Dritte Auszeichnung zur Sportlerin des Jahres

Anna Gasser - trickreich und bescheiden

Teilen

Der zweite Olympiasieg hat Anna Gasser die dritte Auszeichnung als Österreichs "Sportlerin des Jahres" gebracht. Der Spaß am Sport treibt die Ausnahmekönnerin mit dem Snowboard weiter an, das Gold bei den Winterspielen im Februar in Peking im Big Air könnte nicht das letzte gewesen sein.

Die 31-jährige steckt mitten in der Vorbereitung auf den kommenden Winter und schließt auch eine Olympia-Teilnahme 2026 nicht aus.

Bei den heurigen Winterspielen wusste Gasser, dass sie etwas Besonderes braucht. Also packte sie einen im Wettkampf noch nicht gezeigten Trick aus - und landete den Cab Double Cork 1260, einen Doppelsalto mit dreieinhalb Drehungen. Der Lohn war ihr zweites Gold im Zeichen der Fünf Ringe. Verbunden mit einem Wermutstropfen, hatte doch ihr Freund Clemens Millauer verletzungsbedingt vorzeitig aus China abreisen müssen. "Ich kriege die Medaille und er wird heute operiert. Da sieht man, wie nah im Spitzensport Erfolge und Tiefpunkte zusammenliegen."

Gasser mit enormer Entwicklung

Gasser ist ein Weltstar in ihrem Sport, sie holte neben den zwei Olympiasiegen auch den WM-Titel 2017 im Big Air, Siege bei den X Games und ist u.a. Gewinnerin von 10 Weltcupbewerben (sieben Big Air, drei Slopestyle). Großen Erfolgen gingen oft kleinere, aber auch problematischere Verletzungen voraus - eine Nackenblessur 2016 hätte das Karriereende bedeuten können. Speziell im Training ist die Millstätterin nach wie vor kaum zu bremsen, und in der Luft in einer eigenen Welt.

In den vier Jahren zwischen den Olympiasiegen machte Gasser eine große Entwicklung durch. Von der Persönlichkeit her blieb sie zurückhaltend, als Athletin ist sie aber gereift. Es gibt kein auf Biegen und Brechen mehr, sondern stets kalkuliertes Risiko. Im November 2021, anlässlich der Präsentation des Dokumentationsfilmes "The Spark Within", erklärte sie im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur, dass sie nun auch zu dosieren verstehe.

"Wenn ein perfekter Tag am Berg ist und ich mich gut fühle, gehe ich ein gewisses Risiko ein. Aber wenn bei einem Bewerb die Verhältnisse schlecht sind, sage ich, heute gebe ich nicht alles, heute fahre ich mehr auf Taktik. Vielleicht ist der erste Platz nicht so wichtig wie die Gesundheit in der gesamten Saison. Diesen Weitblick habe ich erst in den letzten zwei, drei Jahren gelernt. Davor habe ich immer alles gegeben, aber das war in meinem Fall nicht immer gut."

Eine Spätzünderin in ihrem Sport

Die Liebe zum Sport ist aber die gleiche geblieben, bestätigte auch Cheftrainer Patrick Cinca nach dem zweiten Olympiasieg. "Sie hat so eine Hingabe für den Sport, dass sie alles andere vernachlässigt, es geht nur ums Snowboarden. Sie findet jeden Tag aufs Neue die Motivation, alles zu geben. Sie nützt alles aus, um das Maximum herauszuholen."

Gasser hat sich während ihrer ganzen Karriere dem Erarbeiten neuer Tricks verschrieben - und war der Konkurrenz und den stark nachdrängenden Jungen oftmals einen Schritt voraus. Dabei ist die 1,67 m große Oberkärntnerin eine Spätstarterin auf dem Board. Die ehemalige Schülerin des BRG Spittal/Drau war bis 15 erfolgreiche Turnerin und Sportakrobatin, als 18-Jährige brachte ihr ein Cousin auf dem Mölltaler Gletscher die ersten Tricks auf dem Snowboard bei. Und die Erfolgsgeschichte begann.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.