Türkei will Auslieferung

Aufreger: NBA-Star schimpft Erdogan

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Knicks-Center bezeichnete Erdogan zuletzt als 'verdammten Irren'.

Nach Vorwürfen gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat die Istanbuler Generalstaatsanwaltschaft laut einem Medienbericht die Auslieferung von Basketballstar Enes Kanter beantragt. Die Staatsanwaltschaft wolle den NBA-Profi der New York Knicks zudem auf die internationale Fahndungsliste der Polizeiorganisation Interpol setzen, schrieb die regierungsnahe Zeitung "Sabah" (Dienstag).

Grund für den Auslieferungsantrag sei ein Verfahren wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation gegen Kanter, berichtete das Blatt weiter. Kanter ist bekennender Anhänger des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen, den die Türkei für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht. Die Gülen-Bewegung gilt in der Türkei als Terrororganisation. Bis zum öffentlichen Bruch 2013 waren Gülen und Erdogan jedoch Verbündete.

Kanter teilte den Bericht auf Twitter und schrieb: "Ich habe keine Angst vor Euch." Er zählt in der Sportwelt zu den schärfsten Kritikern Erdogans, den er zuletzt einen "verdammten Irren" nannte. Aus Angst um sein Leben hat der 26-Jährige auf die Reise mit den Knicks zum sogenannten "London Game" der NBA am Donnerstagabend (21.00 Uhr MEZ) gegen die Washington Wizards verzichtet. Der türkischstämmige Center fürchtet, er könne außerhalb der USA und Kanada wegen seiner Opposition zum türkischen Staatspräsidenten umgebracht werden.

Seit 2017 ist Kanter nach der Aberkennung seiner türkischen Staatsangehörigkeit staatenlos und vermeidet alle Auslandsreisen außer jene nach Kanada für die NBA-Spiele gegen die Toronto Raptors. Speziell in Europa habe er Todesangst. "Sie (die türkischen Toppolitiker; Anm.) haben dort jede Menge Spione. Ich kann da ganz leicht umgebracht werden. Das ist eine sehr hässliche Situation", gab der 2,11 Meter große Hüne vor eineinhalb Wochen zu Protokoll.
 

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