Skurril: Kein Cross-Weltcupbewerb vor der WM am Kreischberg.
Nur die Parallelläufer dürfen mit ihrem Weltcup-Programm wirklich zufrieden sein, alle anderen Snowboard-Sparten sind nicht mit Rennen gesegnet. Die Crosser beispielsweise hatten vor den Weltmeisterschaften am Kreischberg keinen einzigen Bewerb. Ein klares Bekenntnis des Weltverbandes FIS fordern nicht nur die Athleten, sondern auch der Österreichische Skiverband (ÖSV).
Kein Weltcup für Cross und Slopestyle
Die Parallel-Snowboarder hatten in diesem Winter drei Stationen im Kalender, je einen Weltcup gab es in der Halfpipe und einen im Big Air. Fehlanzeige, was Arbeitseinsätze betrifft, lautete es hingegen im Cross und im Slopestyle. In manchen Disziplinen sind sogar weniger als eine Handvoll FIS-Weltcups überhaupt in der kompletten Saison angesetzt.
Zweifel an der FIS
"Ich habe nicht das Gefühl, dass die FIS wirklich hinter den Freestyle-Sparten steht, sonst müsste ein ganz anderer Kalender dastehen. Das ist schon bedenklich, da ist sehr viel Luft nach oben", sagte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum. Er erkenne nicht "die Power von Seiten der FIS". Die Vermarktung sei aber schwierig, ergänzte er.
Läufer fühlen sich "verarscht"
2009-Weltmeister und 2013-WM-Silbermedaillengewinner Markus Schairer spricht von "Wahnsinn, was die FIS mit uns macht". Zwölf Rennen seien im August angesagt gewesen, dann habe man eines nach dem anderen rausgestrichen. "Wir kommen uns ehrlich gesagt ein bisserl verarscht vor. Und für die Rennen, die ausfallen, sei es schneebedingt oder warum auch immer, finden sie keine Ersatztermine." Auch die Montafon-Heimrennen fielen der prekären Schneelage zum Opfer.
Man wisse nicht, wie man den Sport betreiben soll mit vier Rennen. "Die Springer oder Skifahrer haben 40 Rennen, davon können wir nur träumen", sagte der Vorarlberger. Das Dilemma: "Wenn man zu einem Arbeitgeber hingeht und sagt, man ist das halbe Jahr nicht da, dann lacht dich der aus und zeigt dir den Vogel. Und wenn man zu einem Sponsor sagt, man hat vier Rennen im Jahr, tut der genau das Gleiche. Wir stecken da schon ein bisserl in der Zwickmühle drinnen."
Snowboarder und Freestyler gemeinsam?
Überlegungen, die Crossbewerbe der Snowboarder und Ski-Freestyler terminlich zusammenzulegen, begrüßt Schairer: "Das würde funktionieren, es ist zwar eine Umstellung, aber es könnte gehen. Da erspart man sich dann einen Haufen Kohle." Bei den Olympischen Spielen hat es zuletzt schon sehr gut funktioniert, bei der ersten gemeinsamen WM der beiden Sportarten werden erneut Synergien genützt. Denn für einen Cross-Parcours benötigt es nicht nur Unmengen von Schnee, sondern auch sehr viel Arbeitskraft.
Auch WM-Debütant Julian Lüftner spricht von einem bisher zähen Winter. "Es ist schon frustrierend, wenn man sieht, dass ein Rennen nach dem anderen abgesagt wird. Man trainiert das ganze Jahr, dass man drei Rennen fährt." Es könne nicht das Ziel sein, im März mit der Weltcup-Saison zu beginnen, da müsse sich die FIS "ein bisserl an die Nase fassen". Für das nächste Jahr müsse sich was ändern, Gespräche seien im Laufen. "Mal schauen, was am Ende rauskommt."
Kritik an Ski-Lobby
Dem Sotschi-Olympia-Zehnten Hanno Douschan kommt es so vor, dass die Snowboarder angesichts der Ski-Lobby in der FIS keine Chance hätten. "Es ist wirklich ein Drama. Für drei Rennen im Jahr trainiere ich den ganzen Sommer. Ich habe nun nebenbei zu studieren begonnen. Mit dem Snowboardsport, wie er zurzeit ausgeübt wird, kannst nicht alt werden."
Auch der Kärntner plädiert dafür, sich mit den Ski Crossern zusammenzutun. "Wenn man das seriös angeht und was Gescheites auf die Füße stellt, dann kann man eine Weltcuptour mit zehn, zwölf Weltcups haben, oder acht Stopps und ein paar davon mit zwei Rennen. Das funktioniert bestimmt." Sein Tipp an die FIS: "Alt eingessene Leute, die aufs Skifahren spezialisiert sind, müssen vom hohen Ross runtergehen und sagen, lassen wir sie mitmachen. Da profitieren alle davon."
Pum fordert klare Entscheidung
Hans Pum wünscht sich von der FIS und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eine klare Entscheidung, wo es bezüglich der vielen jungen Disziplinen hingehen soll. "Du kannst nicht nur zusätzlich Disziplinen und Disziplinen ins Olympische Programm aufnehmen, und du hast nirgends eine Struktur. Man sieht, wie schwer es zu vermarkten ist, man kann nicht nur lauwarme Sachen machen. Entweder ich konzentriere mich auf ein paar Sparten, dann ist das okay. Aber ich kann nicht sagen, das nehme ich noch dazu und das, und dann mache ich einen Kalender mit einem Bewerb."
Letztendlich hänge natürlich auch das Engagement des ÖSV von den FIS-Entscheidungen ab: "Du hast nur zwei Einnahmequellen, Alpin und Springen, alle anderen Sparten werden damit querfinanziert", gab Pum zu bedenken. Man müsse da sehr vorsichtig vorgehen und schauen, auf welche Sparten man sich dann möglicherweise konzentrieren wird.