Das österreichische Wasserspringer-Duo Anton Knoll und Dariush Lotfi hat bei der Schwimm-EM in Belgrad im olympischen Synchron-Bewerb vom Turm sensationell die Goldmedaille gewonnen.
In Serbien sammelten Knoll/Lotfi am Freitag in sechs Runden 367,05 Punkte und waren damit klar besser als die Italiener Francesco Casalini/Julian Verzotto (356,88) und Ben Cutmore/Euan McCabe (350,70) aus Großbritannien. Im Wasserspringen ist es die erste Medaille für Österreich seit acht Jahren.
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"Ich muss eigentlich nicht viel sagen. Meine Tränen zeigen eigentlich, wie wir uns fühlen. Es ist unglaublich", sagte der 19-jährige Knoll. Und der 23-jährige Lotfi fühlte sich ähnlich. "Ich kann es immer noch nicht glauben. Es ist echt überwältigend. Wir sind wir Europameister. Wahnsinn, unfassbar." Zur Halbzeit des im Freien ausgetragenen Bewerbes lag das OSV-Duo wie nach dem ersten Sprung auf Rang fünf. Mit Sprung Nummer vier gelang der Vorstoß auf Platz drei. "Da hat sich abgezeichnet, dass es mit einer Medaille etwas werden kann", verlautete OSV-Trainer Aristide Brun gegenüber der APA.
Nervenstärke
Danach übernahmen Knoll/Lotfi erstmals die Führung und zeigten im letzten Durchgang Nervenstärke. "Natürlich bereiten wir uns auf so etwas vor. Das war keine neue Situation, dass wir mit Druck umgehen mussten. So etwas kann man aber nicht trainieren", meinte Knoll. Brun war von der Coolness seiner Athleten begeistert. "Grundsätzlich war es eine Ausnahmesituation, dass sie EM-Gold holen können. Der letzte war dann ein guter, sicherer Sprung, sie haben es gut gemacht, die Nerven haben gehalten, sie sind fokussiert geblieben und haben es durchgezogen", resümierte Brun.
Gold im Synchro sei "schon okay", fügte er lächelnd hinzu. "Das ist eine sehr erfreuliche Überraschung, damit habe ich nicht gerechnet." Den Österreichern konnte auch die große Hitze bei mehr als 35 Grad keinen Strich durch die Rechnung machen. "Es war schon grenzwertig", schilderte Brun seine Sicht zu den Verhältnissen.
Für ihn waren die Ukrainer Kirill Boliukh/Mark Hrytsenko die Favoriten. Die waren auch bis nach dem vierten Sprung in Front, verpatzten aber den fünften und mussten sich deshalb mit Rang fünf begnügen. Knoll/Lotfi jubelten hingegen über ihren größten Karriereerfolg. 367,05 Punkte bedeuteten auch eine Bestmarke. "Super, es war ihr bester Synchron-Wettkampf bis dato, klarerweise", sagte Brun. Auch für ihn als Trainer war es das bisherige Highlight seiner Laufbahn.
Ende der Durststrecke
Auch aus österreichischer Sicht wurde eine lange Durststrecke beendet. EM-Gold hatte zuletzt Kurt Mrkwicka 1962 in Leipzig vom Drei-Meter-Brett geholt. Zuvor war dieses Kunststück nur Klara Bornett und Mädi Epply (jeweils 1927/Bologna/Turm) sowie Sepp Staudinger (1931/Paris/10 Meter) gelungen. Im Synchron-Bereich war es überhaupt erst die zweite österreichische Medaille nach Bronze 1997 vom Turm in Sevilla von Marion Reiff und Anja Richter. Als zuvor letzter Österreicher hatte 2016 in London Constantin Blaha vom Ein-Meter-Brett mit Bronze einen Podestrang erreicht.
Für Knoll könnte am Sonntag im Einzel vom Turm eine weitere Medaille dazukommen. "Ich habe schon im Synchron gesagt, eine Medaille ist das Ziel und ich sage es auch im Einzel wieder", gab sich Knoll optimistisch. Brun hält das für nicht unmöglich. "Ich denke, der Triumph pusht ihn schon ziemlich, das kann schon helfen", sagte der OSV-Coach. Lotfi, der im Jänner 2019 die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen bekommen hatte, hat auch noch weitere Medaillen-Chancen.