Doping

Trainer brachte Graf zu Humanplasma

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Der Doping-Versuch der Ex-Läuferin wurde von H. Stechemesser vermittelt.

Österreichs Ausnahmeläuferin Stephanie Graf ist noch bis 20. Juni 2012 wegen eines Dopingvergehens gesperrt. Für die 38-jährige Kärntnerin mag dies belanglos sein, hatte sie doch ihre Leichtathletik-Karriere bereits am 14. Jänner 2004 überraschend beendet. Erst im Vorjahr war sie für versuchtes Blutdoping im Jahr 2003 nachträglich bestraft worden.

Protokoll liegt vor
Jetzt liegt das Protokoll einer Zeugenvernehmung von Graf am 24. September 2009 vor. Die Olympia-Zweite über 800 m von Sydney 2000 wurde damals im Zuge der Causa "Humanplasma" von der "Soko Doping" vernommen. Graf hatte sich in der Plasmapheresestation in Wien Eigenblut abnehmen, laut eigenen Angaben aber nie rückführen lassen.

Eingefädelt hatte diesen Blutdoping-Versuch, der laut Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) bereits genügt, um für zwei Jahre gesperrt zu werden, ihr damaliger Coach Helmut Stechemesser. Der Sportmediziner aus der ehemaligen DDR ist seit dem Olympia-Bronzemedaillengewinn der Oberösterreicherin Theresia Kiesl 1996 in Atlanta über 1.500 m hierzulande als Leichtathletik-Trainer bekannt. Seit 1991 ist der mittlerweile 57-jährige Leipziger in Aspach (OÖ) im sportmedizinischen Bereich tätig.

"Konkret war es so, dass mich mein ehemaliger Trainer, Helmut Stechemesser, dorthin vermittelt hat. Stechemesser hat für mich bei Humanplasma einen Termin vereinbart", sagte Graf im Zuge ihrer Vernehmung im Frühherbst vor zwei Jahren. Die Vizeweltmeisterin von 2001 ist laut weiterer Zeugen- sowie Beschuldigtenvernehmungen übrigens nicht die einzige von Stechemesser betreute Athletin, deren Name im Zuge des Blutdoping-Skandals mehrmals aufgetaucht ist.

Erinnerungen an Pumper
Hämatologe Paul Höcker, der als Mediziner für Dopingzwecke bestimmte Blutabnahmen in den Räumlichkeiten von Humanplasma laut eigenen Angaben "an 25 bis 30 verschiedenen Sportlern" durchführte, blieb neben Graf vor allem Pumper in Erinnerung. "Bezüglich Pumper kann ich mich daran erinnern, dass diese sehr schlechte Venen hatte, und ich mir deswegen nicht sicher bin, ob wir tatsächlich eine Ery(throzyten)-Abnahme durchführen konnten", gab Höcker in seiner Beschuldigtenvernehmung am 29. September 2009 zu Protokoll.

Auch Krankenschwester Andrea W., die gemeinsam mit Höcker diese Blutabnahmen vornahm, konnte sich neben Graf konkret an Pumper erinnern. 800-m-Hallen-Weltrekordlerin Ceplak wurde hingegen vom geständigen Dopingsünder Bernhard Kohl, der seine Karriere im Herbst 2008 beendete, bei seiner Zeugenvernehmung am 30. März 2009 identifiziert. Der nach seinem dritten Tour-de-France-Rang 2008 entlarvte Radsportler gab an, dass Ceplak am 20. November 2005 gemeinsam mit ihm, dem ehemaligen Mountainbiker und nunmehrigen Spitzentriathleten Michael Weiss sowie einer anderen ausländischen Athletin zur Blutabnahme bei Humanplasma gewesen sei.

Die ehemalige LCC-Wien-Läuferin Ceplak wurde am 18. Juni 2007 positiv auf Erythropoietin (EPO) getestet und für zwei Jahre gesperrt. Auch Pumper wurde EPO zum Verhängnis. Die Langstreckenläuferin aus Wien ging den Dopingfahndern im Frühjahr 2008 gleich zweimal mit einem positiv Befund auf das im Spitzensport zu Blutdopingzwecken missbrauchte Hormon ins Netz. Die Folge war eine zweijährige Sperre bis 9. März 2010.

Weitere Stechmesser-Schützlinge suspendiert
Daneben wurde mit der Slowenin Helena Javornik, die 1995 den Wien-Marathon gewonnen hatte, noch eine weitere ehemalige Stechemesser- und LCC-Wien-Athletin wegen EPO-Dopings im März 2008 für zwei Jahre bis 11. Juni 2010 suspendiert. Auch der mittlerweile wegen versuchten Blutdopings und der Weitergabe von illegalen Dopingmitteln zu 15 Monaten teilbedingt verurteilte Ex-Sportmanager Stefan Matschiner war in seiner aktiven Zeit als Mittelstreckenläufer ein Schützling des Leipziger Sportarztes gewesen.

Slowenische Medien hatten im Frühjahr 2009 von einer möglichen Involvierung von Ceplak und Javornik in den österreichischen Blutdoping-Skandal berichtet. Beide Läuferinnen gaben daraufhin zu, zwar Kontakt mit Matschiner gehabt zu haben, bestritten aber bisher so wie die mittlerweile national wieder erfolgreiche Pumper sämtliche Dopingvorwürfe gegen ihre Personen. Stechemesser wollte auf APA-Anfrage zu den Vorwürfen gegen seine Person nicht Stellung nehmen. "Dazu sage ich gar nichts", lautete der knappe Kommentar des 57-Jährigen.

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