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Erstes Exklusiv-Interview

Lauda: 'Mein Weg zurück ins Leben'

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Mit Wolfgang Fellner sprach die Rennfahrer-Legende über sein Leben nach der OP und gab persönliche Einblicke.

Niki Lauda verbringt die Weihnachtsfeiertage auf Ibiza. Heute feiert er mit seiner Ehefrau Birgit und den Zwillingen Mia und Max den Heiligen Abend. Gestern, Nachmittag, gab er Wolfgang Fellner das erste Interview nach seiner Lungentransplantation. Der ÖSTERREICH-Herausgeber erreichte die Formel-1-Legende am Handy. Laudas Stimme klang wie eh und je. Er machte am Telefon einen fitten Eindruck. „Ich bin froh, dass ich jetzt in Ibiza bin. Hier hat es 18 Grad,“ sagt er.

Niki Lauda kann schon wieder Auto fahren

Exklusiv.Lauda verriet Fellner, wie hart er für den Weg zurück täglich trainieren muss. Das Wichtigste aber: Seine Lunge funktioniert einwandfrei. Noch fehlt ihm zwar die Kraft ohne Rollator zu Gehen – aber das ist normal nach fünf Monaten im Bett liegen. NIki Lauda ist sogar schon am eigenen Grundstück mit dem Auto gefahren. Hier das 1. Interview:

Niki Lauda im Exklusiv-Interview: "War noch nie in so einem Todeskampf"

Wolfgang Fellner: Alles Gute zu Weihnachten, ist ja sensationell, Dich zu hören.

Niki Lauda: Danke, es geht bergauf, Gott sei Dank.

Fellner: Du klingst ja bereits wie früher …

Lauda: Na ja, ich muss hier auf Ibiza noch viel trainieren, mache Physios, trainiere hier bei 18 Grad. Es ist perfekt hier. Gott sei Dank bin ich hergefahren.

Fellner: Die Frage, die sich alle stellen: Wie geht’s Dir?

Lauda: Grundsätzlich gut, die Lunge funktioniert einwandfrei, das ist ja das Wichtigste, ich muss jetzt nur mehr zu Kräften kommen. Schließlich bin ich ja fünf Monate im Bett gelegen – da sind die Muskeln nicht mehr da.

Fellner: Wie trainierst Du genau?

Lauda: Ich kann wieder gehen mit so einem Wagerl vorn und muss eben durch Krafttraining die Muskeln wieder aufbauen. Ich trainier eigentlich den ganzen Tag mit drei Mann – vormittag, nachmittag, dazwischen natürlich Ruhephasen. Bald werde ich wieder ohne Stütze gehen können.

Fellner: Gar nicht müde dabei?

Lauda: Ich darf natürlich nicht zu viel machen, muss die richtige Balance finden.

Fellner: Die Family ist bei Dir?

Lauda: Ja, die Birgit und die Kinder sind natürlich da.

Fellner: War das Erlebte auch eine enorme psychische Belastung für Dich?

Lauda: Von der Operation hab‘ ich natürlich nichts mitbekommen, aber wie ich da, zum Nichtstun verdammt, monatelang im AKH gelegen bin, habe ich mir vorgenommen, nur egoistisch, nur an mich zu denken. Ich hab jeden Tag die Entlüftungsrohre über mir im Zimmer gezählt. Du brauchst irgendwas, was Dich aus diesem untätigen Zustand reißt. Ob da in der Zwischenzeit politisch irgendwas passiert ist, hat mich überhaupt nicht interessiert. Ich habe mich ausschließlich auf mich konzentriert, meinen eigenen Körper zu spüren. Das war die beste Entscheidung, die ich getroffen habe. Dadurch bin ich nie in einen negativen Trott gekommen, war nie demotiviert. Ich war immer gut drauf und habe nur gekämpft, dass mein Körper wieder kommt.

Fellner: Das muss Dir ja wie eine Ewigkeit vorgekommen sein, oder?

Lauda: Wie ich eingeliefert worden bin, war Sommer, wie ich wieder rausgekommen bin, war Winter – irre monatelang nur im Bett liegen. Umgeben von Personal, das mich irgendwie am Leben erhalten hat. Das war sicherlich die ärgste Erfahrung meines Lebens.

Fellner: Jetzt ist es wieder wie früher?

Lauda: Ich hab noch keine Kraft, aber sonst ist alles wie früher. Kopf funktioniert wunderbar. Die Ärzte haben die vollkommen richtige Entscheidung getroffen, mich schnell wie möglich wegzulassen, in ein anderes Umfeld. Da war die Birgit federführend. Sie hat die Ärzte immer gebeten: Lasst‘s ihn heraus, weil sonst bricht er weg. Und genauso war‘s.

Fellner: Hast Du auch darüber nachgedacht, ob‘s für Dich nicht doch zu viel war mit der Airline und den anderen Betätigungsfeldern?

Lauda: Nein, auch das haben mir die Ärzte erklärt. Ich hatte einfach eine Virusinfektion in der Lunge, das kannst Du, das kann jeder bekommen. Das war eine Ansteckung – und wenn die in die Lunge hineinfährt, kannst du das nicht mehr stoppen. Die Ärzte haben ja mit allen Mitteln versucht, meine Lunge zu retten, aber es ist nicht mehr möglich gewesen. Es gibt ja sogar eine Impfung dagegen, die eigentlich alle Menschen nehmen sollten, um das Risiko zu minimieren. Aber das hatte alles nichts mit zu viel Arbeit oder Überlastung zu tun.

Fellner: Trotzdem: Hast Du Dir im neuen Jahr vorgenommen, leiser zu treten oder nicht?

Lauda: Natürlich teile ich mir die Dinge jetzt so ein, dass es die oberste Priorität bleibt, fit zu werden. Das heißt: jetzt leiser zu treten, um mich wieder aufzubauen. Aber laut den Ärzten werde ich wieder vollständig hergestellt sein.

Fellner: Wann kommst Du zu uns ins TV-Studio.

Lauda: Jetzt habe ich einmal vor, hierzubleiben. Natürlich muss ich dazwischen immer wieder nach Wien, um Blut und die anderen Werte zu checken. Aber dann komm ich immer wieder hierher nach Ibiza zurück, denn das Klima kann mir Wien nicht bieten. Und leiser treten ist hier einfacher.

Fellner: Kannst Du eigentlich schon Auto fahren?

Lauda: Wenn ich Dir die Wahrheit sagen soll: Ja.Ich bin schon dreimal herumgefahren da auf dem Grundstück. Aber – wie beeim Hamilton – ein wichtiger Punkt: ich muss mit dem linken Fuß bremsen, weil ich den rechten Fuß nicht vom Gas auf die Bremse krieg‘. So fahren heute eh alle Autorennfahrer: Mit dem linken Fuß bremesen und mit dem rechte Gas geben –das geht.

Fellner: Was machst Du eigentlich den lieben langen Tag. Siehst Du fern, liest ein Buch.

Lauda: Ich habe keine Zeit zum Lesen. Ich stehe um acht Uhr früh auf, dann beginnt schon mein Trainingsprogramm, Frühstück mit den Kindern und dann geht‘s schon hinunter am Tennisplatz. Ab mittag dann wieder das gleiche. Die haben mir das gut eingeteilt – ein perfekter Plan. Das einzige, womit ich mich wirklich beschäftige ist,wie ich so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen kann.

Fellner: Ist die Zeit jetzt vergleichbar mit jener, als Du nach dem Nürburgring zurück ins Leben gefunden hast?

Lauda: Nein, das ist nicht vergleichbar, weil ich noch nie in so einem Todeskampf war wie jetzt. Ich habe natürlich nichts mitbekommen, aber die Birgit, der Lukas und der Matthias, die ja während der gesamten Operationsphase bei mir waren, haben mir nachher erzählt, wie hart das für sie war. Der Kampf war mühsam.

Fellner: Also, es war diesmal mühsamer als vor vierzig Jahren?

Lauda: Ja, hundertprozentig. Nach dem Nürburgring bin ich ja sofort wieder gefahren, jetzt bin ich fünf Monate lang im Bett gelegen.

Fellner: Das heißt, es war diesmal wirklich knapp ..

Lauda: Ja, ich hatte nur das Glück, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu sein. Und das habe ich Professor Klepetko zu verdanken. Der hat gesagt: Wenn wir ihn weiter nur medikamentös behandeln und nicht an die Lungenmaschine hängen, ist er tot. Das ist dann passiert und dann kam ja zum Glück relativ schnell die neue Lunge daher.

Fellner: Du interessiertst Dich also derzeit nicht für Politik, sehr wohl aber für die Formel 1 ...

Lauda: Ja, die Grand Prix habe ich mir natürlich alle angeschaut. Leicht eingeschränkt, aber doch. Der Rest hat mich überhaupt nicht interessiert, auch jetzt noch nicht.

Fellner: In der Zeitung liest Du nur das, was über Dich steht?

Lauda: Aber nur dann, wenn‘s mir die Birgit zeigt ..,.

Fellner: Niki,ich wünsch Dir noch einmal alles Gute zu Weihnachten und das beste Neujahr, das man jemand wünschen kann

Lauda: Danke.

Fellner: Und stell Ibiza auf den Kopf. Wann gehst wieder ins Pascha?

Lauda: Das wird schon wieder ...

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