Abschiedstour

Jürgen Melzer feiert umjubelten Sieg

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Der 37-Jährige verlängerte mit Wien-Sieg über Raonic Einzel-Karriere 

Österreichs Tennis-Routinier Jürgen Melzer hat seine Einzel-Karriere am Montagabend um zumindest zwei bis drei Tage verlängert. Der 37-Jährige feierte beim Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle einen von den heimischen Fans umjubelten 7:6(6),7:5-Sieg gegen den Weltranglisten-22. Milos Raonic. Bei seinem Single-Showdown geht es für Melzer nun noch einmal gegen einen Top-Ten-Mann, Kevin Anderson.
 
Damit bekommt es Melzer am Mittwoch auch im Achtelfinale mit einem Aufschlag-Könner zu tun, der Südafrikaner hat aktuell aber auch spielerisch mehr zu bieten als Raonic. Der Kanadier war vor knapp zwei Jahren für rund zwei Monate gar Weltranglisten-Dritter, blickt aber auf ein seinen Ansprüchen nach eher durchwachsenes Jahr zurück. Nichtsdestotrotz kann das den Erfolg des Weltranglisten-426. aus Deutsch Wagram kaum schmälern.
 

Hero Melzer gefeiert

"Jetzt ist es ein bisschen schwierig, da irgendwie Worte zu finden", sagte Melzer im ersten Sieger-Interview. "Ich habe es genossen, die Stimmung war unglaublich." Vom Spielerischen her sei es nicht das beste Match gewesen, er habe aber schnell bemerkt, dass bei Raonic abgesehen vom Aufschlag nicht viel funktioniert. "Es war unglaublich schön, noch einmal zu gewinnen. Das erste Tiebreak war wichtig. Man sieht, ich habe das Niveau noch, um da mitzuspielen."
 
Melzer hatte zu Beginn als Rückschläger kaum einen Auftrag und bei eigenem Aufschlag etwas Mühe. Nach dem 53-Sekunden-Game zum 3:3 witterte der Lokalmatador aber seine Chance und erarbeitete sich zwei Breakbälle zum 6:5. Es ging aber ins Tiebreak, in dem ein Doppelfehler des 27-jährigen Nordamerikaners Melzer ein Minibreak bescherte. Das gab dieser mit einem Vorhandfehler zwar wieder her, wenig später setzte Melzer aber seinen zweiten Satzball ins Feld.
 
Kritisch wurde es für den Niederösterreicher im zweiten Durchgang bei Breakball von Raonic zum 3:2, gerade da konterte Melzer aber mehrmals sehenswert. Besonders mit Stopps brachte er seinen Gegner des öfteren von der Grundlinie aus dem Konzept. Raonic streute immer mehr Fehler ein, vergab Chancen zum 4:3-Break und ließ Melzer damit weiter vorservieren. Der war immer besser auf Raonic' Service eingestellt und nutzte nach 98 Minuten den zweiten Matchball.
 
Der frühere Weltranglisten-Achte feierte damit ob der Umstände sicher einen seiner emotionalsten Erfolge. 2009 und 2010 hatte Melzer zwei seiner insgesamt fünf ATP-Titel in Wien geholt. Nach dieser Woche möchte er seine Laufbahn auf jeden Fall noch im Doppel fortsetzen, noch darf er aber im Single nun sogar gegen den aktuellen Weltranglisten-Achten auf eine weitere Überraschung hoffen.
 
Melzer wollte nichts von einer Siegesfeier wissen, er möchte auch den heurigen Finalisten von Wimbledon fordern. "Es wird ein ähnliches Match wie heute, da reicht aber so eine Leistung nicht. Da muss ich besser von hinten spielen." Und vielleicht könne er sein Einzel-Karriereende noch etwas nach hinten schieben. An das hat er gegen Raonic übrigens nicht gedacht. "Ich habe keinen Gedanken daran verschwendet, dass es das letzte Match sein könnte."
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