auf einem Bein 2:14 rennen kann, dann hab’ ich locker 2:10 drauf.“

An der Spitze startete Überraschungsmann Sugut wenige Kilometer vor dem Ziel in der Prater-Allee die entscheidende Attacke. In 2:08:40 lief der 24-jährige Afrikaner persönliche Bestzeit, blieb aber über dem vom Rennchef angepeilten Streckenrekord (2:07:38) – bei teils starkem Gegenwind war das unmöglich.

Für Andrea Mayr (30) war Marathon einziger Krampf
Auch die Damen-Siegerin, Vierfach-Mutter Hellen Kimutai (39), kommt aus Kenia. In 2:31:08 blieb auch sie über der von Andrea Mayr angepeilten Schall­mauer von 2:30 Stunden. Die österreichische Vorjahressiegerin hatte von Kilometer 10 an Probleme („Ab da war’s ein einziger Krampf“) – immerhin unterbot sie in 2:34:09 ÖLV-Jahresbestleistung und EM-Limit. Mayr wurde wie alle Teilnehmer von den 400.000 am Streckenrand gefeiert. Trotz Flugchaos starteten 31.500 an insgesamt fünf Bewerben – damit gab’s doch noch einen Rekord.

"Schmerzen waren extrem"
ÖSTERREICH:
Was ging Ihnen bei Kilometer 26 durch den Kopf?
Weidlinger: Ich dachte: Das war’s. Aber dann dachte ich mir: Günther, das kann’s nicht sein. Aufgeben? Nicht beim Heim-Marathon in Wien!
ÖSTERREICH: Können Sie die Verletzung beschreiben?
Weidlinger: Es ist ein extrem schlimmer Schmerz in der linken Wade, in der ich vor einem Monat einen Muskelfaserriss hatte. Auf den letzten 16 Kilometern hat sich dann alles verkrampft. Aber ich wollte unbedingt am Heldenplatz ankommen – egal, ob und 2:14, 2:16 oder 2:18 Stunden.“
ÖSTERREICH: Was haben Sie heuer noch vor?
Weidlinger: So verrückt es klingt: Dieser Marathon stimmt mich positiv. Wenn ich mit einem Bein 2:14 laufen kann, habe ich locker 2:10 drauf. Damit wäre ich bei der EM im Sommer vorn dabei.

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