Interview

Marach will ins Masters-Halbfinale

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Unser zweiter Masters-Teilnehmer neben Melzer im Interview.

Frage: Du bist zum zweiten Mal in Folge beim ATP World Tour Finale in London mit dabei.Geht man da anders in dieses große Abschluss-Event rein?
Oliver Marach: Man ist sicherlich ein bisschen routinierter. Heuer ist unsere Teilnahme noch wertvoller als im vergangenen Jahr, weil es viel schwieriger war. Lukasz hat das ganze Jahr verstärkt Einzel gespielt und wir haben sehr wenig Doppel trainiert. Wir haben in dieser Saison vielleicht 15 Doppel-Sparrings gespielt. Außerdem waren wir insgesamt zehn Wochen verletzt. Lukasz fehlte sechs Wochen, ich war vier Wochen außer Gefecht. Das ist dann schon eine tolle Leistung, wenn man es trotzdem zum Masters schafft.

Frage: Im Vorjahr habt ihr mit zwei Siegen in drei Gruppenspielen ganz knappp den Einzug ins Halbfinale verpasst. Wie schätzt ihr eure Chancen in diesem Jahr ein?
Marach: Das Ziel ist sicherlich das Semifinale. Natürlich sind in London nur Top-Teams am Start. Da gibt es keine leichte Gruppe. Unsere Gruppe ist sehr ausgeglichen. Da kann jeder den Aufstieg schaffen. Bhupathi/Mirnyi haben zuletzt gut gespielt. Moodie/Norman sind immer gefährlich und servieren sehr gut. Und auch Nestor/Zimonjic können natürlich sehr gut spielen. Leicht wird keine Partie. Schauen wir mal, ob wir es heuer schaffen.

Frage: Ihr habt heuer drei Turniersiege gefeiert. Ein 1000er- oder ein Grand-Slam-Titel fehlt euch allerdings noch in eurer Sammlung. Warum hat es bislang noch nicht geklappt?
Marach: Unsere Ziele sind ein Sieg bei einem Masters oder einem Grand-Slam-Turnier. Dafür muss man aber natürlich eine ganze Woche sehr gut spielen. Heuer haben wir aufgrund unserer Verletzungen wenig Fitness gemacht. Im Winter müssen wir schauen, dass wir wieder fitter werden. Nächstes Jahr trennen sich sehr viele Doppelteams. Vielleicht ergibt sich dann die Chance, dies bei einem großen Turnier auszunützen. Möglich ist alles. Man braucht natürlich auch ein bisschen Glück bei der Auslosung.

Frage: Fühlt sich Lukasz durch die Erfolge von Melzer/Petzschner darin bestärkt, dass man auch Einzel und Doppel gut unter einen Hut bringen kann?
Marach: Lukasz ist durch das Doppel gut geworden und umgekehrt hilft ihm das Einzel im Doppel. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Wir haben das ganz gut geschafft. Ab und zu ist es ein bisschen mühsam. Im Grunde haben wir es aber sehr gut rübergebracht. Er hat besonders Anfang des Jahres viel zu verteidigen.

Frage: Macht das für dich ab und zu Probleme bei der Turnierplanung?
Marach: Nein. Ich richte mich da ganz nach ihm. Mir ist es egal, was wir spielen. Wir haben unsere Lieblingsturniere und die suchen wir uns dann schon aus. Nächstes Jahr wollen wir eh nicht soviele Turniere spielen, damit wir öfter eine Pause haben. Heuer haben wir zwei Mal acht, neun Wochen durchgespielt - das ist sicherlich nicht so gscheit. Im nächsten Jahr wollen wir immer so drei, vier Wochen spielen und dann einen Trainingsblock ansetzen.

Frage: Ihr habt mit Jan Stoces mittlerweile einen fixen Trainer. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen? Wie kann er euch helfen?
Marach: Wir teilen uns Stoces mit Benjamin Becker und er ist auch beim World Tour FInale mit dabei. Bei den US Open haben wir uns das zu dritt ausgemacht. Bis zu den Australian Open werden wir einmal schauen, wie es läuft. Wir trainieren zwar erst eine Woche gemeinsam, bislang sind wir aber sehr zufrieden Wir harmonieren alle drei gut zusammen. Es schaut so aus, als ob wir eine gute Zukunft haben. Wir kennen Jan schon seit zehn Jahren. Er ist  der Ex-Coach von Rainer Schüttler.

Frage: Du bist mittlerweile eigentlich ein reiner Doppel-Spezialist, während Kubot und Becker bevorzugt Einzel spielen. Macht es das im Training nicht schwierig?
Marach: Ich spiele im Training bevorzugt Single. Dadurch bin ich auch gut im Doppel geworden. Ich spiele im Doppel ja auch sehr singlemäßig, also viel von der Grundlinie. Deshalb passt das schon ganz gut. Ab und zu machen wir im Training eigene Spielsituationen für das Doppel.

Frage: Wie wichtig ist deine Frau Jessie für dich im Tennis. Begleitet sie dich oft auf der Tour?
Marach: Sie ist sehr wichtig für mich. Heuer war sie 30 Wochen mit mir unterwegs. Ich glaube, dass es keine Frau gibt, die einen Spieler öfter begleitet. Seitdem ich Jessie kennengelernt habe, läuft es auch im Tennis sehr gut bei mir. Sie gibt mir viel Ruhe, ist in manchen Situationen aber auch sehr streng zu mir. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn sie sagt ihre Meinung, wenn etwas nicht passt. Als Außenstehender sieht man das viel leichter.

Frage: Kennt sie sich im Tennis gut aus?
Marach: Mittlerweile schon. Am Anfang nicht so. Da sie jetzt aber schon sehr lange mit dabei ist, weiß sie schon sehr viel.

Frage: Wie schaut deine aktuelle Wohnsituation aus? Bist du noch in Panama zu Hause?
Marach: Mein Wohnsitz ist seit eineinhalb Jahren in Panama. Meistens bin ich aber eh auf der Tour. Ich bin im Jahr vielleicht sechs Wochen in Panama und vier Wochen in Graz. Österreicher werde ich sowieso ewig bleiben. Das werde ich nicht ändern.

Frage: Habt ihr dort ein Haus oder eine Wohnung?
Marach: Wir haben ein Haus in Panama City. Uns gefällt es sehr gut. Es ist ein anderes Klima und ein anderes Leben. In Panama geht es sehr relaxt zu. Wir haben viele Freunde dort und wenn wir in Panama sind, lassen wir es uns gut gehen. In Europa ist man vom Job her sehr verbissen und konzentriert. Das ist in Panama anders. Dort ist es warmherziger.  Der Nachteil ist, dass sie etwas faul sind. Wenn du etwas organisierst, musst du immer dahinter sein, dass die Leute das auch machen. Sonst gefällt mir es aber sehr gut. Man kann dort super Urlaub machen.

Frage: Kann man in Panama auch Tennis spielen?
Marach: Ja, da gibt es genug Möglichkeiten. Richtig gute Spieler gibt es in Panama aber nicht. Zum Schlagtraining reicht es noch, aber viel mehr geht nicht. Das Klima ist nicht ideal für Tennis, weil es sehr heiß und feucht ist. Wenn man da eine Stunde trainiert ist man schon richtig platt.

Frage: In welcher Zeit des Jahres bist du meistens in Panama?
Marach: Zu Jahresbeginn bis zur Südamerika-Tour. Vor Miami bin ich auch meistens dort und dann im Sommer vor der Amerika-Tour. Heuer werden wir die Vorbereitung aber in Prag machen. Deshalb bin ich erst nach Australien wieder in Panama. Das ist natürlich auch bei der Zeitumstellung ein Vorteil.

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